Anfang Oktober war mit den Arbeiten entlang der Johanneskirchner Straße für den Bau der Tram zum S-Bahnhof begonnen worden. Nach Intervention von Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter, beim Bauministerium und der Regierung von Oberbayern mussten die Stadtwerke München (SWM) auf Anordnung alle Baumaßnahmen einstellen, da es keinen gültigen Planfeststellungsbeschluss gibt. Lediglich „baustellensichernde Maßnahmen“ sind / waren noch zulässig.Vorzeitiges Verlegen von Leitungen in der Fahrbahn oder Baumfällungen sind untersagt.

Ruth-Beatrice Lang, stellvertretende Projektleiterin, räumte unlängst im Bezirksausschuss ein: „Wir haben kein Baurecht, wir werden nicht dagegen vorgehen.“ Dazu Brannekämper: „Das ist eine schallende Ohrfeige für die SWM“. Die Ingenieurin zum von den SWM angedachten Zeitplan: „Den Planfeststellungsbeschluss erwarten wir nicht vor Herbst. Voraussichtlich ab Dezember könnte Baurecht bestehen. Dann könnten wir im Januar 2025 weitermachen. Möglich wäre dann eine Inbetriebnahme des Abschnitts im Februar 2027.“ Viel Konjunktiv!

Zum Tram-Abschnitt– rund 700 Meter lang, Kosten mehr als 60 Millionen Euro, Teilstück der Straßenbahn von Schwabing durch den Englischen Garten mit Abzweigung in Bogenhausen zum S-Bahnhof Johanneskirchen, zwei Buslinien verkehren auf diesem Abschnitt – gab es bei der Tagung des Kommunalparlaments am 20. Juni 2023 einen Widerspruchsantrag von Anliegern. Mit Datum 12. Februar 2024 – also nach mehr als sieben Monaten – erfolgte nun die Antwort vom Mobilitätsreferat („in Abstimmung mit der Vorhabenträgerin SWM / MVG“, Auszüge, bearbeitet):

Hinweis • Rechtsverbindliche Einwendungen können nur innerhalb des Planfeststellungsverfahrens erhoben werden.

Baumentfall • Die 89 geschützten und ursächlich durch das Tramprojekt zu fällenden Gehölze werden vollständig durch Neupflanzungen kompensiert. Darüber hinaus gleichen die SWM die 60 nicht geschützten, zu fällenden Gehölze durch 50 Neupflanzungen aus. 

Parkplätze  Der Entfall wird seitens des Mobilitätsreferats auf Basis einer gutachterlichen Parkraumerhebung als verträglicheingestuft. Sollte sich künftig wider Erwarten zeigen, dass im Bereich Johanneskirchen ein sehr großer Mangel an Parkmöglichkeiten entsteht, gibt es verschiedene Maßnahmen, die vom Mobilitätsreferat geprüft werden können, um dem entgegenzuwirken. 

Wendeschleife • Im Bereich der Wendeschleife ist gemäßVerkehrsentwicklungsplan von 2005 eine Verlängerung der Johanneskirchner Straße vorgesehen. Auch der Flächennutzungsplan weist daher auf diesem Areal keine Grünfläche aus. Unabhängig von der offiziellen Klassifizierung dieser Fläche steht außer Frage, dass die angestrebten Veränderungen in der Johanneskirchner Straße und im Bereich der Wendeschleife einen großen Einschnitt für die Anwohnerbedeuten. Gleichzeitig sind wir der Ansicht, dass dieser neue Tram-Abschnitt einen Beitrag zur Mobilitätswende leisten und die Planung in sehr vielen Aspekten eine Bereicherung für die Bürgersein wird. 

Kosten-Nutzen-Verhältnis • Das Projekt weist einen positiven Nutzen-Kosten-Faktor auf. Leider besteht bei städtischenProjekten oft eine Abhängigkeit zu Projekten Dritter (wie bei der Verlängerung der U4, bei der eine hohe Abhängigkeit zum Projekt viergleisiger Ausbau Johanneskirchen – Daglfing der Deutschen Bahn) besteht. Umso erfreulicher ist es daher, dass für die Tram eine Lösung gefunden wurde, die es ermöglicht, sie bereits jetzt umsetzen zu können – unabhängig von der Realisierung des viergleisigen Ausbaus. Die Tram steht nicht in Konkurrenz zum bestehenden Verkehrsangebot (Bus und S- Bahn), da die bestehenden Linien und die Straßenbahn unterschiedliche Verkehrsbeziehungen bedienen. Durch die neue Tram-Strecke können ergänzend zum bisherigen Verkehrsangebot zusätzlicheneue Verbindungen im Tram-Netz angeboten werden. 

Fahrgäste • Für den Abschnitt S-Bahnhof Johanneskirchen – Regina-Ullmann-Straße sind täglich circa 5000 Tramfahrgäste, zusätzlich zur Buslinie 50, prognostiziert. Bei vergangenen Planungen konnte nachgewiesen werden, dass diese Prognosen valide sind und erfreulicherweise teilweise sogar übertroffenwerden können (wie beispielsweise bei der Tram nach St. Emmeram). 

Anschluss an den S-Bahnhof Johanneskirchen • Die Zuwegung zur S-Bahn ist durch eine neue Wegeverbindung im nordöstlichen Bereich der Wendeschleife vorgesehen. 

Lärmschutz • Um künftig Lärmemissionen zu reduzieren, aber auch um die Ziele der Luftreinhaltung umzusetzen, ist eine Stärkung des Umweltverbunds im Verkehrssektor unerlässlich. Die Stadt wird daher unter anderem das Tram-Netz in den nächsten Jahren deutlich ausweiten, um ein höheres Angebot mit neuen Verbindungen im ÖPNV zu schaffen. Die Stadt setzt sich zudem für eine Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ein. In Bezug auf die Planung der Tram Johanneskirchen lässt sich festhalten, dass alle planerischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Lärm und Erschütterungmöglichst gering zu halten. 

Unfallgefahr • Eine Unfallgefahr, die über das übliche Maß in einem städtischen Umfeld hinausgeht, können die SWM in der Wendeschleife nicht erkennen. Wäre dies gegeben, hätte auch die Technische Aufsichtsbehörde im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens interveniert, was nicht der Fall war. Insofern ist zwar für alle die im Verkehr erforderliche Sorgfalt vonnöten, mit deren Berücksichtigung ist dann eine sichere Situation gegeben. Unzweifelhaft verändert sich die Situation fürdie Anwohner, was eine gewisse Gewöhnungsphase erfordert. Es gibt ähnliche Situationen mit Nachbarschaft von Verkehrsanlage und Wohnnutzungen mehrfach in der Stadt, ohne dass es dort Probleme gäbe, zum Beispiel am Gondrellplatz oder im Bereich der Parkstadt Schwabing. 

Oberleitungen • Im Englischen Garten wird aus Denkmalschutzgründen auf die Oberleitung verzichtet. Diese Voraussetzung ist in Johanneskirchen nicht gegeben. Zudem wurden im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung die Wirkfaktoren auf alle Schutzgüter, einschließlich dem Schutzgut Mensch (für das Landschaftsbild wurde der Wirkfaktor als nicht erheblich eingestuft), untersucht und entsprechende Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen festgelegt.

Still ruht die Baustelle des geplanten Tram-Abschnitts in der Johanneskirchner Straße zum S-Bahnhof. Nach Auffassung der meisten Bürger soll keine Straßenbahn gebaut werden.   Foto: hgb