17. März 2017

Wer bauen will, der versucht so schnell wie irgend möglich die Genehmigungen für das Vorhaben von der Stadt zu erhalten. So ist’s auch der Fall beim Projekt Arabella26. Den Wunsch der Arabel­lastraße 26 Liegenschaftsverwaltung für eine zeitliche Verkürzung der Anhörungsfrist, damit das Projekt noch vor der Sommerpause im Stadtrat behandelt und folgend ein Aufstellungsbeschluss bewirkt werden kann, nahm der Bezirksausschuss auf Empfehlung des Untergremiums Planung „zustimmend zur Kenntnis.“

Das Vorhaben war bereits vor rund zwei Jahren von der Kommission für Stadtgestaltung und dem Bogenhauser Kommunalparlament gutgeheißen worden. „Die Stadt hat unser Projekt nunmehr auf die Prioritätenliste für den erforderlichen, Vorhaben bezogenen Bebauungsplan mit geplanten Billigungsbeschluss 2018 gesetzt“, erläuterte Stefan Pfender, Geschäftsführer des Unternehmens, die jetzige Situation den Lokalpolitikern, die bei der Tagung im Mai ihre Stellungnahme abgeben werden. Danach soll eine Informationsrunde für Bürger stattfinden.

Grundlage für die Umsetzung ist eine Änderung des seit Mai 1971 rechtsverbindlichen Bebauungs­plans, was bereits bei der Aufstockung des BayWa-Towers der Fall war. Deshalb hatte schon Ende 2015 Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, im Stadtteilgremium moniert: „Das ist der zweite Sündenfall des Planungs­referats, wir brauchen dringend den >Arabellpark 2.0<, wir brauchen endlich ein Gesamtkonzept.“

Das grüne Pilotprojekt aus dem Blickwinkel vor dem Gebäude des Burda-Verlags.
Das grüne Pilotprojekt aus dem Blickwinkel vor dem Gebäude des Burda-Verlags. Visualisierung: Aika Schluchtmann Architekten

Brannekämper trieb und treibt nämlich die berechtigte Sorge um, dass der nächste Bauherr auf die geschaffenen Fakten verweisen kann und dann noch ein wenig großräumiger und höher bauen will. „Was macht die Stadt, wenn auch ein Hotel um einige Etagen aufstocken will?

Wie schaut der Arabellapark in 20 Jahren aus? Wir brauchen ein Gesamtkonzept“, hatte er seinerzeit gefragt. Und: „Ein Gesamtkonzept ist uns Stadtbaurätin Elisabeth Merk bis heute schuldig geblieben.“

Arabella26 ist ein Pilotprojekt, also bis dato einzigartig in München, ein 52 Meter hoher Turm mit 16 Stockwerken einschließlich eines gemeinschaftlichen Dachgartens. Die Fassade des abgestaffelten Baus wird von unten bis oben vollständig mir robusten Pflanzen begrünt. Das Öko-Hochhaus wird auf dem knapp 2200 Quadratmeter großen Areal mit den derzeit noch stehenden ein- und dreigeschossigen, klotzigen ehemaligen Post-Telekom-Gebäuden zwischen dem Neben­trakt der HypoVereinsbank und dem Bürokomplex Arabeska entstehen.

Geplant sind im ersten und zweiten Untergeschoss Tiefgaragen für etwa 110 Fahrzeuge, im dritten Untergeschoss wird auf einer Fläche von 1750 Quadratmeter die Vermittlungstechnik der Telekom untergebracht. Ab Erdgeschoss bis zur dritten Etage werden auf circa 2800 Quadratmeter Gewer­beeinheiten und Büros entstehen. Ab der vierten Etage sind 50 bis 60 Wohneinheiten vorgesehen. Der Wohnanteil gemessen an der Gesamtnutzfläche liegt bei 60 Prozent. Ob es Eigentums- und/oder Mietwohnungen werden – das steht laut Pfender jetzt noch nicht fest.

Das grüne Hochhaus an der Arabellastraße 26 zwischen dem Verwaltungstrakt Arabeska (li.) sowie dem Nebentrakt und dem Wolkenkratzer der HypoVereinsbank (re.). Halblinks im Hintergrund: das Forum Bogenhausen.      Visualisierungen: Aika Schluchtmann Architekten
Das grüne Hochhaus an der Arabellastraße 26 zwischen dem Verwaltungstrakt Arabeska (li.) sowie dem Nebentrakt und dem Wolkenkratzer der HypoVereinsbank (re.) Visualisierung: Aika Schluchtmann Architekten

Der Baubeginn ist laut dem Geschäftsführer zwischen September und Ende 2020 vorgesehen. Nach drei Jahren, also Ende 2023, soll das Vorhaben fertig gestellt sein.

Laut Architektin Aika Schluchtmann soll „die Fassade als unverwechselbarer Stadtbaustein nicht nur nachhaltig begrünt, sondern als vertikaler Garten ausgebildet werden, der zudem die bauliche Dichte vor Ort kompensieren soll.“

Die Bepflanzung wird geschossweise erfolgen und maximal drei Meter hoch wachsen. Kurzum: Ein Turm, ja ein Koloss mit grüner Klimaanlage.

Auffallend bei diesem ungewöhnlichen Konzept, das man durchaus als Experiment bezeichnen kann: Der Entwurf des „abgerundeten“ Turms passt sich dem nebenan schwungvoll gebauten Komplex Arabeska an, macht den vor 40 und mehr Jahren überwiegend „kantig, quadratisch, gut“ errichteten Arabellapark „lebendiger“.

– Titelbild: Aika Schluchtmann –