Gefühlt gibt es in der Stadt immer weniger Bäume. Ist dem wirklich so? – Je nachdem wie man’s sieht! Oder auslegen will! Je nachdem, ob eine Statistik einen Themenbereich komplett erfasst oder nur ein Teil analysiert wurde. Zahlen und Statistiken helfen, Sachverhalte zu prüfen. Zahlen und Statistiken sind allerdings ihrerseits Prüfungen, Skepsis und Zweifeln ausgesetzt.So verhält’s sich auch mit den Angaben zu Baumfällungen und Baumneupflanzungen in München.

Baumbilanz 2023 auf öffentlichen Flächen des Baureferats:Rund 4400 neue Bäume sind auf öffentlichen Flächen etabliert worden. Etwa 2900 davon wurden neu gepflanzt und 1500 Bäume haben sich in geschlossenen Gehölzbeständen durch Sämlingsaufwuchs zu Jungbäumen entwickelt. Fällen musste das Baureferat im Jahr 2023 rund 2350 Bäume – insbesondere im Zuge der regulären Baumpflegemaßnahmen auf öffentlichen Grün- und Verkehrsflächen und Friedhöfen.“

Auszug zum Absatz „>Baumpflanzungen und Naturverjüngung<: „Alle Bäume, die im Rahmen des laufenden Unterhalts gefällt werden müssen, werden ersetzt – Bäume an Straßen und Plätzen sowie freistehende Bäume in Grünanlagen und Friedhöfen in der Regel an gleicher Stelle. Viele Bäume stehen aber in dichten, oft waldartigen Gehölzbeständen. Dort hilft sich die Natur selbst, indem sich der Baumbestand auf natürliche Weise vermehrt. Jährlich entwickeln sich auf diese natürliche Weise rund 1500 neue Bäume.“ Das sind also Jungbäume.

Fazit 2023: 2900 Neupflanzungen minus 2350 Fällungen ergibt ein Plus von 550 Bäumen – auf öffentlichen Flächen. Zu Fällungen auf Privatgrund keine AngabeAlso nur die halbe Wahrheit. Kennt das Baureferat die Zahl nicht? Zum besseren Verständnis:

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Baumbilanz 2022 auf öffentlichen Flächen2550 Bäume gefällt, 2710 gepflanzt – ein Plus von 160 Bäumen.

Baumbilanz 2022 auf privaten Grundstücken indes wurden 5236 Bäume abgeholzt und lediglich 3728 neue gepflanzt – ein Minus von 1508 Bäumen.

Baumbilanz 2022 auf allen Flächen7786 Fällungen versus 6438 Ersatzpflanzungen – ein Minus von 1348 Bäumen.

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Wumms-Beschluss des Stadtrats im Dezember 2023: Rund 3500 Bäume will die Stadt in den kommenden fünf Jahren pflanzen – Kosten 52 Millionen Euro! Im Durchschnitt kostet ein Baum rund 15 000 Euro, wobei die Spanne pro Baum zwischen 5000 und 25 000 Euro liegt. Rund 1300 Bäume sind in öffentlichen Grünanlagen geplant, 700 im vorhandenen >Straßenbegleitgrün> (von diesen 2000 sind bereits 150 eingesetzt) und weitere 1570 sollen auf noch versiegelten Flächen.

Um mögliche neue Standorte für Baumpflanzungen zu finden, hatte das Baureferat im Oktober 2020 alle Bezirksausschüsse gebeten, Vorschläge einzureichen. Dazu und für weitere mögliche Standorte hat das Referat eine Untersuchung durchgeführt. Ergebnis: Platz für 3500 Bäume.

Die Kosten für die jeweilige Maßnahme unterscheiden sich erheblich: Ein Baum in Grünanlagen oder am Straßenrand einzupflanzen kostet etwa 5000 Euro. Richtig teuer wird‘s, wenn es an ver-siegelte Flächen geht, Asphalt entfernt und Leitungen sowie Rohre verlegt werden müssen. Für eine Wurzelgrube müssen zusätzlich 36 Kubikmeter Untergrund ausgehoben werden. Unter ande-rem wird dann Substrat eingefüllt, das bis zu 12 000 Liter Wasser speichert. So kann ein Baum überleben, wenn es mal drei Wochen lang nicht regnet. Daher kostet eine derartige Einzelpflanzung zwischen 15 000 bis 25 000 Euro.

Die Standortvorschläge des Bezirksausschusses Bogenhausen:

• Englschalkinger– zwischen Cosima- und Westpreußenstr.Fünf bis zehn ergänzende Säulenpappeln auf dem Mittelstreifen • Englschalkinger– zwischen Westpreußen- und Ostpreußenstr.Vier bis acht ergänzende Säulenpappeln auf dem Mittelstreifen • Englschalkinger– zwischen Ostpreußen- und Barlowstr.Sechs bis zwölf geeignete Alleebäume auf dem Mittelstreifen

• Posener Str.Acht bis zehn Bäume zur Erweiterung des Baumfelds vor der Kinderkrippe • Posener Str.Vier Ersatzpflanzungen vor der Posener Str. 10 und der Bromberger Str. 1 • Posener Platz: Vier bis sechs Bäume zur Nachverdichtung der Solitärbäume, zum Beispiel vor den Gebäuden mit den Hausnummern 6, 16 und 28

• Marienburger Str. (zwischen Posener Platz und Daglfinger Str.): Zwölf Obstbäume mit Insektenwiese auf dem Grünstreifen entlang der Marienburger Str.

• Ostpreußenstr.Ein bis zwei Bäume – Nachpflanzung nördlich des Busstopps Posener Platz.

• Denninger Str.Großbaum auf der zentralen Verkehrsinsel oder kleinere Bäume auf den seitlichen Verkehrsinseln.

• Mühlbaur– Ecke Beetzstr.Schaffung einer Verkehrsinsel statt der überdimensionierten Asphaltfläche mit einem Großbaum • Mühlbaur– Kreuzung Röntgenstr.Nachpflanzung auf der Verkehrsinsel.

• Zur Deutschen Einheit: zwei mittelgroße Bäume südlich des Rodelhügels • Zur Deutschen Einheit: Verdichtung der Randbepflanzung – drei bis fünf Bäume – des Areals wie im nördlich angrenzenden Platzbereich.

• Adolf-Oberländer-Weg: Randbepflanzung der Wiese im Denninger Anger (acht bis zwölf Bäume; nördlich des Biotops)

• Höslstr.Nachpflanzung / Verdichtung der kleinen Solitärbäume auf der Wiese südlich des ÖBZ.

• Ortlindenstr.Ersatz des gefällten Großbaums im westlich angrenzenden Grünstreifen sowie Pflanzung von Obstbäumen auf der Wiese südlich des Kieswegs (ein plus vier Bäume).

• Grünfläche zwischen dem Bichlhofweg und dem Isabella-Braun-Weg: Ergänzung mit 17 Bäumen in der Grünfläche.

• Ringofenweg: Elf Bäume entlang des Wegs.

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Wettbewerb „Mehr Grün für München“ – Jetzt mitmachenwirbt aktuell das Referat für Klima- und Umweltschutz: „München soll grüner, schöner und lebenswerter werden – jeder kann dazu etwas beitragen. Um einen überdurchschnittlichen Einsatz bei der Begrünung von Höfen, Vorgärten, Außenanlagen und Gewerbeflächen zu honorieren, schreibt die Stadt seit 1974 alle zwei Jahre den Wettbewerb aus.

Teilnehmen können Hauseigentümer, Mieter oder Inhaber eines gewerblichen Betriebs, die sich für mehr Grün, ein ansprechendes Stadtbild, für eine größere ökologische Vielfalt und ein besseres Stadtklima in ihrem unmittelbaren Umfeld einsetzen. Es werden Einreichungen in sechs verschiedenen Kategorien gewürdigt:Vorgärten, Außenanlagen, Gewerbeflächen, Höfe, persönliche Leistungen und kinderfreundliches Wohnumfeld (bereits prämierte Objekte können nicht noch einmal angemeldet werden).

Anmeldungen per Post oder E-Mail bis zum 30. Juni an Referat für Klima- und Umweltschutz, RKU-I-3, Kennwort „Mehr Grün für München“, Bayerstraße 28a, 80335 München, E-Mail:begruenung-foerdern.rku@muenchen.de. Weitere Informationen unter muenchen.de/wettbewerb-mehr-gruen. Zudem können beim Referat Anträge für das Förderprogramm „Innenhof-, Dach- und Fassadenbegrünung“ gestellt werden (muenchen.de/begruenung-foerdern).

Englschalkinger – / Ecke Lohengrinstraße – eine von vielen Stellen, an der jüngst an dicken Bäumen die Motorsäge angesetzt worden ist.   Foto: hgb