Grundsteinlegung mit Einlassung einer Zeitkapsel für die neue Unternehmenszentrale der Bayerischen Versorgungskammer (BVKBestandsgebäude an der Denninger- und Arabellastraße, 6500 Wohnungen in München im Portfolio, weitere 650 sind in Planungauf dem einstigen, rund 20 000 Quadratmeter großen Siemens-Areal an der Richard-Strauss-Straße 76. 

Zwei Wolkenkratzer, 96 und 60 Meter hoch mit 25 und 16 Stockwerken, verbunden durch einen 50 Meter hohen und etwa 100 Meter langen Riegel mit 13 Stockwerken – dieser dreiteilige Komplex in Holz-Hybrid-Bauweise umfasst mehr als 75 000 Quadratmeter Büro- und Gastronomiemietfläche. Der Name des Ensembles: Tridea – kreiert aus „Trio am Denninger Anger“.

Ob HVB (Hypo)-Tower (1975 bis 1981;114 Meter hoch, 27 Stockwerke, allein die Sanierung 2011 inklusive Betriebskindergarten an der Arabellastraße kostete rund 250 Millionen Euro) direkt in der Nachbarschaft der BVK-Baustelle oder die Erweiterung der München Klinik an der Englschalkinger Straße (knapp 400 Millionen Euro) – Tridea ist seit Bestehen des Stadtbezirks das größte Bogenhauser Einzelbauvorhaben. Es wurde entworfen von David Chipperfield Architects.

Und sicherlich ist das Ensemble auch das teuerste Bauprojekt. Eine Zahl zu den Kosten nannte Axel Uttenreuther, seit knapp einem Jahr BVK-Vorstandsvorsitzender als Nachfolger von Daniel Just, „zum Meilenstein für die BVK, zu unserem neuen Zuhause, das die Skyline Münchens prägen wird“ natürlich nicht. Bittet man Experten um eine Einschätzung, schwanken die Beträge zwischen 600 und 800 Millionen Euro!

Elegant, nachhaltig und grün – so stellt’s die Bauherrin dar. Und: „Im künftigen Hauptsitz geben Arbeitskomfort und Nachhaltigkeit den Ton an. Außen die zeitlos elegante Architektur von David Chipperfield, innen die naturbelassene Atmosphäre aus Glas und Holz. Durchdacht im Grundriss, sind Flächen hochflexibel und effizient zu bespielen. Der 100-Meter-Turm besticht durch Weitsicht, die zwei anderen Bürohäuser des Trios durch Holzhybrid-Bauweise. Zum Durchatmen und Pausieren bietet der Denninger Anger das perfekte Grün hinterm Haus.“

Weitere Merkmale: Gastronomie und Kita im Objekt, rund 550 Stellplätze für Personenwagen, Fahrradgarage mit etwa 700 Stellplätzen (beide teils mit E-Ladestationen), öffentlicher Zugang zwischen Wolkenkratzer und Riegel zum Denninger Anger. Oder wie das Katharina Loges vom Büro Chipperfield bezeichnete: „Das Tor zum Park, ein Bindeglied.“ Und überhaupt, so im PR-Text: „Es soll eine Marke für die Landeshauptstadt und im Speziellen für das Viertel Bogenhausen erschaffen werden. Beim Klang des Namens soll gleich klar sein, um welches Gebäude es geht.“Passend dazu Stephan Keinath, Vorstand der Baufirma Ed. ZüblinAG: „Ab heute geht’s aufwärts!“

Ursprünglich sollte der Komplex – einige Teile der Büroräume sollen vermietet werden – bald fertiggestellt sein. Nun soll’s im Mai 2028 soweit sein. Stichworte zur BVK: Mehr als 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 2,6 Millionen Versicherte, rund 112 Milliarden Euro Kapitalanlagevolumen, bestehend aus zwölf Versorgungseinrichtungen.

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Gleichwohl bereiten den Bogenhauser Lokalpolitikern – bei der Erstberatung im Kommunalparlament 2018 wurde die Vorstellung förmlich zerlegt – zwei Punkte Sorgen. 

Zum einen das künftige Verkehrsaufkommen. Denn im Entwurf des Aufstellungsbeschlusses zum Bebauungsplan steht unter >Motorisierter Individualverkehr (MIV) und Ruhender Verkehr<: „Die geplante Bebauung verursacht ein Verkehrsaufkommen von etwa 2050 Kfz-Fahrten am Tag. Wohlgemerkt: zusätzlich! Laut einer Einschätzung durch Gutachter habe das Aufkommen aber keinen wesentlichen Einfluss auf das Verkehrsgeschehen in der Richard-Strauss-Straße beziehungsweise an benachbarten Knotenpunkten. Nun denn. Ganz schön mutige Behauptung. Man wird’s sehen. „Kein wesentlicher Einfluss“ – kaum anzunehmen, wenn man vormittags und abends in den Blechschlangen steckt.

Und: Was wird aus den BVK-Bestandsgebäuden an der Denninger- und an der Arabellastraße? Nachdem die Forderungen der Lokalpolitiker zu Wohnungen in den Neubauten abgelehnt worden waren, wurde die Umwandlung der bestehenden Verwaltungsblocks angeregt. 

Robert Brannekämper, Landtagsabgeordneter und CSU-Fraktionssprecher im Bezirksausschuss, hatte in einem Offenen Brief im Spätsommer 2018 an Oberbürgermeister Dieter Reiter im Zug der Genehmigungen geschrieben: „Nicht berücksichtigt ist die vom Vorstandsvorsitzenden Daniel Just ursprünglich mir zugesagte Umwandlung der alten Bürostandorte in Wohnraum, die angesichts der wachsenden Belegschaft dringend notwendig ist. Hier gibt es bislang nur eine vage Absichtserklärung der Versorgungskammer, aber keine konkreten Zusagen hinsichtlich einer Umwandlung.“ 

Auf aktuelle Nachfrage von unser-bogenhausen.de erklärte André Heimrich, BVK-Vorstand Kapitalanlagen: „Wir würden gerne Wohnungen bauen. Dazu sind wir in Gesprächen mit der Stadt, klären auch die Fragen des Bebauungsplans.“ Denn das erste Bestandsgebäude, an der Denninger Straße 37, ist quasi „baufällig.“ 

So sieht’s heute aus: Die Baugrube für die neue Zentrale der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) an der Richard-Strauss-Straße.    Foto: hgb
 
So wird’s ab Mitte 2028 aussehen: Zwei Wolkenkratzer, knapp 100 und 60 Meter hoch, verbunden durch einen 50 Meter hohen und etwa 100 Meter langen Riegel.   Visualisierung: Rendeffect / BVK / Foto: hgb
In sicheren Händen: Die Zeitkapsel bei der Grundsteinlegung (v. li.) BVK-Vorstandsvorsitzender Axel Uttenreuther, André Heimrich, BVK-Vorstand Kapitalanlagen, und Bezirksausschuss-Vorsitzender Florian Ring.   Foto: hgb