28. September 2018
Neue Theaterfabrik, Musenbergstraße 40, Auftritt der 1979 gegründeten britischen Heavy-Metal-Band Saxon, ursprünglich „Son of a Bitch“, Eintritt an der Abendkasse 40 Euro: 1200 bis 1300 Jung- und Altrocker zwischen 16 und 66 kamen nach Johanneskirchen in die 1400 Personen fassende Halle einer einstigen Holzhandlung. Die gute Nachricht: Die Anfahrt von etwa 350 Fahrzeugen lief dank dem Einsatz von Parkwächtern geordnet. Die schlechte Nachricht: Bei der Abfahrt haperte es gewaltig, es gab ein Durcheinander, Drängeleien, Rückstaus. Kein Parkwächter („Security“) war mehr vor Ort.
Erstaunlich beim sechsten (!) vom Veranstaltungsbüro des Kreisverwaltungsreferats (KVR) per Ausnahmegenehmigung erlaubten Konzerts: Kein Vertreter dieser Behörde, kein Vertreter des Planungsreferats / Lokalbaukommission (LBK; zuständig für die bis dato ausstehende Baugenehmigung der Halle), kein Vertreter des Referats für Gesundheit und Ausnahmegenehmigung (RGU; zuständig für Lärmmessungen, die angekündigt sind), kein Vertreter der Polizei, der die Verkehrssituation und Parkverstöße hätte checken und ahnen können, war vor, während und nach der Musikveranstaltung zu sichten.
Das ist mehr als bedenklich, sind doch für Oktober (4., 15., 16., 18., 19., 22., 23., 24. und, kaum zu glauben, Sonntag (!), 28. Oktober) doch neun weitere Konzerttermine angesetzt sowie Auftritte am 9. und 23. November, am 15. Februar und am 2. April 2019. Wie das funktionieren soll, das ist derzeit noch offen. Protokoll des Geschehens am Freitag, 21. September 2018:
17.00 Uhr • Die Musenbergstraße wirkt wie ein Abschnitt in einer Wohngegend – eine ältere Frau spaziert mit ihrem Vierbeiner auf dem Gehweg entlang, einige Personen tragen ihre Wochenendeinkäufe nach Hause. 20, 30 Autos parken (vorschriftsmäßig) am Fahrbahnrand. 18.15 Uhr • Am Straßenrand, selbst im Halteverbot, stehen die Autos Stoßstange an Stoßstange. Der Fahrer eines Johanniter-Rettungswagens fragt an der Abbiegung zur Musenbergstraße einen Security-Mann: „Geht’s da hinter zur Theaterfabrik?“ Dutzende Fans pilgern auf dem Gehweg und der Fahrbahn die etwa 800 Meter von der S-Bahnstation zur Halle.
18.25 Uhr • Ein Parkwächter achtet darauf, dass kein Fahrzeug am Straßenende weiterfährt Richtung MVG-Busparkplatz auf Unterföhringer Gemeindegebiet. Die Stellplätze auf dem Gelände der Theaterfabrik, auch hier steht ein Parkwächter, füllen sich, sind in Minuten – ausgenommen die Reserveplätze für Feuerwehr und Notarzt – allesamt belegt. Mit rund 85 Autos.
18.25 Uhr • Drei Parkwächter sind 200 Meter weiter gegangen, weisen die Autofahrer auf gemieteten Stellplätze vor der Schreinerwerkstätte Baumgartner ein. 18.30 Uhr • Etwa 200 Musikfans warten geduldig vor der Halle auf Einlass. Sechs Sicherheitsleute stehen an den abgeschrankten Zugängen zur Karten-, zur Körper- und Taschenkontrolle bereit. Eine Security-Frau erklärt lautstark zwecks schnellerem folgenden Durchgang: „Damen bitte links, die Herren nach rechts“. 18.40 Uhr • Der vor der Schreinerwerkstätte Baumgartner ist voll – 65 Autos stehen dort.
18.45 Uhr • Das Parkwächter-Trio in leuchtenden Warnwesten wandert vor an die Kreuzung Musenberg- / Johanneskirchner Straße: „Alles besetzt, parken Sie bitte auf dem P+R-Platz bei der S-Bahn.“
19.05 Uhr • Ein halbes Dutzend Taxis dürfen zur Halle passieren, bringen die vermeintlich letzten Besucher zum Konzert.
19.10 Uhr • Erste Gitarrenklänge und das Saxon-Schlagzeug sind leise zu hören. Leise, weil die doppelte Eingangstür zur Halle den Schall dämpft. Lauter ist das Gemurmel von mehr als 100 Menschen vor dem Halleingang, die noch gemütlich ein Bier trinken und eine Bratwurst essen. Das Surren des Aggregators für Strom der Anlagenbeleuchtung lässt viele lauter reden. Rauscht nebenan eine S-Bahn und die bis tief in die Nacht fahrenden Güterzüge vorbei, ist nur mehr diese Lärmquelle vernehmbar.
19.30 Uhr • Der P+R-Platz bei der S-Bahnstation ist rappelvoll mit geschätzt 100 Autos. Die letzten Konzertbesucher sprinten vom Bahnhof Richtung Theaterfabrik. 19.45 Uhr • Los geht’s mit Heavy Metal. Gut auf dem Gelände, und nur hier, zu hören, weil für die Spätankömmlinge immer kurz die Eingangstür geöffnet werden muss. 20.15 Uhr • Am umgebauten Fahrrad mit Grill ist die letzte Bratwurst weg. Der Verkäufer „glüht“, ist fix und fertig: „Das gab’s noch nie – vor dem Konzert ist alles weg.“ 22.55 Uhr • Die ersten verlassen bei strömenden Regen die Theaterfabrik.
23.00 Uhr • Konzertende. Eine Menschenkarawane setzt sich in Gang. Flotten Schrittes geht’s ob des Wetters – manche rennen durch den Regen – zur S-Bahn, zu den Autos. Die Motoren der Autos werden gestartet, manche „heulen“ auf. An zwei, drei Anliegerwohnungen geht das Licht an, ein paar Leute beobachten am Fenster oder auf dem Balkon das einsetzende Durcheinander. Alle wollen schnell – und gleichzeitig – weg. Das kann – und wird so auch künftig – nicht klappen.
Menschen marschieren auf der Straße statt auf dem Gehweg. Autofahrer drängen sich dazwischen. Knallrot leuchten immer wieder kurz die Bremslichter auf, spiegeln sich auf dem nassen Asphalt. Und dann Dauerrot: Ab Beginn der Musenbergstraße stehen auf etwa 400 Meter Richtung Theaterfabrik die Personenwagen, denn auch vom P+R-Platz wollen die Autofahrer in die Johanneskirchner Straße abbiegen. Kein einziger Parkwächter war weit und breit mehr zu sehen.
Fazit • Ein geordneter „Abgang“ – Hallenbesitzer Wolfgang Nöth hatte im Bezirksausschuss angekündigt, dass die Autos „geregelt“, lies erst die Straßenparker, dann nach und nach die Fahrzeuge von den beiden Parkplätzen starten – sieht anders aus. Einzig positiver Umstand: Niemand wurde angefahren oder gar verletzt. Die Johanniter hatten nur einen Fall: Kreisverlaufversagen während des Konzerts. Wie’s künftig weitergeht? Eine gute Frage …