28. September 2019

„Bauvorhaben Freischütz- / Johanneskirchner Straße – Vorstellung durch die Bauherren; TOP wird abgesetzt“ war im Bezirksausschuss ein Tagesordnungspunkt überschrieben. Das Vorhaben – das ist der Abriss und der Neubau des Gebäudekomplexes Freischützgarten an der Ecke Johannes­kirchner Straße 98-100 / Freischützstraße 75-81durch die >Real Estate Investors< „6B47 Germany“ mit Sitz in Düsseldorf (Werbeslogan „Die etwas andere Art Immobilien zu entwickeln“). Zur Tagung gekommene Anwohner waren perplex. Der Hintergrund für die Absetzung:

„Die sollen zuerst ihre Hausaufgaben machen“, erklärte CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller, der die Besprechung des Untergremiums Planung leitete. „Wir fordern eine umfassende Bürger­beteiligung, einen Bürger-Workshop. Erst danach beschäftigt sich der Bezirksausschuss wieder mit dem Thema. Wir halten das Projekt nach wie vor für kritisch und werden es auch weiter kritisch begleiten.“

Einstimmig verabschiedeten die Lokalpolitiker im Plenum folglich als Beschluss: „Im Anschluss an die Bürgerbeteiligung ist dem Bezirksausschuss das Vorhaben unter Berücksichtigung der dabei gewonnenen Erkenntnisse erneut vorzulegen.“

Nach der Kündigung fast aller Mieter steht der Freischützgarten seit langem leer, der Gebäudekomplex entlang der Freischützstraße wirkt und ist teils verwahrlost. Foto: hgb

Zum Verständnis: Die „6B47 Germany“ will den Bestand abreißen, dort ohne die bestehenden Geländeabstufungen Neubauten sowie ein achtstöckiges Eckgebäude mit einem vergrößerten Innenhof errichten, etwa 15 Gewerbeeinheiten und 140 bis 160 Wohnungen schaffen. Und zwar Ein-Zimmer-Wohnungen mit 45 bis 50 Quadratmeter bis zu Vier-Zimmer-Wohnungen mit bis zu 100 Quadratmeter Fläche.

Bereits im Oktober 2018 hatte der Bezirksausschuss „die städtebauliche Situation kritisch“ beurteilt, hatte die präsentierte Eckbebauung abgelehnt, hatte sich gegen eine Befreiung vom bestehenden Bebauungsplan ausgesprochen, hatte ein „Bauleitplanverfahren für die beabsichtigten Maßnahmen als unabdingbar“ erachtet.

Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Stadtteil­gremiums und CSU-Landtagsabgeordneter, hatte seinerzeit erklärt: „Mit einer Befreiung funktioniert das hier nicht.“

Gleichwohl hatte die Lokalbaukommission (LBK) im Planungsreferat einen Vorbescheid – Aufstoc­kung vierte Etage und Dachgeschoss, Nutzungsänderung von Büro in Wohnen für das erste und zweite Stockwerk – erlassen. Nach Einwendungen und Anregungen der Stadtteilvertreter hatte der Konzern im März einen angepassten Entwurf vorgestellt.

Eine mögliche Befreiung vom seit 1985 bestehenden Bebauungsplan wurde in einem Beschluss des Kommunalparlaments verankert – mit Bedingungen: Fassaden- und Grünflächen-Workshop unter Beteiligung des Bezirksausschusses, eine Bürgeranhörung und Vorlage der Fassaden- und Freiflächengestaltung sowie Visualisierung zur Entscheidung. Beim durchgeführten Grünflächen-Workshop, vom Bauherrn als „Bürgerwerkstatt“ bezeichnet, die chaotisch verlaufen war, hatte es im Frühsommer keine konkreten Ergebnisse gegeben. Ein Termin für eine Bürgeranhörung zum Projekt steht bis dato aus.