Im Frühjahr 2021 wechselte zum vierten Mal binnen fünf Jahre der Besitzer des Freischützgar­tens, des Wohn- und Gewerbetrakts an der Ecke Johanneskirchner Straße 98 und100 / Frei­schützstraße 75 bis 81. Die CG Elementum, Tochter der Gröner Group, beide mit Sitz in Berlin, hatte den Komplex von der „Real Estate Investors 6B47 Germany“ übernommen. Seit geraumer Zeit ruhen in Johanneskirchen die Arbeiten, kein Handwerker, kein Bauarbeiter und auch keine Maschinen sind in dem „ausgehöhlten“ Trakt zu sehen. Was ist da los – oder besser nicht los?

Robert Brannekämper, Landtagsabgeordneter, CSU-Fraktionssprecher und Planungs-Chef im Be­zirksausschuss, bei der Tagung des Untergremiums: „Der Bauträger ist pleite, alle Maschinen sind weg, die Gebäude sind total entkernt, es herrscht >tote Hose<.“ Wie es weiter geht, sei offen.

Mit diesen Aussagen und der Angabe, dass der Projektträger insolvent sei, schriftlich konfrontiert, sowie mit den Fragen >Was es damit auf sich hat? Wie der aktuelle Stand ist? Wie es weiter geht bzw. was geplant ist?< antwortete Vanessa Ganz, Referentin Kommunikation CG Elementum:

„Bei dem Projekt >An den Winterlinden< (Anm. d. Red.: die CG Elementum bezeichnet so den Freischützgarten) wurde im Frühjahr 2022 mit den Entkernungsarbeiten begonnen. Die Baugeneh­migung wurde im Frühjahr 2022 erteilt. Aktuell kommt es beim Bau zu Verzögerungen, was bei einem Projekt dieser Größenordnung nicht unüblich ist. Die Planungen, in dem Gebäudekom­plex aus den 1990er-Jahren insgesamt 77 Wohneinheiten (Anm. d. Red.: Größen zwischen 35 bis 130 Quadratmeter) sowie Flächen zur gewerblichen Nutzung zu realisieren, sind unverändert. Wir sind derzeit in Abstimmung mit dem Generalunternehmer und gehen davon aus, dass die Arbei­ten über den Sommer fortgesetzt werden. Als Projektentwickler liegt es grundsätzlich nicht in unserem Interesse, Projekte im Bestand zu halten, sondern Immobilien weiter zu veräußern.“

Der Freischützgarten / An den Winterlinden an der Ecke Johanneskirchner – / Freischützstraße: Ein Torso – die Arbeiten ruhen, kein Handwerker, keine Maschine sind mehr zu sehen.    Foto: hgb

Es handelt sich also um Eigentumswohnungen. Verständlich, schaut man sich die Angaben. Im Netz an. Da heißt es: “Projektvolumen 95.000.000.“ Sind wohl Euro …

Die Zeitangaben in der Mail-Antwort machen ein wenig schwammig. So hieß es in einer Nachricht, datiert vom 15. Dezember 2021, von Martina Serwene, Teamleiterin Marketing bei CG Elementum: „Seit Anfang Dezember haben wir mit den Entkernungsarbeiten im Inneren des Gebäudes begon­nen. Geplant ist die Sanierung des Bestandsgebäudes, straßenseitig ergänzt durch Loggien, innen­hofseitig durch Balkone. Die Fertigstellung des Projekts ist für 2023 geplant.“ Fertigstellung – laut Internet-Angaben „bis Ende 2023“, laut Bautafel „Mitte 2023“.

Zur gewerblichen Nutzung: Rund 816 Quadratmeter im Erdgeschoss der sechs Gebäu­de sind vorgesehen plus etwa 135 Parkplätze in der Tiefgarage plus zehn ebenerdige Stellplätze vor den Geschäften.

Laut Bautafel vor Ort heißt der Bauherr „CG Johanneskirchen PropCo UG (haftungsbeschränkt) Bismarckstraße 79, 10627 Berlin.“ UG steht für Unternehmergesellschaft, eine Sonderform der GmbH, eine deutsche Rechtsform (seit 2008). Dazu die Internet-Definition: UG ist die passende Rechtsform für Gründer, die eine Haftungsbeschränkung möchten, aber wenig Kapital zur Verfü­gung haben. Sie kann bereits mit einem Euro Stammkapital gegründet werden (Anm. d. Red.: das notwendige Stammkapital bei einer Kapitalgesellschaft betrögt 25 000 Euro).Der irre Hintergrund zum Freischützgarten / An den Winterlinden: Im Mai 2018 hatte die 6B47 die Anlage auf der knapp 10 000 Quadratmeter großen Eckfläche von der Munich Residential GmbH (MR) erworben, die ihrerseits den Trakt im April 2016 gekauft hatte. 6B47 wollte den mehr als 30 Jahre alten, grauen Komplex abreißen, dort ohne die bestehenden Geländeabstufungen Neubauten errichten, etwa 15 Gewerbeeinheiten und 140 bis 160 Wohnungen schaffen.

77 Eigentumswohnungen plus etwa 135 TG-Stellplätze sind im Freischützgarten vorgesehen – wohlgemerkt vorgesehen. Was es mit „Vermietung“ auf sich hat? Foto: hgb