14. Januar 2017
Ende 2017 soll das wegen seines Grundrisses so bezeichnete Sternhaus an der Arabellastraße 4, die vor 40 Jahren eingeweihte Konzernzentrale der BayWa, nach rund dreijähriger Generalsanierung, Aufstockung um drei Etagen plus einem Technikgeschoss und einem neuen sechsstöckigen Campusgebäude sowie einer auf mehr als 600 Stellplätze erweiterten Tiefgarage wieder bezogen werden. Der Büro-Tower soll dann optisch leichter, eleganter und schlanker wirken. Einst 60 Meter hoch, misst er künftig exakt 76,1 Meter.
Gegen die Erhöhung hatten Ende 2014 die Mitglieder des Bezirksausschusses – Grundlage war der von der Stadtgestaltungskommission im Sommer zuvor gebilligte überarbeitete Entwurf für die Rundum-Vitalisierung des Komplexes – im Einklang mit vielen Anwohnern massiv protestiert. Denn der Bebauungsplan sieht eine Traufhöhe, die Höhe ab Dachoberkante, von 60 Metern vor. Für die Aufstockung hatte die Lokalbaukommission (LBK) im Planungsreferat eine Ausnahmegenehmigung, eine so genannte Befreiung, erteilt.
Diese Vorgehensweise und die Konsequenz daraus hatte Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, seinerzeit im Kommunalparlament empört: „Die Bürger wurden nicht beteiligt. Bevor man solch eine Planung genehmigt, müssen Fragen wie Sichtachsen und Verschattung der Nachbarschaft genau geprüft werden. Wenn Immobilienbesitzer in der Umgebung künftig ebenfalls aufstocken wollen, kann die Stadt ihnen das wohl kaum verwehren.“ Bis dato kursieren nämlich Gerüchte, dass ein Hotel-Betonklotz noch näher an die Sterne rücken soll.
Fakt ist, dass sich in der näheren Umgebung Wohngebäude befinden, die künftig wohl – vor allem im Herbst – stärker verschattet werden. Bei einer öffentlichen Informationsrunde des Agrarriesen hatten Anwohner von Häusern nördlich der Englschalkinger Straße diesen Umstand moniert. Ein Bürger hatte sich echauffiert:
„Wir wollen künftig kein Schattendasein führen.“ Eine vom Stadtplanungsbüro Peter Eisenlauer erstellte Verschattungsstudie war indes zu dem Schluss gekommen: „Es gibt in den Sommermonaten im Wesentlichen keine zusätzliche Verschattung, im Januar bis März und im September/Oktober eine leichte zusätzliche Verschattung von ungefähr 50 Einfamilienhäusern.“
Mit einem von lokalen Experten auf rund 100 Millionen Euro bezifferten Gesamtkostenaufwand werden im Haupthaus zusätzlich rund 7000 Quadratmeter Bürofläche geschaffen, wird im Komplex künftig Platz sein für rund 2000 Arbeitsplätze. Im 20. Obergeschoss werden ein Konferenzraum und ein Eventbereich eingerichtet – mit Sicht auf Münchens City und Panoramablick auf die Alpen. Neben dem Tower entsteht ein sechsstöckiges Gebäude mit weiteren 7200 Quadratmeter Fläche. In einer zweistöckigen, erweiterten Tiefgarage ist künftig Platz für mehr als 600 Autos. Von den einstigen oberirdischen Parkplätzen bleiben nur wenige übrig. Und auch an die Radfahrer wurde gedacht: 240 größtenteils überdachte Stellplätze werden eingerichtet.
Um das Ganze finanziell stemmen zu können wurde das Sternhaus anteilig in eine Projektgesellschaft eingebracht. Nach Fertigstellung geht die gesamte Anlage in den Besitz des Münchner Immobilieninvestors WealthCap gegen einen hohen Millionenbetrag über. Die BayWa mietet dann den Komplex mit parkähnlich gestalteter Umgebung langfristig an.
Zahlen zum Vergleich der in München einzigartige Skyline rund um den Arabellapark: Der HVB-Tower ragt 114 Meter in die Höhe, das Arabella-Hochhaus ist 75 Meter hoch und das seitlich des Sternhauses befindliche Westin Grand Hotel misst 65 Meter. Fast zierlich wirkt dagegen die Skulptur Mae West am Effnerplatz, die mit ihren 52 Meter das höchste Kunstwerk Deutschlands ist.
– Titelbild: Hild und K Architektur –