21. November 2016

Wie kann die parallel zum Mittleren Isarkanal verlaufende Einbahnstraße St. Emmeram – weniger eine Straße als vielmehr ein Weg – für Radfahrer, Spaziergänger und vor allem für Kinder auf dem Weg zur und von der Schule sicherer gemacht werden? Darüber gab es in den vergangenen Wo­chen nach einem Antrag von Anliegern heftige Diskussion im Bezirksausschuss. Nun zeichnet sich eine Lösung ab: Auf Vorschlag des Untergremiums Verkehr verabschiedete das Kommunalparla­ment einen Prüfantrag an die Stadt, „ein zusätzliches Hinweisschild anzubringen und eine elektro­nische Geschwindigkeitsanzeige“ zu installieren.

Die Straße St. Emmeram ist enger Abschnitt ohne befestigte Gehwege, morgens und abends an Herbst- und Wintertagen dunkel, mit Besucherverkehr zu einem Restaurant und Biergarten. Und mit starkem Schleichverkehr bei Staus auf der Oberföhriner Straße wie jüngst beim Ausbau des Isarrings.

Vor diesem Hintergrund hatten die Lokalpolitiker im Oktober beschlossen, zunächst das Ergebnis einer Erörterung von Vertretern des Kreisverwaltungsreferats (KVR) und der Polizei Bogenhausen abzuwarten, um dann „die beste Möglichkeit zur Beruhigung der Straße“, so Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser, zu beraten und zu beschließen.

Bei einer aktuell durchgeführten Überprüfung hat die Polizei nun konstatiert, dass nur mehr fünf Fahrzeuge innerhalb einer Stunde hier unterwegs sind. Auf dieser Basis sieht das KVR jetzt keinen Handlungsbedarf mehr.

Eine elektronische Geschwindigkeitsanzeige in der Straße St. Emmeram installieren – diesen Prüfantrag hat der Bezirksausschuss an die Stadt gerichtet. Wird der Wunsch realisiert, könnte es wie auf dem Bild aussehen. Fotomontage: hgb

Indes monierte ein Anwohner Statteilgremium erneut, dass sich viele „Autofahrer schon seit Jahren nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/halten, das Tempolimit oft überschreiten und sogar gegen die Einbahnstraße fahren.

Es geht nicht um die Anzahl der Autos, denn wenn ein Auto vorbeifährt, wird es verdammt eng. Zwischen Auto und Mensch sind oft nur noch 30 bis 50 Zentimeter Abstand. Es geht darum, wie man die Kinder schützen kann.

Der momentane Zustand wird nicht ewig gut gehen.“ Der Mann forderte daher eine „Fahrrad- oder eine verkehrsberuhigte Straße“.

Laut Martin Tscheu, Vorsitzender des Untergremiums Verkehr, „ist aber eine verkehrsberuhigte Zone wegen der Feuerwehrzufahrt nicht möglich und eine Fahrradstraße nach Erörterung mit den KVR-Fachleuten und den Polizeivertretern nicht sinnvoll, zumal die Radler ja in einem Affenzahn den Berg runterrasen“. Und erwogene Piktogramme auf der Fahrbahn „bringen nichts, weil sie im Winter ja verdeckt sind“, so CSU-Vertreter Peter Reinhardt.

So denn verständigten sich die Lokalpolitiker auf den Vorschlag „elektronische Geschwindigkeitsan­zeige“ des Verkehrsausschusses. Der ans Rathaus gerichtete Prüfantrag geht in Kopie auch an die städtische Schulwegbeauftragte zwecks Einschätzung der Situation.

Nach der Tagung des Bezirksausschusses ärgerte sich ein Lokalpolitiker, dass er nicht „mobile Dialog Displays“ vorgeschlagen hatte. Der Mann erinnerte sich nämlich an eine Diskussion im Gremium vor sechs Jahren. Damals hatte sich Robert Brannekämper, damals für die CSU im Stadtrat, für solche Geräte „an Gefahrenquellen wie Schulen, Kindergärten und Horten“ eingesetzt, weil sie „alle drei Monate an einer anderen neuralgischen Stelle in beide Fahrrichtungen installiert werden können“. Eine solche Anlage kostet laut Brannekämper nach damaliger Kalkulation „im Leasingverfahren, Laufzeit 48 Monate, etwa 4500 Euro.“

Wie funktionieren mobile Dialog Displays? Passiert ein Autofahrer den Messbereich in vorgeschrie­benem Tempo oder gar langsamer, leuchtet das Wort „Danke“ auf. Darüber erscheint ein lachendes Kindergesicht auf der Anzeigetafel. Tritt ein Fahrer hingegen das Gaspedal durch, ist er zu schnell unterwegs, mahnt das Display „Langsam!“, die Miene des Mädchens oder des Bubens verfinstert sich. Kurzum: Die Displays treten in Dialog mit den Autofahrern, daher werden die Anlagen oft auch als >sprechende Verkehrszeichen< bezeichnet.

Ein Dialog Display mit einem lachenden oder traurigen Kindergesicht in der Straße St. Emmeram – das würde die Aufmerksamkeit von Autofahrern zur stärkeren Temporeduzierung mehr veranlassen als eine „einfache“ Geschwindigkeitsanzeige. Fotomontage: hgb

Übrigens: Bereits 2010 hatte das KVR hat zusammen mit Fachleuten der Technischen Universität zwei Dialog-Display-Feldversuche durchgeführt – in Pasing beim Bert-Brecht-Gymnasium und in Trudering an der Friedenspromenade in der Nähe von Bushaltestellen.

Das Ergebnis: Bei allen Tests hatten die Autofahrer seinerzeit das Tempo gedrosselt. Sie fuhren auch langsamer, als die Anlagen längst wieder verlegt waren.

Auf Basis dieser Erfahrungen sollten nach damaligen KVR-Plänen für München 100 mobile Tempo­anzeiger, jeweils vier pro Stadtbezirk, angeschafft werden. In Absprache von KVR, Polizei und Lokalpolitikern war vorgesehen, die Messstandorte gemeinsam auszuwählen.

Das ganze Paket hätte rund eine halbe Million Euro verschlungen. Doch im Rathaus gab’s keinen Konsens. Diverse Politiker hielten Geräte, die eine konkrete Geschwindigkeit anzeigen, für besser.

Indes bewirken laut Polizei Dialog Displays mit einem lachenden oder traurigen Smiley oder einem Kindergesicht wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Geschwindigkeitsreduzierung als reine Tempoanzeigen. Das wäre also die ideale Lösung für St. Emmeram. Doch auch schon eine elektro­nische Geschwindigkeitsanzeige würde wohl die Gefahrenquelle entschärfen.