Harsche, ja massive Kritik des Bezirksausschusses zum Vorbescheid der Stadt u n d am Lidl-Konzern wegen den Plänen für den Neubau des „Lebensmittelmarkts mit Café, Parkgarage und oberirdischen Stellplätzen“ in der Freischützstraße 46 (Verkaufsfläche statt 950 Quadratmeter künftig 1600 Quadratmeter im ersten, per >Rollsteig< erreichbaren Geschoss eines Stelzenbaus!).

Robert Brannekämper, CSU-Fraktionssprecher, war entsetzt: „Das Erdgeschoss des Grund­stücks (Anm. d. Red.: rund 8500 Quadratmeter) in Premiumlage wird komplett fürs Parken ge­nutzt. Die Verantwortlichen in der Stadt haben den Wohnungsmangel in München wohl noch nicht kapiert. Das Thema Flächenknappheit wird nicht mal ansatzweise aufgegriffen. Die Planungen sind völlig aus der Zeit gefallen.“

Der Landtagsabgeordneter forderte – alle Lokalpolitiker stimmten in Folge zu – vom Planungsrefe­rat die Zurückstellung des Vorbescheidsantrags, den Erlass einer Veränderungssperre sowie die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans. „Den brauchen wir unbedingt“, so Brannekämper. Ein neuer Bebauungsplan ist nämlich die Grundlage für den Bau einer Tiefgarage und (mindestens) eines zweiten Stockwerks für Wohnungen.

Auszug aus dem Entscheid des Kommunalparlaments: „Die völlig unambitionierte Planung des neu­en Einzelhandelsprojekts (Anm. d. Red.: Gebäudeausmaß 68 mal 43 Meter; aktuell kalkulierte Ge­samtkosten rund neun Millionen Euro) darf so nicht realisiert werden, da wichtige Themen in Mün­chen wie die Flächenknappheit, der Wohnungsbedarf und das Stadtklima in keiner Weise einbezo­gen werden.“

Bezüglich einer Tiefgarage erklärte Johannes See, Portfolio-Manager im Immobilienbüro Mün­chen, bei der Projektpräsentation im Untergremium Planung des Kommunalparlaments: „Das ist für uns wirtschaftlich nicht vertretbar.“ Geplant sind laut Beschreibung oberirdisch 90 Auto- und 34 Fahrradstellplätze. Für den Markt, montags mit samstags von 7 bis 20 Uhr geöffnet, „gehen wir von täglich bis zu 1600 Kunden aus“.

Der geplante Lidl mit Café und oberirdischen Stellplätzen an der Freischützstraße (oben Ansicht von Süden, unten Ansicht von Westen). Die Lokalpolitiker lehnen das Vorhaben so ab.     Entwurf: Lidl / Architekturbüro Josef Hiller / Fotos: hgb

Bezüglich Wohnungen: Bereits im April und im Mai war der Neubau Thema im Unterausschuss. Beide Male wurde der Antrag vertagt, der Bauherr wurde eingeladen, um das Projekt zu erläutern. Im Protokoll ist fixiert: „Erstaunt wird festgestellt, dass die versprochenen Wohnungen nicht im Plan zu finden sind.“

Warum ein neuer Bebauungsplan? Im „Fragenkatalog zum Antrag auf Vorbescheid für die Neu­bebauung des Grundstücks Fl.Nr. 815 / 1“ (liegt unser-bogenhausen.de vor) „weist der Bebauungs­plan mit Grünordnung Nr. 1932 der Landeshauptstadt München das Baugrundstück als WA (Allge­meines Wohngebiet) aus. Nach den Festsetzungen des Bebauungsplans sind auf dem Bau­grundstück Wohngebäude jedoch nicht zulässig, sondern Nutzungen wie Läden, die der Versor­gung des Gebiets dienen, mithin also auch Lebensmittelmärkte.“

Statement Lutz Heese (CSU), Architekt: „Die Pläne müssen dringend nachge- und überarbeitet werden. Das muss man kleinteiliger gestalten, ich vermisse die Sensibilität.

Statement Christiane Hacker (SPD): „Das kann so nicht sein. Da muss man ein, zwei Stockwerke für Wohnungen draufbauen. Das Ganze muss zurück an die LBK (Anm. d. Red. Lokalbaukommis­sion im Planungsreferat).

Statement Angelika Piz-Strasser (Grüne): „So wir es jetzt vorgestellt worden ist, können wir nicht zustimmen. Das Muster für einen Lebensmittelmarkt dieser Art gibt’s in Daglfing, den Edeka an der Burgauer Straße.“