Was ist geplant in Bogenhausen, wo drückt (die Bürger) der Schuh, welche Ideen gibt es, um den 13. Stadtbezirk (gemeinsam) weiterzuentwickeln? Ein CSU-Sextett – Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper, Fraktionsvorsitzender im Rathaus Manuel Pretzl und sein Vertreter Hans Theiss, die Stadträte Jens Luther (Bogenhausen) und Fabian Ewald (Berg am Laim) sowie Bogenhausens Bezirksausschuss-Vorsitzender Florian Ring – begab sich unter dem Motto „Viertel vor!“ auf Stadtteiltour, um vor Ort Projekte und Probleme zu erfassen, zu beleuchten und zu erörtern.

Station an der Ecke Memeler- / Posener Straße. Der Anlass: Der Aufstellungsbeschluss für das Gelände östlich der Marienburger – / südlich der Englschalkinger Straße (Areal Geith & Niggl), wo zwischen 320 und 550 Wohneinheiten mit zwei Tiefgaragen entstehen sollen.

Vor 50 gekommenen Anwohnern betonte Robert Brannekämper: „Das Bahnproblem, der Ausbau der viergleisigen Bahntrasse von und zum Flughafen, muss zuerst gelöst werden, und zwar jetzt! Sofort, ehe hier gebaut wird!“ Denn: Am Mittwoch, 30. November, berät die Vollversammlung des Stadtrats den Aufstellungsbeschluss, werden die Eckdaten festgelegt. „Dann rollt der Zug, dann wird klar wohin.“ Sind die erst einmal Eckdaten fixiert, dann dauert es erfahrungsgemäß bis zu einem Baubeginn etwa drei Jahre.

Vor 50 Anwohnern erläuterte CSU-Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper (Mitte mit grüner Mappe) den Aufstellungsbeschluss für das Gelände östlich der Marienburger – / südlich der Englschalkinger Straße, wo laut Planungsreferat zwischen 320 und 550 Wohneinheiten mit zwei Tiefgaragen entstehen sollen.    Foto: hgb

Wichtig für alle Betroffenen und interessierte: Am Donnerstag 6. Oktober, 19.30 Uhr, Gehörlosen­zentrum an der Lohengrinstraße, wird im Untergremium Stadtplanung des Bezirksausschusses vom Bauherrn („der Investor ist vermutlich eine Entwicklungsgesellschaft“, so Brannekämper) und vom Baureferat das geplante Projekt präsentiert.

Zur Bahntrasse erklärte Manuel Pretzl: „Der Stadtrat, der sich ja für eine Unterführung ausgespro­chen hat, entscheidet über den Bahntunnel. Die Stadt muss sich also überlegen, ob sie sich den Luxus eines Tunnels leistet. Realistisch bewertet betragen die Kosten für den Tunnel, Stand heu­te, rund drei Milliarden Euro.“

Der Vollständigkeit halber: Bei der Tagung des Kommunalparlaments Anfang September wurde der CSU-Dringlichkeitsantrag „Bebauungsplan Marienburger- / Englschalkinger Straße – Aufstel­lungsbeschluss stoppen!“ mit elf Stimmen von der CSU, FDP und Freie Wähler gegen 19 Stimmen abgelehnt. Die Begründung zur Initiative: „Natürlich ist von einer Bebauung der freiwerdenden Flächen auszugehen, allerdings ist ein Vorhaben mit diesen Dimensionen nicht vereinbar mit der verkehrlichen Erschließung und dem örtlichen Schulangebot. Es ist weder ersichtlich, wie der Ver­kehr ordnungsgemäß abgewickelt werden soll, noch wo die Kinder zur Schule gehen sollen, denn die vorhandenen Einrichtungen sind bereits heute restlos überfüllt.“

Und weiter: „Die Überlegungen, einen städtebaulichen Hochpunkt gegenüber der Einfamilienhaus­bebauung zu setzen, verstoßen massiv gegen das Gebot der nachbarschaftlichen Rücksichtnahme. Zudem erscheint es unmöglich, eine geplante Bebauung in dieser Größenordnung mit dem vorhan­denen und schützenswerten Denkmal in Einklang zu bringen. Das Referat soll dem Bezirksaus­schuss aufzeigen, wie eine Nachverdichtung möglich ist.“

Der Himmel spiegelt die Stimmung der Anwohner zur geplanten Bebauung des Areals Geith & Niggl beim Ortstermin an der Ecke Memeler- / Posener Straße wider.   Foto: hgb

Der 44 (!) DIN A4 Seiten umfassende Aufstellungsbeschluss mit Eckdaten zum Bebauungs­plan liegt unser-bogenhausen.de vor. Auszüge in gekürzter / redaktionell bearbeiteter Form:

Planungsanlass: Zwei Bauträgergesellschaften beabsichtigen, das circa 4,75 Hektar große Areal als neues Stadtquar­tier zu entwickeln. Das Gebiet grenzt unmittelbar an die Bahnstrecke, auf der Güterverkehr unter anderem von und zum Rangierbahnhof München Nord sowie Personennahverkehr abgewickelt wird. Für den viergleisigen Ausbau werden derzeit seitens der Deutschen Bahn in einer Feinvariantenuntersuchung (durch München bezuschusst) die oberirdische sowie die unterirdische Führung untersucht. Ein Ergebnis hierzu wird im Laufe des Jahres 2023 erwartet. Obwohl aus Münchner Sicht nur ein Ausbau in Tunnellage in Frage kommt, kann die künftige Lage der Trasse bzw. deren Ausdeh­nung in Richtung des Planungsgebiets zum jetzigen Zeitpunkt nicht als gesichert angenommen werden.

Abhängig von der später tatsächlich realisierten Ausbauvariante der Bahntrasse sind auch der künftige Verlauf der er­forderlichen Verlängerung der Englschalkinger Straße, die die im Nordosten geplanten neuen Stadtteile erschließen wird, sowie die genaue Lage und Ausgestaltung des S-Bahnhofs Englschalking festzulegen. Trotz dieser derzeit noch nicht konkretisierten Rahmenbedingungen soll das Planungsgebiet zeitnah entwickelt werden, um so einen Beitrag zur Deckung des dringenden Wohnraumbedarfs zu leisten.

Als Vorgehensweise ist vorgesehen: Für das gesamte Areal soll im Rahmen eines Wettbewerbs ein geeignetes Plan­konzept gefunden werden, das seiner Lage im Stadtgebiet mit einer angemessenen baulichen Dichte und Struktur ge­recht wird. Dabei soll das Areal in einen Realisierungsteil im Süden und einen Ideenteil im Norden gegliedert werden. Im Süden soll ein allgemeines Wohngebiet und im Norden ein gemischtes Gebiet mit Wohnen mit nicht störendem Ge­werbe / Dienstleistungen entstehen.

Die Bebauungsplanverfahren für die beiden Teile werden voraussichtlich zeitlich entkoppelt entwickelt. Das Plankonzept für den nördlichen Bereich ist abhängig von der Höhenlage der Englschalkinger Straße, da der städtebauliche Entwurf völlig anders gestaltet werden muss, wenn die Straße in eine Unterführung mündet oder ebenerdig verläuft.

Das Planungsverfahren für den nördlichen Bereich wird erst dann weitergeführt, wenn die Art des viergleisigen Ausbaus und die damit verbundene Lage der Englschalkinger Straße (Unterführung oder ebenerdige Führung) feststehen.

Für den südlichen Teil soll das Bebauungsplanverfahren gleich im Anschluss an den Wettbewerb basierend auf dessen Ergebnis weitergeführt werden. Dabei sind für den viergleisigen Ausbau ausreichend Flächen vorzuhalten, die beide Ausbauvarianten ermöglichen, da davon auszugehen ist, dass die künftige Wohnbebauung voraussichtlich weit vor der Realisierung des viergleisigen Trassenausbaus fertiggestellt sein wird. Im Rahmen von Machbarkeitsstudien wurden für den Realisierungsteil städtebauliche Entwürfe mit circa 320 bis circa 500 Wohneinheiten untersucht. Aufgrund der ho­hen Immissionsbelastung aus dem Schienenverkehrslärm ist für beide Bereiche eine Wohnnutzung nur bei Umsetzung umfangreicher Lärmschutzmaßnahmen möglich.

Lage im Stadtgebiet / Eigentumsverhältnisse: Das Planungsgebiet umfasst die im Eigentum der Planungsbegünstig­ten stehenden Flurstücke mit den Nummern 621, 623/3, 623/4, 624/2, 624/6, 624/7, 624/8, 87/2, 87/6, sowie die im Westen bzw. im Süden angrenzende Marienburger – und die Memeler Straße (Teilfachen der städtischen Flurstücke Nrn. 350 und 85). Mit der zukünftigen Verlängerung der Englschalkinger Straße nach Osten zur Erschließung im Nord­osten sowie mit der Verlängerung der U4 wird das Planungsgebiet künftig an einem hervorragend erschlossenen Ver­kehrsknotenpunkt liegen und die Eingangssituation für die neuen Stadtteile bilden.

Städtebauliche Struktur / Infrastruktur: Das Gebiet wird heute von einer Gewerbefläche sowie einer landwirtschaft­lich genutzten Fläche geprägt. Die Gewerbeflache umfasst rund 30 000 Quadratmeter für Baucontainer, -maschinen und -materialien, Hallen und einen nicht unerheblichen Lärm emittierenden Baufachhandel mit erheblichem Zu- und Ab­fahrtverkehr. Auf Höhe der Libauer Straße, nahe der Bahntrasse, befindet sich ein denkmalgeschütztes Bürogebäude. Die Bestandsnutzung soll aufgegeben / verlagert und die Bestandsbebauung mit Ausnahme des Baudenkmals zu Gunsten der Entwicklung beseitigt werden. Für das Baudenkmal soll eine neue Nutzung gefunden werden.

In der näheren Umgebung befinden sich mehrere soziale Einrichtungen, wie die Grundschule an der Ostpreußenstraße mit Kita, weitere Kitas an der Englschalkinger – und an der Schnorr-von-Carolsfeld-Straße, eine Waldorfschule (Max-Proebstl-Straße) und das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (Elektra- bzw. künftig Fideliostraße). Versorgungsangebote, wie Arztpraxen, Apotheken, Discounter, Gastronomie etc., sind vor allem im Bereich der Ost­preußen- / Freischützstraße sowie im Bereich Cosimastraße vorhanden. Für die Erholungs- und Sportnutzung bestehen an der Englschalkinger- / Cosimastraße ein Wellenbad, an der Englschalkinger Straße die Bezirkssportanlage, im Sü­den der Zamilapark mit der Sportanlage Zamdorf und östlich der Bahntrasse am östlichen Ende der Brodersenstraße die Galopprennbahn und das Golfzentrum Riem.

Klima: Aufgrund des hohen Versiegelungsgrades von rund 70 Prozent ist der Wasserhaushalt im nördlichen Bereich des Gebiets nicht mehr im natürlichen Gleichgewicht und eine vollständige natürliche Versickerung des anfallenden Nie­derschlags mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht möglich. Im südlichen Bereich hingegen liegt für die Niederschlags­was­serversickerung aufgrund des hohen Freiflächenanteils eine günstige Situation vor.

Erholungsflächen: Im Planungsgebiet selbst sind derzeit keine ausgewiesenen Erholungsflächen vorhanden. Die land­wirtschaftliche Fläche steht aufgrund fehlender Wegeverbindungen nicht für eine Erholungsnutzung zur Verfügung. Nördlich befindet sich an der Barlowstraße eine öffentliche Grünanlage. Der übergeordnete Grünzug „Grünes Band Ost“ mit dem Ökologischen Bildungszentrum mit seinen ausgedehnten Freiflächen liegt in circa 900 Meter entfernt.

Verkehrliche Erschließung – Motorisierter Individualverkehr (MIV): Das Gebiet wird im Westen über die Hauptver­kehrsstraße Englschalkinger – und weiter über die Marienburger Straße erschlossen (im Süden über die Memeler Stra­ße). Derzeit wird der stadtauswärts fahrende Kfz-Verkehr von der Englschalkinger Straße nach Norden über die Barlow- auf die Brodersenstraße geführt, die weiter über einen ebenerdigen Bahnübergang nach Osten führt. Der noch beste­hende Baustoffhandel wird ober eine private Erschließungsstraße entlang der Bahngleise mit Anbindung an die Broder­senstraße erschlossen. Zukünftig soll die Engischalkinger Straße geradlinig in Richtung Osten weitergeführt werden, die Bahntrasse queren und mit der Brodersenstraße östlich der Bahntrasse verbunden werden.

Radwege – und Fußwegeverbindungen: Die Erschließung für den Radverkehr erfolgt vornehmlich entlang der ausge­schilderten Fahrradroute an der Marienburger Straße in Nord-Süd-Richtung. Aus westlicher Richtung wird das Gebiet mit beidseitig der Englschalkinger Straße verlaufenden Fahrradwegen erschlossen. Für den östlichen Abschnitt der Englschalkinger Straße ist eine Umgestaltung gemäß den Vorgaben des Radentscheids vorgesehen. In der Marienbur­ger Straße wird der Radverkehr im Mischverkehr geführt, da diese eine Tempo-30-Zone ist; die Gehwege sind mit zwei Metern sehr schmal, stellenweise sind nur einseitig Gehwege vorhanden. In der Memeler Straße ist ein einseitiger, sehr schmaler Gehweg vorhanden.

Ruhender Verkehr: Aktuell wird in der Marienburger Straße abschnittweise einseitig am Fahrbahnrandgeparkt. Viele der umliegenden Anwohner verfügen überStellplätze auf Privatgrund. Eine Parkraumbewirtschaftung findet nicht statt.

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV): Das Gebiet befindet sich in unmittelbarer Nähe des S-BahnhaltsEngl­schalking und ist damit sehr gut erschlossen.Zusätzlich verkehren 350 Meter westlich in der Ostpreußen- / Freischütz­straße mehrere Buslinien. Überdiese ist sowohl die Tram 16 wie auch die U4 Arabellapark zuerreichen. Gemäß Nah­verkehrsplan der Stadt soll die U4 vom Arabellapark nach Englschalking in das Gebiet Nordosten verlagert werden.

Soziale Infrastruktur: Ein unterschiedlicher Wohnungsmix löst unterschiedliche soziale Infrastrukturbedarfe aus. Daher wird eine möglichst robuste städtebauliche Grundfigur angestrebt, die eine gewisse Flexibilität bezogen auf die Woh­nungsgrößen und die aktuell noch nicht abschließend bezifferbaren sozialen Infrastrukturbedarfe zulässt. Die Zahl der zu realisierenden Kitas ist abhängig vom Ergebnis des Wettbewerbs und der gemäß Wettbewerbsergebnis möglichen Zahl der Wohneinheiten. Das Erfordernis weiterer sozialer Einrichtungen wie Seniorwohnen, Flexi-Heim, Nachbar­schaftstreff etc. ist im Vorfeld des Wettbewerbs mit dem Sozialreferat abzustimmen. Aufgrund der Auslastung der Grundschule an der Ostpreußenstraße ist die Grundschulversorgung für die Entwicklung aktuell nicht gesichert. Das Referat für Bildung und Sport prüft derzeit, durch welche Maßnahmen die Grundschulversorgung sicherzustellen ist.

Verkehrliche Erschließung und Mobilität: Eine funktionsfähige Erschließung soll von der bestehenden Marienburger Straße über je eine Zufahrt auf Höhe Libauer – und Putziger Straße entwickelt werden. Das Quartier soll von motorisier­tem Individualverkehr (MIV) freigehalten werden. Daher ist eine Erschließung der Neubebauung für den MIV jeweils über Tiefgaragenzufahrten unmittelbar von den öffentlichen Verkehrsflachen aus vorgesehen. Im Zug der Planung soll ein Mobilitätskonzept erarbeitet werden, mit dem Ziel, möglichst vielen Bewohnern Alternativen zum privaten Pkw anzubieten Die Marienburger Straße soll zu Gunsten ausreichend breiter öffentlicher Gehwege sowie einseitiger Park­buchten zwischen Baumgraben ausgebaut werden. Bei der Erschließungsplanung ist der wertvolle Baumbestand an der Marienburger Straße zu berücksichtigen. Auch in der Memeler Straße sollen künftig beidseitig ausreichend breite Gehwege vorgesehen werden.