1. August 2020
Jetzt geht’s Schlag auf Schlag, die nächste große Veränderung im Arabellapark ist fixiert: Nach einem halben Jahrhundert in Bogenhausen verlegt die Schörghuber Unternehmensgruppe (Portfolio rund 2,9 Milliarden Euro, etwa 5300 Mitarbeiter) ihren Firmensitz aus dem Arabellapark ins Westend / Schwanthalerhöhe. 2022 ziehen die Holdinggesellschaft sowie die Bayerische Hausbau und die Arabella Hospitality (Hoteltochter) ins „Davanto“ an der Gollierstraße. Was wird dann aus der Zentrale und aus dem alten Verwaltungstrakt an der Denninger Straße?
Bernhard Taubenberger, Leiter Kommunikation & Marketing der Schörghuber Stiftung & Co. Holding KG, zur überraschenden Nachricht: „Die Vitalisierung der Schwanthalerhöhe schreitet weiter voran. Neben dem bereits 2019 gemeinsam mit der HBB-Gesellschaft eröffneten Forum Schwanthalerhöhe sowie der anstehenden Ertüchtigung weiterer Gewerbeflächen und des umfangreichen Wohnungsbestands verwirklicht die Bayerische Hausbau mit dem Davanto eine Entwicklung für den eigenen Bestand.“
Und weiter: „Nach einem Entwurf von Allmann Sattler Wappner Architekten entsteht im Westend auf 9100 Quadratmeter Geschossfläche ein modernes, nachhaltiges Bürogebäude mit Dachterrassen und Bergpanorama-Blick. Der Fitnessanbieter body + soul steht als erster Mieter bereits fest, eine Gastronomie mit Biergarten als Nachfolgerin des Hacker-Pschorr Bräuhauses wird folgen. Durch die umfangreichen Maßnahmen wird das markante, 1970 bis 1974 nach Plänen von Ernst Maria Lang erbaute Quartier an der Theresienwiese zu einem pulsierenden urbanen Ort des Wohnens, Entspannens, Einkaufens und Arbeitens.“
Nico Nusmeier, Vorsitzender des Vorstands der 1954 gegründeten Schörghuber Unternehmensgruppe, erklärte: „Das Westend ist ein Stadtviertel im Aufbruch, neugierig auf das, was kommt, sich dabei aber immer seiner Wurzeln bewusst. Auch unsere Gruppe befindet sich im Aufbruch: Welcher Standort wäre also besser für unseren neuen Firmensitz geeignet als die Schwanthalerhöhe, deren Erscheinungsbild wir zudem noch selbst mit gestalten dürfen?“ Dazu muss man wissen: Devanto ist ein Komplex im Bestand, der „aufgehübscht“ wird.
„Wachstum war seit jeher die Triebfeder unserer Familie. Und das Herz unserer Gruppe hat immer dort geschlagen, wo wir unternehmerisch tätig waren. Dies galt jahrzehntelang für Bogenhausen und den Arabellapark – und das gilt heute für die Schwanthalerhöhe“, betonte Alexandra Schörghuber. Die Vorsitzende des Stiftungsrats verweist damit auf den Umstand, dass drei der vier Unternehmensbereiche ihrer Gruppe dort tätig sind.
Nächste Überraschung bei der Nachfrage, was aus der Zentrale und aus dem alten Verwaltungstrakt in Bogenhausen wird. „Unsere Firmenzentrale in der Denninger Straße 165 haben wir zwar 1995 erbaut und in den Bestand genommen, aber 2012 an die Real I.S. veräußert. Und unser altes, 1969 errichtetes Verwaltungsgebäude in der Denninger Straße 169 ist derzeit an die Bayerische Notarkammer vermietet“, so Taubenberger.
Die Real I.S. (Gesellschaft für Immobilien Assetmanagement) – der Münchner Sitz befindet sich in Haidhausen, in der Inneren Wiener Straße – ist ein Tochterunternehmen der Bayerischen Landesbank (Bayern LB), verwaltet ein Immobilienvermögen von rund sieben Milliarden Euro in elf Ländern. Birgit Tucher, für das Objekt in Bogenhausen zuständig, war ob der Anfrage zur Nachnutzung von unser-bogenhausen.de überrascht, da der Schörghuber-Umzug offensichtlich noch nicht bekannt sein sollte: „Wir führen intern Gespräche …“ Und folgend Pressesprecherin Birgit Lehmann-Schraut: „Dazu erteilen wir keine Auskunft.“
Und was wird aus dem (derzeit) vermieteten, 1969 errichteten „alten“ Verwaltungsgebäude in der Denninger Straße 169? Dazu eine Pressemitteilung der Hausbau vom 25. Juli 2012, Headline Wohnen am Denninger Anger – 100 neue Wohnungen für Bogenhausen:
„Auf einem rund 8150 Quadratmeter großen, an der Ecke Denninger – / Vollmannstraße gelegenen Areal plant die Bayerische Hausbau die Errichtung von rund 100 Wohneinheiten. Auf rund 10400 Quadratmeter Geschossfläche sollen anstelle des bisherigen Bürogebäudes eine Eckbebauung entlang der Straßen sowie zwei Gartenhäuser im rückwärtigen Bereich entstehen. Die Kommission für Stadtgestaltung der Landeshauptstadt München stimmte dem Entwurf der Architektin Aika Schluchtmann und der Landschaftsarchitektin Stefanie Jühling mehrheitlich zu.“
Jürgen Büllesbach, seinerzeit Vorsitzender der Geschäftsführung der Hausbau: „Mit der Umwidmung von mittelfristig nicht mehr benötigten Gewerbeflächen in Wohnraum errichten wir das, was für diesen Teil Bogenhausens ohnehin charakteristisch ist und zudem in München dringend benötigt wird: Wohnraum. An dem Standort schaffen wir Wohnungen für Familien mit Kindern, Paare und Singles mit unterschiedlichem Einkommen.“
Zum Verlauf des Projekts hieß es: Den Baubeginn der Eckbebauung an der Denninger Straße und Vollmannstraße sieht die Bayerische Hausbau für Ende 2014 vor, die Fertigstellung für 2016.
Anfang Dezember 2018 wurde dann geprüft, ob mit dem für 2026 geplanten Abriss des 23 Stockwerke hohen Arabella-Blocks, in dem es mehr als 500 Mietwohnungen gibt, der Bauplan realisiert wird und Bewohnern des Towers Ersatzwohnungen angeboten werden können. Hintergrund: Bereits im Juli 2015 hatte der Stadtratsausschuss für Planung und Bauordnung den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 2101 für 120 Wohnungen gefasst. Laut Entscheid sieht das Konzept eine geschlossene differenzierte vier- bis fünfgeschossige Lärmschutzbebauung entlang der Denninger Straße und im Kreuzungsbereich zur Vollmannstraße einen sechsgeschossigen Hochpunkt vor. Entlang der Vollmannstraße bildet eine Abstufung auf bis zu drei Geschosse den Übergang zu der zurückgesetzten, vorhandenen Reihenhausbebauung.
Hausbau-Pressesprecherin Sabine Hagn hatte damals erklärt: „Die Zeitschiene für die Projektentwicklung an der Denninger Straße 169 haben wir daher explizit mit der des Arabellahauses harmonisiert. Derzeit befinden wir uns in der Planungsphase, die eine enge Abstimmung mit der Stadt erfordert.“ Dazu heute keine neue Angabe!
Übrigens: Die Bauherrin hatte nach Einwänden von Nachbarn mehrfach die Pläne geändert und die Baumasse reduziert. Dennoch kämpfte eine Initiative gegen die Bebauungsplanänderung, „um eine Reduzierung der Baumasse dieses Fremdkörpers in unserem Stadtviertel.“
Und wie sieht’s heute aus? Wie 2012 und Jahre zuvor …