27. Januar 2020

Zahlen? Zusammenhänge? Zukunft? Die Z-Fragen – viergleisiger Ausbau der S-Bahnstrecke zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen (Möglichkeiten: oberirdisch, in einem Trog oder wie vom Stadtrat und Bezirksausschuss gefordert und beschlossen in einem Tunnel), die Führungen und Bauart der Daglfinger und Truderinger Kurve (TDK) samt Schutz und Erhalt des Naturgebiets Hüllgraben sowie übergeordnete Abschnitte für den Güterverkehr von Nord- nach Südeuropa (Ausbaustrecke München-Mühldorf-Freilassing und Anschluss zum Brenner-Basistunnel) – bleiben allesamt weiterhin offen. Die Deutsche Bahn (DB) plant – Transparenz dazu: Fehlanzeige.
Für Bürger und Lokalpolitiker dreht sich alles weiterhin im Kreis. Das wurde einmal mehr als deutlich bei der Tagung des Untergremiums Planung im Kommunalparlament bei der „Vorstellung“ der Projekte durch das Planungsreferat und die Bahn. Gleichwohl gab es Neuigkeiten.

Erstens wird sich der Planungsausschuss im Rathaus am Mittwoch, 5. Februar, laut einem städtischen Vertreter mit der „TDK-Problematik erstmalig“ befassen, „klären, was das für München bedeutet“ und darlegen, „dass die Einbindung der Bevölkerung erfolgen muss.“ Zur Tagung werden beim Bundesministerium für Verkehr (BVMI) Zahlen angefordert. Wohl mehr als zweifelhaft, dass diese bis dahin vorliegen.
Zweitens, so Bahn-Mann Bernd Pfeifer: „Die technische Planung zum S-Bahnausbau liegt vor. Nun wird eine Studie erstellt, Ende Februar / Anfang März gibt’s das Ergebnis, das dann unserem Auftraggeber, dem Bundesministerium für Verkehr, vorgestellt wird, um über die Vorzugsvariante zu entscheiden. Diese wird dann im Mai dem Stadtrat präsentiert.“
Drittens werden laut TDK-Projektleiterin Susanne Müller für das Vorhaben aktuell zwei Alternativen (Anm. d. Red: Bahnvariante und Bürgervorschlag) „vertieft in einer Machbarkeitsstudie untersucht, um einen Vergleich zu erhalten. Denn es geht darum, Kapazitäten zu schaffen. Ende März / Anfang April wird ein planerisches Ergebnis vorliegen, das dann ans BVMI zur Entscheidung geht.“ In ihrem letzten Satz sicherte sie zu: „Der Daglfinger Hüllgraben bleibt bestehen.“

Geheimsache viergleisiger Ausbau der Bahnstrecke durch Bogenhausen. Laut Bahn-Vertreter Bernd Pfeifer liegt die „technische Planung“ vor, bis Anfang März erhält das Bundesministerium für Verkehr die Studie, im Mai soll sie dem Stadtrat präsentiert werden. Foto: hgb

Hintergrund zum TDK-Vorhaben: Die Bahn möchte im Bereich Daglfing und Trudering den Güterverkehrsknoten ausbauen, um eine Verdichtung und Beschleunigung der Zugfolgen zu erreichen. Dazu soll – unter anderem – die Kurve zwischen Riem und Daglfing auf zwei Gleise erweitert und in einen Trog verlegt werden. Daran anschließend ist der viergleisige Streckenausbau für Güter- und Personenverkehr, also die S-Bahn, ab Daglfing zum Flughafen vorgesehen. Für die Troglösung soll der Bach Hüllgraben, einst angelegt um das Wasser des Hachinger Bachs aufzunehmen, umgeleitet werden, und zwar bereits ab Berg am Laim. Das aber lehnen die Bogenhauser Stadtteilvertreter vehement ab.

CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller, der in Vertretung von Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, die Runde im Planungsgremium leitete, machte dreierlei klar: Es funktioniert nur mit einer einheitlichen Planung, der Hüllgraben muss erhalten bleiben sowie die Vorlage von den vorhandenen Zahlen, „bis 2050“ sind eine „unabdingbare Voraussetzung, wir brauchen sie jetzt. Erst dann macht es Sinn, weiter zu sprechen.“
Dazu Pfeifer: „Wir sind die Architekten. Wir planen, was der Auftraggeber uns mitgegeben hat. Die Zahlen bis 2030 liegen doch auf dem Tisch. Das ist unsere Grundlage. Die Projekte passen hinterher zusammen.“ Indes: Auf welchem Tisch die Zahlen liegen, das verriet Pfeifer nicht.

Finkenzeller erklärte im Kommunalparlament: „Es gilt, dem Stadtrat Impulse zu geben. Es interessiert mich nicht, vom wem die Zahlen kommen, ob von der Bahn, der Stadt oder vom Verkehrsministerium, wir brauchen sie jetzt. Wenn die beiden Kurven so kommen, wie heute geplant wird, dann haben wir einen Cut, dann können wir den Hüllgraben vergessen. Dann können wir vieles vergessen, was wir aufgebaut haben.“
Zur Problematik reichte die CSU-Fraktion einen detaillierten Antrag im Bezirksausschuss ein: „Der Hüllgraben darf nicht zur Kloake der Deutschen Bundesbahn werden“, über den unser-bogenhausen.de gesondert berichtet.
Einstimmig verabschiedet haben die Lokalpolitiker ein dreiteiliges Statement: Der Bezirksausschuss erneuert erstens seine Forderung nach einer einheitlichen TDK-Planung sowie dem viergleisigen S-Bahnausbau. Zweitens wird die Erhaltung des Hüllgrabens gefordert, wobei es zu „keinerlei Beeinträchtigung“ kommen darf. Und drittens werden die der Planung zu Grunde liegenden Verkehrszahlen einschließlich aller Prognosen unter Einbeziehung der Verkehrsbewegungen des künftigen Brenner-Basistunnels und der Ausbau der Strecke München – Mühldorf verlangt.