23. September 2016
Man kann es in diesem Fall nicht anders formulieren: Es ist eine Unverschämtheit, wie die Stadtwerke München (SWM) / Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) die Belange von Fahrgästen, vor allem von Senioren, behandeln und dabei – aus Kostengründen (?) – offensichtlich den bequemsten Weg wählen. Der Fall: die Bushaltestellen Odinpark an der Effnerstraße.
Es wurde beantragt, gefordert, gebeten und gebettelt um Wartehäuschen an den Busstopps für die Linie 187. Schriftliches ging hin und her, realisiert wurde nichts. Als sich dann im Mai Siegfried Irrl, Vorsitzender der Bewohnervertretung im Seniorenhaus MünchenStift, an die MVG gewandt hatte, ging es – zumindest für MVG-Verhältnisse – rasch vorwärts., wenngleich halbherzig.
Angeführt wurde in dem Brief: Vielen Bewohnern ist der Weg zur Tramhaltestelle an der Englschalkinger Straße oder zur U-Bahn am Arabellpark „viel zu lang und zu beschwerlich“. Das Warten auf den Bus im Stehen ist für die meisten Senioren „naturgemäß äußerst anstrengend“. Deshalb wird „eine dringende Bitte“ geäußert: „Veranlassen Sie doch bitte, dass an beiden Haltestellen für wartende Fahrgäste baldmöglichst noch eine Sitzgelegenheit eingerichtet wird. Die doch meist älteren Herrschaften würden sich darüber freuen.“ Der Bezirksausschuss wurde um „tatkräftige Unterstützung“ gebeten, der Initiative stimmten die Lokalpolitiker einstimmig zu.
Datiert vom 22. Juni schrieb laut Briefkopf der „Ansprechpartner“ der MVG an Angelika Pilz-Strasser, Vorsitzende des Kommunalparlaments: „Unsere nochmalige Prüfung hat ergeben, dass es an der Haltestelle Richtung Arabellapark keinerlei Möglichkeiten zum Aufstellen einer Sitzgelegenheit gibt, da weder am Gehweg noch im weiteren Haltestellenbereich der notwendige Platz vorhanden ist.“
In der Tat ist es an dieser Stelle zwischen Geh- und Radweg sowie dem Grünstreifen gefährlich eng, die Ablehnung leuchtet ein.
Dann wird ausgeführt: „In der Gegenrichtung besteht die Möglichkeit im Bereich der dortigen Grünfläche eine Sitzbank aufzustellen. Somit ist in unmittelbarer Nähe der beiden Haltestellen zumindest eine Sitzgelegenheit vorhanden.
Die Planung hierfür haben wir bereits veranlasst. Wir werden darauf achten, dass nach Abschluss der Planungen die Sitzbank baldmöglichst aufgestellt wird.“
Unabhängig davon beantragte am 5. August (für die September-Sitzung des Stadtteilgremiums) ein Bürger, der täglich mit dem Fahrrad an der Haltestelle vorbeifährt: „Dort stehen oft Bewohner des MünchenStifts, warten auf den Bus. Diese älteren Menschen haben keine Möglichkeit sich hinzusetzen, weiter sind sie schutzlos der Witterung ausgeliefert. Erschwerend kommt hinzu, dass der Bus öfters Verspätung hat. Daher stellte ich den Antrag, dass an dieser Haltestelle eine Bank aufgestellt wird, die auch mit einer Überdachung versehen wird, damit den älteren und teilweise gebrechlichen Menschen das Warten auf den Bus etwas erleichtert wird.“
Der Vorstoß ist inzwischen zu 50 Prozent erledigt. Jetzt ist stadtauswärts eine Bank mit fünf Plätzen zwischen Elektroverteilerkästen auf dem Gehweg montiert.
Die zweiten, fehlenden 50 Prozent, Stichwort Überdachung, bedeuten nämlich: In diesen heißen Tagen sitzend in der heißen Sonne schmoren oder angestrengt im Schatten stehen und warten, bei Regen auf der nassen Bank verweilen, im Herbst vom Wind verweht zu werden, im Winter Schnee und Frost ausgeliefert zu sein.
Wunsch erfüllt, Sache zementiert, Deckel zu? Da macht sich’s die MVG zu einfach. Denn zum Antrag des Bezirksausschusses vom Dezember 2014, beide Haltestellen mit Wartehäuschen samt Sitzgelegenheiten nachzurüsten, steht immer noch eine Erklärung und Entscheidung aus.
Mittlerweile hat der Schriftführer der MünchenStift-Bewohnervertretung reagiert, schreibt an die MVG: „Wir bedanken uns im Namen aller Bewohner und der Anrainer für die Aufstellung einer Sitzbank an der östlichen Haltestelle Odinpark.
Es wäre sicher viel schwieriger, auch auf der anderen Seite einen Platz für eine ähnliche Wartebank zu finden. Vielleicht könnte es ja auch noch eine andere >Lösung< geben? Vielleicht könnten Sie ja eine der ferngesteuerten elektronischen Tafeln aufstellen, die rechtzeitig die Ankunft der nächsten Busse anzeigen.
Damit könnten die potentiellen Fahrgäste erkennen, wann der nächste Bus – auch auf der anderen Seite eintrifft und so rechtzeitig die Effnerstraße überqueren.“
Methode ein Schritt nach dem anderen, bis auch die Sitzgelegenheit überdacht ist? Dazu die Äußerungen eines älteren Herrn beim Fotografieren vor Ort: „ Am liabsten würd’ i im Baumarkt in Unterföhring a kloane Holzhütttn kaufa und hinter der Bank aufstelln.“