Der Bezirksausschuss (BA) begrüßt die Absicht, ein flächendeckendes Radverkehrsnetz mit Radvorrangrouten (RVR) in München auszuweisen. Die im Entwurf enthaltenen Routen sind grundsätzlich positiv einzuschätzen. Jedoch kann keine einzige der im 13. Stadtbezirk vorgesehenen RVR aktuell die in der Beschlussvorlage aufgeführten Anforderungen erfüllen. Ohne umfangreiche bauliche Maßnahmen werden diese RVR auf absehbare Zeit auch nicht zu errichten sein.“
Diesem Statement zum „neuen Radverkehrsnetz“ (eine Anhörung des Mobilitätsreferats) stimmten die Lokalpolitiker gegen die Stimmen von CSU und die Stimme des Vertreters der Freien Wähler zu. In dem Konzept enthalten sind in Bogenhausen 19 Straßen (siehe Liste am Ende).
Erklärung zum neuen Radverkehrsnetz laut der Behörde: Das „umfasst vier Kategorien: Radschnellverbindungen (RSV), Radvorrangrouten (RVR), Radverkehrsverbindungen und Radverkehrsanbindungen. Damit entsteht ein konzeptionelles, übergeordnetes Steuerungsinstrument, das die Ziele im Bereich Radverkehr festlegt. Das Radverkehrsnetz ist bei Neu-, Aus- oder Umbaumaßnahmen im Straßennetz und in Bebauungsplänen die maßgebliche Grundlage.“
So soll ein „lückenloses Netz aus optisch hervorgehobenen Strecken alle Stadtbezirke, etwaige Radschnellwege und wichtige Orte des öffentlichen Lebens wie beispielsweise Hochschulen oder Kultureinrichtungen verbinden.“
Vertreter der CSU-Fraktion kritisierten das RVR-Konzept „als unpassend für städtische Gebiete“, Grüne und die ÖDP widersprachen. Sie sehen aber „großen Verbesserungsbedarf bei den in den Plänen ausgewiesenen Strecken.“ Ironischer (?) Kommentar eines Besuchers der Tagung des Kommunalparlaments: „Ham di a Rad ab …?“ Die Stellungnahme (gekürzt und bearbeitet) der Stadtteilvertreter zu den 19 Bogenhauser Abschnitten:
• Die am 15. März 2022 im BA beschlossene Alternativführung der RSV nach Markt Schwaben über die Daglfinger Str. östlich der Bahnstrecke ist im Plan nicht eingetragen. Der BA weist auf die Beschlusslage hin und fordert die entsprechende Ergänzung im Plan.
• Der östliche Isarradweg ist aufgrund der Bauarbeiten am Föhringer Ring noch für mehrere Jahre nach Norden blockiert. Die bestehende Umleitung ist bisher nur bis zum Aumeister ausgewiesen, hier sollten Schilder ergänzt werden. Eine Trennung vom Fußverkehr ist längerfristig anzustreben, eine Asphaltierung sollte aufgrund der Lage im Landschaftsschutzgebiet nicht erfolgen.
• Montgelasstr.: Aufgrund der Steigung und des mit der erhöhten Geschwindigkeit verbundenen Unfallrisikos ist der Radweg seit vielen Jahren Gegenstand zahlreicher Bürgerbeschwerden. Als Tangentialverbindung in den Englischen Garten ist die Montgelasstr. für den Radverkehr unersetzbar, stellt jedoch aufgrund der geringen Breite und der Einmündung der Möhlstr. ein erhebliches Sicherheitsrisiko bei hoher Frequentierung dar. Ohne umfangreiche Verkehrsberuhigung ist eine Verbreiterung des Radwegs nicht absehbar.
• Isarring: Aufgrund des begrenzten Straßenschnitts sind bauliche Verbesserungen bei Beibehaltung der Fahrspuren nicht möglich. Wegen des geringen Fußverkehrs ist die Breite des Radwegs ein eher geringfügiges Problem. Eine Ausnahme stellt die Steigung des Wegs auf der südlichen Straßenseite Richtung Effnerplatz dar, wo es keinen eigenen Radweg gibt.
• Bülowstr.: Die Trennung vom Fußverkehr ist hier dringend notwendig, der aktuelle Zustand ist beidseitig nicht ausreichend. Ein Prüfauftrag für die Südseite wurde bereits vom BA beschlossen und vom Mobilitätsreferat bearbeitet, ein Entfall von 32 Stellplätzen ist allerdings gegenwärtig nicht mit dem hohen Parkdruck vereinbar.
• Richard-Strauss-Str.: Der Radweg ist deutlich zu schmal, aufgrund der Begrenzung durch die Grünstreifen und durch die Parkbuchten ist ein gefahrloses Überholen nicht möglich.
• Leuchtenbergring: Die Unterführung ist aktuell nicht für hochfrequentierten Radverkehr geeignet, der abschüssige Teil auf der Südostseite gehört aufgrund des schmalen Radschutzstreifens auf der Fahrbahn zu den unangenehmsten Radstrecken in Hinsicht auf das Sicherheitsgefühl.
• Englschalkinger Str.: In wenigen Abschnitten ist der Radweg ausreichend verbreitert worden, der Ausbau des östlichsten Teils ist bereits beschlossen. Zur Erfüllung der Funktion als RVR ist insbesondere der Bereich zwischen Effner- und Cosimastr. auszubauen, da hier der Radweg sehr frequentiert genutzt wird und es zu Konflikten insbesondere am Klinikum Bogenhausen kommt.
• Vollmannstr.: Der Zustand ist unzureichend, ohne bauliche Veränderungen ist hier nichts zu machen. Es gab vor Jahren Gespräche zur Umsetzung des Radentscheids. Diese wurden jedoch auf Eis gelegt, bevor sie den BA erreichten. Der BA wünscht eine Wiederaufnahme der Gespräche.
• Cosimastr.: Aufgrund der Tramtrasse ist ein Ausbau des Radwegs ohne Entfall hunderter Stellplätze oder einer Entfernung des Baumgrabens nicht möglich. Beides ist nicht gewünscht und so stellt der bauliche Zustand ein Problem hinsichtlich einer Ausweisung als Radvorrangroute dar. Zudem kommt es aufgrund des mit Pappeln bewachsenen Grünstreifens häufig zu Wurzelaufbrüchen.
• Hultschiner Str. / Eggenfeldener Str.: Ein Ausbau des lückenhaften Radwegs ist auf absehbare Zeit nicht realisierbar (im Bereich der Friedrich-Eckart-Str. nur durch Entfall zahlreicher Stellplätze möglich). Die Autobahnunterführung ist aufgrund des fehlenden baulich getrennten Radwegs ein erhebliches Sicherheitsrisiko für den Radverkehr.
• Salzsenderweg: Die Probleme bezüglich der Trennung des Fuß- und Radverkehrs und der dafür erforderlichen Wegbreite ist bekannt, eine Machbarkeitsstudie läuft. Die Aufnahme des Wegs in den Zuständigkeitsbereich des Winterdiensts ist hinsichtlich der Funktion als Schulweg und bereits heute hochfrequentierte Radroute ausdrücklich zu begrüßen.
• Freischützstr.: Hier gelten ähnliche Bedingungen wie bei der Cosimastr., jedoch ist das Radverkehrsaufkommen eikn. Wen ig geringer. Die Einfädelung des endenden Radwegs im Bereich nördlich der Johanneskirchner Str. ist nach wie vor nicht wirklich sicher gelöst.
• Johanneskirchner Str. (Ost): Eine bauliche Trennung des Radverkehrs von der Fahrbahn ist aufgrund der geringen Breite des Straßenschnitts nicht möglich. Eine Lösung ist nicht absehbar.
• Brodersenstr.: Hier ist im Kontext der Planungen für das Neubaugebiet im Nordosten ein neuer Straßenquerschnitt zu erarbeiten, der einen ausreichend breiten Radweg beinhaltet.
• Fideliostr. / Stegmühlstr.: Die Fideliostr. soll nach übereinstimmendem Wunsch des BAs und des Mobilitätsreferats als Fahrradstr. ausgewiesen werden. Hierfür ist die Frage der Rechtskonformität mit dem bestehenden Radweg zu prüfen, ein Rückbau sollte aufgrund der Schulwegsituation nach Möglichkeit nicht erfolgen. Die Stegmühlstr. soll zukünftig nicht mehr für den MIV freigegeben werden, wenn der viergleisige Ausbau der Bahn abgeschlossen ist. Bis dahin muss allerdings eine Übergangslösung gefunden werden, um den Radverkehr sicherer zu machen.
• Glücksburger Str. / Kunihohstr. / Burgauerstr.: Mittelfristig ist hier nur die Ausweisung einer durchgehenden Fahrradstr. eine Option zur Erreichung der Ziele. Ein baulicher Radweg erscheint aufgrund der Enge unrealistisch. Eine südliche Verbindung in den Bereich des Gleisdreiecks nach Trudering wird ausdrücklich begrüßt.
• Die Prinzregentenstr. stellt ebenfalls eine zentrale Verbindung in die Innenstadt dar und sollte zumindest als Prüffall in den Plan aufgenommen werden. Hier wäre eine Rad-Bus-Spur möglicherweise eine ansatzweise verträgliche Lösung, jedoch nur mit einer Reduzierung des MIV, welche auch für die Planungen im Bereich westlich des Europaplatzes dringend erforderlich ist.
• Die Ostpreußenstr. ist rein funktional eine Lücke im Entwurf. Allerdings bietet sie eine der schlechtesten Ausgangsbedingungen für den Radverkehr im ganzen Stadtbezirk. Deshalb sollte eine Aufnahme in das Radvorrangnetz erstmal nicht weiterverfolgt werden.Stattdessen ist die Aufnahme der Marienburgerstr. zu prüfen, die bereits heute größtenteils eine Fahrradstr. ist und so die Lücke schließen kann. Zusätzlich sollte die Westpreußenstr. mit Verlängerung über die Graudenzer Str. geprüft werden. Letztere kann die Vorgaben allerdings nur mit umfangreichen Maßnahmen inklusive der benachbarten Straßen auf einen verträglichen Stand gebracht werden.
