Einerseits eine wohl graue Mauer mit einer Gesamtlänge von mehr als 1100 Meter, je nach Abschnitt zwischen 2,5 und vier Meter hoch, andererseits ein von vielen Anwohnern seit Jahren erhoffter Lärmschutz: Im ersten Halbjahr 2025, so die Angaben der Deutschen Bahn (DB), sollen ab der S-Bahnstation Johanneskirchen in Richtung Norden auf beiden Seiten die Arbeiten starten.
Das Ganze läuft unter dem Projekt „Bahnausbau Region München: Netzergänzende Maßnahme im Stadtbezirk Bogenhausen“. Für das Vorhaben sind Anfang März die Planrechtsunterlagen eingereicht worden. Laut Jörg Mader, DB-Referent Bürgerkommunikation, bei der Vorstellung im Bezirksausschuss, werden „die Genehmigungsunterlagen ab Juli ausgelegt.“
Verwunderlich, hätte das Projekt keinen Haken. „Die Züge werden schneller fahren, das gibt die Strecke dann her. Es kann bis zu 120 km/h gefahren werden“, so Mader. Und: „Das alles ist kein Vorgriff auf den viergleisigen Ausbau der Trasse.“
Nebenbei: Der Start der Bahnausbau-Präsentation im Bezirksausschuss verzögerte sich. DB-Mann Mader: „Wir haben technische Probleme.“ CSU-Fraktionssprecher Robert Brannekämper feixte: „Das sind wir von der Bahn gewohnt.“ Darauf Mader: „Aber wir waren pünktlich …“
Neben Erstellung der Lärmschutzwände erfolgen fünf Baumaßnahmen: Abschnittsweise Erneuerung des Oberbaus (Schienen, Schwellen, Schotter), Kabeltiefbauarbeiten, Anpassung der Entwässerungsanlagen, Anpassung der Signaltechnik (laut Schaubild: „Baufreiheitsmaßnahmen, Anpassung Durchrutschwege, Fahrstraßenanpassung“) sowie Regulierung der Oberleitungsanlage (laut Schaubild: „Sollfahrdrahthöhe“). Alles in allem laut Mader „für die Bewohner eine deutliche Verbesserung.“
Während der Bauphase gibt‘s eine eingleisige Betriebsführung – sechs Wochen pro Gleis sind angesetzt. Auf Anregung von Brannekämper sagten die Bahn-Vertreter zu, „dem Kommunalparlament zeitnah Angaben zum Schienenersatzverkehr (SEV)“ zukommen zu lassen. Und: „Es wäre gut, würde es zum Lärmschutz auch einen Sichtschutz, eine optische Gestaltung geben, würden die Wände begrünt.“ Denn eine kahle Mauer, zumal in dieser Höhe, „erinnert doch stark an die ehemalige DDR-Grenze.“
Absichten und Angaben der DB in den vergangenen Jahren sind mehr oder minder ein Buch mit sieben Siegeln, vieles ist Augenwischerei. Die DB Netz AG will das Schienennetz im Münchner Osten modernisieren. Modernisieren bedeutet: Es sollen künftig einmal 700 Meter lange Güterzüge (!) vom Brenner-Nordzulauf durch Trudering und Bogenhausen brausen. Brausen bedeutet: 100 km/h. Ob nun oberirdisch oder in einem Tunnel im 13. Stadtbezirk von Daglfing über Englschalking bis Johanneskirchen – das ist noch unklar. Klar ist hingegen: Die Zahl der Güterzüge nimmt drastisch zu. Die DB-Prognose geht von täglich rund 140 Zügen aus. Untersuchungen, die zwischen Deutschland, Italien und Österreich abgestimmt und von der Europäischen Union (EU) bestätigt sind, nennen 256 Güterzüge täglich.