25. Januar 2017

„So etwas habe ich in über 20 Jahren nicht erlebt. Ich bin irritiert, ich bin mit den Fassaden überhaupt nicht zufrieden. Das wirkt wie schlichter Plattenbau, erinnert mich an Riem, wirkt simpel und ein­tönig, eine Struktur fehlt, sieht aus wie >Griechenland-nicht-fertig<. Das hat mit dem Wettbewerbs­ergebnis rein gar nichts mehr zu tun. Ich fühle mich als Mitglied der Jury des Wettbewerbs für dumm verkauft!“

So vernichtend bewertete Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksaus­schusses, Chef des Untergremiums Planung und CSU-Landtagsabgeordneter, bei der Präsentation im Unterausschuss die Ansichten von vier L-förmigen Gebäuden der städtischen Baugesellschaft Gewofag am nördlichen Quartierseingang entlang der Cosimastraße im künftigen Wohnquartier Prinz-Eugen-Park. Zum besseren Verständnis: „Griechenland-nicht-fertig“ war eine Anspielung auf den Rohbau der griechischen Schule in Berg am Laim, der auf Beschluss des Stadtrats abgewickelt werden muss.

„Ich teile die Meinung von Robert Brannekämper komplett. Ich frage mich, warum wir vor der Ent­scheidung ewig überlegt und erörtert haben, was entstehen und wie es aussehen soll. Der Eingang muss die Wertigkeit des Viertels wiedergeben, er ist die Visitenkarte des Quartiers“, assistierte Angelika Pilz-Strasser, Vorsitzende des Kommunalparlaments.

Im Bezirksausschuss präsentierter Gewofag-Plan mit Blick in den Innenhof, der den Lokalpolitikern nicht gefällt.   Foto: hgb
Im Bezirksausschuss präsentierter Gewofag-Plan mit Blick in den Innenhof, der den Lokalpolitikern nicht gefällt. Foto: hgb

Das Fazit von Brannekämper: „Ich bin von der Gewofag anderes gewöhnt. Die Vorgaben wurden nicht erfüllt. So geht’s nicht. Man kann die Öffentlichkeit nicht an der Nase herumführen. Ich rate dringend, dem Anspruch des Wettbewerbsergebnisses gerecht zu werden.

Ich fordere eine Überar­beitung der Fassaden. Ich erwarte innerhalb von vier Wochen von der Gewofag, von Geschäftsfüh­rer Dengler, eine Antwort, wie es weiter geht.“

All dies wurde im Ausschuss unisono beschlossen. Das Schreiben – verlangt wird zudem eine Reduzierung der Versiegelung der Innenhöfe sowie mehr Grün – geht auch an Stadtbaurätin Rosemarie Hingerl.

Vor der Entscheidung hatten drei Vertreter der Baugesellschaft dass Projekt erläutert: Neubau von vier Gebäuden auf zwei Grundstücken – Grundfläche rund 15 000 Quadratmeter – mit 261 Woh­nungen (21 615 Quadratmeter). In den Komplexen gibt’s 40 Ein-Zimmer-, 97 Zwei-Zimmer-, 41 Drei-Zimmer-, 47 Vier-Zimmer-, 30 Fünf- bis Sechs- und sechs Sieben- bis Acht-Zimmer-Wohnun­gen. Die Einheiten werden realisiert im geförderten Wohnungsbau nach den Modellen KomPro/B, EOF, München Modell Miete zuzüglich freifinanzierte Wohnungen (KMB).

Visualisierung des Wettbewerb-Siegerentwurfs mit Blick in den Innenhof.   Quelle: AllesWirdGut Architektur
Visualisierung des Wettbewerb-Siegerentwurfs mit Blick in den Innenhof. Quelle: AllesWirdGut Architektur

Dazu kommen in beiden Blöcken im Erdgeschoss jeweils ein „Haus für Kinder“ mit Platz für mehr als 100 Mädchen und Buben.

Zudem entstehen drei ambulant betreute Wohngruppen der Pfennig­parade für jeweils acht körperlich behinderte Kinder und Jugendliche sowie ein Bewohnertreff.

Der Baubeginn ist fürs zweite Quartal vorgesehen, die Fertigstellung im Sommer/Herbst 2019 geplant.

Zur Fassadengestaltung wurde angeführt: „Wir mussten uns den Kostenfaktoren anpassen. Wir bewegen uns aber innerhalb des Gestaltungsleitfadens.“ Gemäß Präsentationsplan waren Glatt-, Rau-, Kreuz- und Kammputz vorgesehen sowie Klinker und bläulich schimmerndes Profilbauglas.