Die geplante Eisenbahn-Nordzulaufstrecke – ein wichtiger Abschnitt führt durch Trudering und Bogenhausen – nach Innsbruck zum Brenner-Basistunnel (im Fachjargon: BBT) der, so schätzen Experten, etwa im Jahr 2050 fertiggestellt sein soll, wäre ein Meilenstein für den Bahnverkehr, könnte indes für Abertausende Anwohner im Nordosten von München der reinste Horror werden. Nämlich Lärm, Lärm und nochmals Lärm plus Erschütterungen!

Denn die Planer der Bundesbahn – seit Jahresanfang heißt das zuständige Tochterunternehmen DB InfraGo AG (vormals DB Netz AG) – wollen die Strecke oberirdisch, ebenerdig realisieren, Bürger wie Stadt- und Lokalpolitiker fordern seit Jahren den viergleisigen Ausbau der Trasse entlang von Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen in einem Tunnel. Den soll nach DB-Vorstellungen die Stadt bezahlen. Dazu muss man wissen: Im Inntal soll mehr als die Hälfte der 60-Kilometer-Trasse in einer Röhre verlaufen.

Hintergründe zum Mammutprojekt: Am Brenner-Basistunnel, jüngste Kostenberechnungen betragen mehr als zehn Milliarden Euro, zwischen Italien und Österreich wird seit 16 Jahren gegraben und gebaut. Er soll – so wiederum von Fachleuten prognostiziert – frühestens 2032 eröffnet werden, soll den drohenden Verkehrsinfarkt auf der Straße verhindern. Ob’s klappt? Fraglich!

Bei Kiefersfelden wird er auf deutsches Gebiet münden. Weiter geht’s über Oberaudorf, an Rosenheim vorbei bis Ostermünchen in die bayerische Landeshauptstadt. Mit der bereits bestehenden unterirdischen Umfahrung von Innsbruck Richtung Kufstein wird der BBT (drei Röhren, etwa alle 30 Minuten ein Personenzug und ein bis zu 700 Meter langer Güterzug) rund 64 Kilometer lang, wird weltweit die längste unterirdische Bahnverbindung. Sind circa Mitte dieses Jahrhunderts dann tatsächlich alle Arbeiten erledigt, steht eine Eisenbahnachse von Skandinavien, von Oslo, Stockholm und Kopenhagen, bis Italien, bis nach Palermo auf Sizilien.

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Mit dem Zusatz >nur mit einem Tunnel zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskir­chen< hatten sich die Mitglieder des Bogenhauser Bezirksausschusses im April 2021 einstimmig einer von zahlreichen Bürgerinitiativen und Kommunen gezeichneten Resolution mit Forderungen an das Bundesverkehrsministerium, die Staatsregierung und an die Deutsche Bahn „zum Gesundheitsschutz der Anwohner am Nordzulauf des BBT von Rosenheim bis Johanneskirchen“ angeschlossen.

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Vor Kurzem bezog das Kommunalparlament Stellung zum Entwurf des Planungsreferats bezüglich der Brenner-Nordzulauf-Kernforderungen an den Bundestag. Die Mitglieder des Bezirksausschusses verlangten dabei von Oberbürgermeister Dieter Reiter, „dafür zu sorgen, dass im Rahmen des weiteren Verfahrens der parlamentarischen Behandlung des Verkehrsprojekts der Streckenabschnitt Zamdorf – Johanneskirchen explizit Teil der Gesamtmaßnahme werden muss.“

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Besagten Entwurf hat jetzt der Ausschuss für Stadtplanung beschlossen: „Mit dem Brenner-Basis-
tunnel soll die Eisenbahnverbindung zwischen München und Verona ausgebaut werden. Beim Bau
des Nordzulaufs fordert die Stadt einen bestmöglichen Schutz der Anwohner.
Die Vorplanung für den Nordzulauf nähert sich ihrem Ende und zuvor muss das Vorhaben im
Deutschen Bundestag behandelt werden. Bei Vorhaben, die den transeuropäischen
Verkehrsnetzen der Europäischen Union zugeordnet werden, können die Akteure der Region
Kernforderungen aufstellen, um im Einzelfall im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel einen
besonderen – über das gesetzliche Maß hinausgehenden – Schutz von Anwohnern und Umwelt
erreichen zu können.“ So detailliert gefordert für den ersten Planungsabschnitt 0 (PA0) von
Trudering bis Grafing.“
Und: Der Zulauf zum Brenner-Basistunnel solle nicht ausschließlich durch den Ballungsraum
München geführt werden; vielmehr solle die bereits existierende Strecke zwischen Rosenheim und
Mühldorf solle dafür ausgebaut werden. Dabei handelt es sich allerdings um keine Kernforderung.

Die Bahntrasse zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen muss beim viergleisigen Ausbau der Strecke in einen Tunnel verlegt werden – so mehrfach beschlossen vom Bezirksausschuss und vom Stadtrat. Foto: hgb