Auf Basis des Bürgerentscheids im Jahr 2017 war geplant, den mit Steinkohle betriebenen Block I des Heizkraftwerks (HKW) Nord – am Rand des Bogenhauser Stadtteils Oberföhring auf dem Gemeindegebiet Unterföhring (Landkreis München) gelegen – in der in der Heizperiode 2022 / 23 zu einer Gas- und Dampfturbinenanlage umzurüsten. Aufgrund des Angriffkriegs auf die Ukraine und der daraus vorrübergehend entstandenen Gasknappheit hatte der Stadtrat beschlossen, den Prozess auf 2024 zu verschieben. Wie ist nun der aktuelle Stand bei der Umrüstung?

Per Antrag, eingereicht von den Grünen, fordern die Mitglieder des Bezirksausschusses in einem einstimmig gefassten Beschluss von den Stadtwerken München (SWM) eine „ausführliche Erläuterung des Sachstands der Umrüstung.“ Verlangt werden „genauere Informationen zu den Verhandlungen mit der Gemeinde Unterföhring und dem angestrebten Zeitplan für die kurz-, mittel- und langfristige Umrüstung auf klimaschonende Energieträger“. 

Das Referat für Umwelt und Klimaschutz wird darüber hinaus gebeten, den Schaden aufgrund des verzögerten Umstiegs von Kohle auf Erdgas in Bezug auf klimaschädliche Emissionen einzuschätzen und Kompensationsansätze sowie gegebenenfallsweitere Reduktionsmöglichkeiten durch Maßnahmen zur Transformation auf erneuerbare Energien darzustellen.

Der Hintergrund: Zwischen der Stadt und Unterföhring besteht Uneinigkeit bezüglich der Umrüstung auf Erdgas. So hatUnterföhring geplant, ab Ende 2024 per Bebauungsplan den Betrieb von fossil betriebenen Energieanlagen zu untersagen. Es liegt, so heißt es in der Initiative, auch im Interesse Münchens, schnellstmöglich eine Einigung über einen langfristigen und verlässlichen Zeitplan für die klimaneutrale Umrüstung zu erzielen, ohne dabei die Versorgungssicherheit einzuschränken. 

Zur Verdeutlichung: Rund 800 000 Tonnen Steinkohle pro Jahr, also etwa 2400 Tonnen am Tag oder circa 100 Tonnen pro Stunde,werden verbrannt. Schlicht irre, auch wenn dadurch Elektrizität sowie Fernwärme für rund 150 000 Haushalte erzeugt wird. 

Wie modern und aufwendig die Reinigung, das Filtern der Abgase aus den drei, jeweils 130 Meter hohen Schornsteinen im Kraftwerk – in den Blöcken I und III werden seit 1992 bzw. 1983 jährlich bis zu 700 000 Tonnen Restmüll verbrannt – auch ist oder sein mag: „Das HKW Nord ist“, wie es ein Bogenhauser Lokalpolitiker einmal drastisch formuliert hat, „Münchens größte Dreckschleuder“. Denn das HKW verschmutzt die Luft stärker als der gesamte Münchner Straßenverkehr – die Co2-Emissionen betragen laut Experten bis zu zwei Millionen Tonnen. Pro Jahr, wohlgemerkt! Dazu kommen – nebenbei – noch jährliche hochgiftige Quecksilber-Emissionen von rund 70 Kilogramm.

Dieser Tage präsentierten die SWM die „Emissionsdaten nach 17. BImSchV vom 1. Januar bis 31. Dezember 2023 für den Block 1 mit den Linien 11 und 12“. Die SWM-Bewertung des Zahlenwerks:„Die geforderten Emissionsbegrenzungen und Verbrennungsbedingungen wurden im Normalbetrieb sicher eingehalten. Die messtechnisch erfassten Betriebszeiten der beiden Linien betrugen zusammen 13 837 Stunden. Während desBetriebszeitraumes kam es vereinzelt zu Überschreitungen von Emissionsgrenzwerten, die ausnahmslos bei besonderen Betriebszuständen kurzzeitig auftraten“ (nähere Auskünfte über die Beurteilung der Messungen von Emissionen und der Verbrennungsbedingungen gibt‘s bei der SWM Services GmbH, Emmy-Noether-Straße 2, 80287 München, Tel.: 089 / 2361-2005).

Blick von der Effnerstraße auf die drei 130 Meter hohen HKW-Nord-Schornsteine. Wann wird die Verbrennung von Steinkohle auf Gas umgestellt?   Foto: hgb