20. Januar 2021

Bürgeranliegen Radwege: Platz-Probleme

Es fällt auf, wenn man die siebenseitige Tagesordnung des Bezirksausschusses durchblättert: 24 (!) Bürgeranliegen stehen auf der Januar-Einladung zur Sitzung des Kommunalparlaments. In den letzten Jahren waren es je nach Tagung mal fünf, sechs, ab und an auch ein wenig mehr Anträge aus den Reihen der Bürger.

Wie kommt’s? Ein lokalpolitischer, Corona beding­ter Neben­effekt im >Home Office<? Eher nicht. Vielmehr Reaktionen auf den >Haushaltsbrief< – es konnte ja wegen der Pandemie keine Ein­woh­­ner­versammlung abgehalten werden – von Florian Ring (CSU), Vorsitzender des Stadt­teil­gre­miums. Er hätte nämlich Ende Oktober geschrieben: „Liebe Bürgerinnen und Bürger, als Bezirks­ausschuss setzen wir uns auch weiterhin für Ihre Anliegen ein. Bitte zögern Sie nicht, uns direkt zu kontaktieren.“

Bürgeranliegen – Auszug aus der Tagesordnung der Bezirksausschusses für das Untergremium Verkehr und Mobilität. Foto: hgb

Toll, die Anliegen beweisen’s: Den Bürgerinnen und Bürgern liegt „ihr“ Bogenhausen am Herzen, es interessiert sie, was vor ihrer Haustür passiert, sie loben und monieren, wollen verbessern.

Zu den Initiativen: Waren es in der Vergangenheit überwiegend Belange bezüglich Verschmutzun­gen auf Wegen und Plätzen sowie allgemeine Wünsche im so genannten öffent­li­chen Raum, so dominieren seit Monaten Themen zum Verkehr – wie Parkplatzprobleme, Lizenzgebiet­for­derungen oder beschädig­te Straßenbeläge.

Radwegwünsche und -anliegen – wie könnte es anders sein – ste­hen inzwischen an vor­ders­ter Stelle. Auffallend dabei: Bis auf Abweich­un­gen wieder­holen sich vor allem in diesem Sektor im­mer öfter die Örtlichkeiten. Das zweifellos zutref­fende Argument „gefährlich“ wird stets ange­führt. Und: Die Antworten der Stadtverwaltung gleichen sich wiederholt: kein Platz für einen Rad­weg bzw. für Radwege. Durchaus verständlich.

Ein Beispiel: Radweg entlang der Oberföhringer Straße – vielfach mit dem Wunschvermerk „zwi­­schen Herkomerplatz und St. Emme­ram.“ So heißt es aktuell in einem Schreiben: „Leider gibt’s keinen durchgängigen Radweg. Die Radwege existieren aus unerklärlichen Gründen in beide Rich­tungen, verlaufen jedoch teilweise auf dem Gehweg (extra Bahn für Radfahrer), teilweise münden diese jedoch auf der Straße. An vielen Stellen ist gar kein Radweg vorhanden wie zwischen der Wahn­friedallee und der Lohengrinstraße.“ Ein anderer Bürger fordert: „Dringend auf beiden Seiten einen Radweg bauen.“

Dabei wird verkannt, dass München und die meisten Stadtteile Bogen­hausens vor Jahr­hun­derten entstanden sind – in einer Zeit, als das Fahrrad noch gar nicht erfunden war. Ent­spre­­chend anders, nämlich eng, waren die Wege für Pferdefuhrwerke und -kutschen ange­legt. Diesen Platz müssen sich seit Jahren Fußgänger, Autofahrer und auch Busse sowie viele Radler teilen. Gerade für Rad­fahrer auf der Straße – wie besagt – ein lebensgefährliches Unter­fan­­gen.

Das Problem an der Oberföhringer Straße ist verkehrstechnisch, selbst mit einem viele Mil­lionen Eu­ro verschlingenden Bauaufwand nicht lösbar. Man kann nicht einfach Dutzend Bäume, Grund­stücke und das ein oder andere Gebäude „rasieren“. Hier – und auch an vielen anderen Brenn­punk­ten im Stadtbezirk – hilft nur Achtsamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme.

Eine vorgeschlagene Abmar­kierung eines Radstreifens, wo kein ausgewiesener Fahrradweg besteht, „gaukelt“ indes stellenweise Sicherheit (und je nach Einstellung des Radfahrers Vorrang gegenüber dem Autoverkehr) vor – eine neue Gefahrenquelle.

Eine Routenalternative ohne großen Umweg ist die durch viele kurze Durchfahrtsmöglichkeiten er­reichbare Effnerstra­ße, auf der es extra, wenn auch schmale und durch einen Grünstreifen abge­trenn­te Fahrradwege gibt. Man kann den längsten Teil der Oberföhringer Straße „umradeln“. Und kommt so schneller, vor allem aber sicherer, an sein Ziel.

Gleichwohl: Kein Lokalpolitiker kann jede Ecke in Bogenhausen wie seine „Westentasche“ kennen. Deshalb sind die gewählten Stadtteilvertreter auf Hinweise, Wünsche, Anregungen angewiesen, um Verbesserungen zu bewirken. Wie schrieb doch Ring: „Bitte zögern Sie nicht, uns direkt zu kontak­tie­ren.“