14. März 2017

Die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme, kurz SEM, im Münchner Nordosten – ein knapp 600 Hektar großes Gebiet eingerahmt von der Trasse der S-Bahnlinie 8 zwischen Daglfing, Englschal­king und Johanneskirchen, von den Grenzen zu den Gemeinden Unterföhring und Aschheim sowie dem Lebermoosweg (ehemalige Gütergleis-Trasse) und der Riemer Straße – interessiert und bewegt die Menschen aus dem 13.Stadtbezirk und der Umgebung.

Beim Bürger-Workshop zu den drei Planungsvarianten mit den phantasievollen Bezeichnungen „Die Perlenkette“ (eine Entwicklungsachse entlang der S8), „Neue Quartiere am Hüllgraben“ (Brücken­schlag nach Riem) und „Küstenlinie“ (Landschaft und Stadt werden dabei verzahnt) gab es zuhauf Anregungen und Vorschläge an die Adresse des Planungsreferats. Fragen über Fragen wurden gestellt, teils massive Kritik an den städtischen Ideen und Vorstellungen geübt.

Xaver Finkenzeller erfasste unter anhaltendem Beifall der mehr als 100 Besucher die Knackpunkte und den stimmigen Ablauf der Mammutmaßnahme:

Zum einen darf die Bebauung erst nach dem viergleisigen, unterirdischen Ausbau der S-Bahn zum Flughafen erfolgen. „Eine andere Reihenfolge hätte fatale Folgen“, warnte der CSU-Fraktionsspre­cher im Bogenhauser Bezirksausschuss. Vor wenigen Wochen hatte eine Münchner Tageszeitung den Gleis-Gau prophezeit, hatte spekuliert, dass mit der Fertigstellung des Ausbaus der Bahntrasse nicht vor dem Jahr 2037 zu rechnen sei. Die Untertunnelung verschlingt nach heutiger Kalkulation eine Milliarde Euro, den Löwenanteil muss die Stadt aufbringen.

Mehr als 100 Personen engagierten sich beim Bürger-Workshop zur Städtebaulichen Entwicklungs¬maßnahme (SEM) im Münchner Nordosten.   Foto: hgb Foto: hgb
Mehr als 100 Personen engagierten sich beim Bürger-Workshop zur Städtebaulichen Entwicklungs¬maßnahme (SEM) im Münchner Nordosten. Foto: hgb
Foto: hgb

Zum zweiten forderte Finkenzeller: „Erst muss ein Verkehrskonzept stehen, dann kann man planen. Dazu erwarte ich von der Stadt eine klare Ansage.“ Der Jurist monierte harsch die bislang präsen­tierten Vorstellungen.

Im dritten Schritt müsse dann die Baustruktur erstellt werden. „Dann weiß ich, wie viel Einwohner und wie viel Arbeitsplätze möglich sind. Es ist unsinnig, erst die Zahl der Einwohner und der Ar­beitsplätze festzulegen und dann danach die Gebäude auszurichten“, stellte der Lokalpolitiker klar.

Dazu muss man wissen: Heute wohnen in dem Gebiet knapp 1000 Menschen. Vor Jahren war die Rede von künftig 10 000 Bewohnern. Inzwischen – frühestens ab dem Jahr 2030, wahrscheinlicher ist 2035 – sollen einmal bis zu 18 000 Wohnungen gebaut werden, mindestens 30 000 Menschen dort leben und überdies 12 000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Bis Donnerstag, 6. April (geschlossen am 11., 17., 21. und 31. März sowie am 4. April) ist die Präsentation, Motto „Drei Varianten, viele Möglichkeiten“, täglich von 14 bis 19 Uhr im Siemens-Komplex an der Richard-Strauss-Straße 76 geöffnet. Führungen durch die Ausstellung sind Don­nerstag, 9. März, Sonntag, 19. März, Donnerstag, 23. März, sowie am Sonntag, 2. April, jeweils ab 17 Uhr, anberaumt. Ein zweiter Bürger-Workshop findet am Dienstag, 21. März, 17 bis 21 Uhr, statt.

– Titelbild: hgb –