22. August 2020

Zum dritten Mal hat das Sozialreferat den Antrag des Bezirksausschusses zur Einrichtung eines Sozialbürgerhauses in Bogenhausen abgelehnt. Und das obwohl auch im oftmals als „reich“ bezeich­neten 13. Stadtbezirk Nach­frage für Angebote und Leistungen besteht. Die Behörde er­achtet ein Sozialbürgerhaus hier als „nicht erforderlich.“ Denn in München gibt es ein Dutzend dieser Einrichtungen. Aber eben keines in Bogenhausen!

Laut Antragstellerin Karin Vetterle, Stellvertretende Vorsitzende des Kommunalparlaments („die Corona-Krise hat deutlich gemacht, wie wichtig ein Sozialbürgerhaus ist“), liege gemäß Angaben der Behörde die Anzahl von Transferleistungen deutlich unter den städtischen Durchschnitts­wer­ten. Deswegen sei sogar ein kleines Haus weder organisatorisch noch wirt­schaft­­lich zu recht­fer­tigen. Zudem würde die vor Jahren festgelegte Benchmark von mindestens 100 000 Ein­woh­nern – Bogenhausen hat rund 90 000 – für eine derartige Einrichtung deutlich unter­schritten.

Weiteres Gegenargument der Stadt: Mit dem Sozialbürgerhaus am Orleansplatz – laut Internet-Angaben des Sozialreferats zuständig für Au / Haid­hau­sen sowie Bogenhausen mit Parkstadt, Arabellapark, Herzog­park, Priel, Oberföhring, Englschal­king, Fideliopark, Cosimapark, Denning, Daglfing, Zamilapark, und Johanniskirchen [sic] – können die Bürger auf ein gut funktionierendes und vor allem zentral gelegenes Sozialbürgerhaus zurückgrei­fen, das bestens mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist.

Dazu drei Bemerkungen: Erstens heißt der Stadtteil Johanneskirchen und nicht Johanniskirchen. Zweitens ist „bestens zu erreichen mit öffentlichen Verkehrsmitteln“ schon ein wenig provokant, bei­spielsweise wenn man in Oberföhring oder noch weiter „draußen“ in Johanneskirchen wohnt. Und drittens, so Marko Poggenpohl, Vorsitzender des Untergremiums Kultur, Soziales und Vereine, „ist der Ansturm am Orleansplatz sehr groß und kaum mehr zu bewältigen.“

Den Schlüssel für ein Sozialbürgerhaus in München hat das Sozialreferat. Eine Einrichtung in Bogenhausen wurde nun zu dritten Mal abgelehnt. Foto: Stadt München / Sozialreferat

Nach all dem lässt Vetterle nicht locker. Ob der Orientierung des Referats „an blanken Zahlen“ will sie mit Unterstützung der Lokalpolitiker wissen, „wie hoch die Zahl der Transferleistungsempfän­ger in Bogenhausen in absoluten Zahlen und in Prozent in Relation zu den städtischen Durchschnitts­werten sind“ und „wann und von wem der Benchmark von 100 000 Einwohner je Sozialbürgerhaus vor Jahren festgelegt wurde, da München rund 1,5 Millionen Einwohner hat, aber nur zwölf Sozialbür­ger­häuser.“