Auf Grundlage des Bürgerentscheids 2017 war geplant, den mit Steinkohle betriebenen Block II des Heizkraftwerks (HKW) Nord – am Rand von Oberföhring auf dem Gemeindegebiet Unterföhring (Landkreis München) gelegen – in der in der Heizperiode 2022 / 23 zu einer Gas- und Dampfturbinenanlage umzurüsten. Aufgrund des Angriffkriegs auf die Ukraine und der daraus entstandenen Gasknappheit hatte der Stadtrat beschlossen, den Prozess auf die Heizperiode 2024 / 25 zu verschieben. Vor kurzem erreichte nun der letzte Kohlezug das HKW!

Laut Stadtwerke München (SWM) ist für die Umstellung des Blocks II von Kohle auf Gas kein Neubau erforderlich. Es müssen „lediglich die bestehenden Anlagen für den Brennstoffwechsel optimiert werden“. Dafür nutzen die SWM die geplante Revisionszeit im Sommer. Die Kosten für die Umstellung betragen rund zwei Millionen Euro. Zur Heizsaison 2024 / 25 wird die gasbefeuerte Strom- und Fernwärmeerzeugung aufgenommen.

Grundsätzliche SWM-Angabe: „Ein kontinuierlicher Grundlastbetrieb des Blocks II für die kommenden Jahre ist nicht vorgesehen, da er weder technisch noch wirtschaftlich sinnvoll ist. In den Wintermonaten, in denen eine erhöhte Wärmenachfrage besteht, wird der Block für eine sichere Fernwärmeversorgung weiterhin benötigt. Die Spitzenlast kann andernfalls nicht abgedeckt werden.“ Außerhalb der Heizperiode werde der Einsatz des Blocks jedoch erheblich zurückgehen, da andere Anlagen den Strom- und Fernwärmebedarf effizienter decken können. So sollen die CO2-Emissionen deutlich sinken: Der Block II werde mit der Umstellung bis einschließlich 2028 voraussichtlich rund 4,9 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen – eine Million Tonnen weniger als im Kohlebetrieb.

Und: Die Systemrelevanz des Blocks II hängt entscheidend von der geplanten Übertragungsleitung SuedOstLink ab. Diese soll voraussichtlich ab 2027 Strom aus dem windreichen Norden nach Bayern liefern. Bis zu deren Fertigstellung ist der Block II auch zur Stabilisierung des bayerischen Stromnetzes unverzichtbar. Nach dem Ende der Systemrelevanz hängt die Dauer des Betriebs von Block II mit Erdgas maßgeblich vom Fortschritt beim Ausbau der erneuerbaren Energien ab, insbesondere der Geothermie.

Der Brennstoffwechsel im Block II füge sich auch in die deutsche Kohleausstiegsstrategie ein. Diese sieht vor, dass Kohlekraftwerke schrittweise durch erneuerbare Energien ersetzt werden sollen. In einem ersten Schritt sollen erneuerbare Energien und Gaskraftwerke die Kohle (und bis vergangenes Jahr die Kernkraft) ersetzen. In einem weiteren Schritt soll dann Wasserstoff das Erdgas verdrängen. Die SWM wollen den städtischen Bedarf an Fernwärme bis spätestens 2040 vor allem auf Basis von Tiefengeothermie CO2-neutral zu decken.

Blick von der Ausfahrt Oberföhring an der Effnerstraße auf die drei 130 Meter hohen HKW-Nord-Schornsteine. In der kommenden Heizperiode wird endlich von Steinkohle auf Gas umgestellt. Foto: hgb