Schwere Vorwürfe gegen das Corps Franconia München, eine Studentenverbindung mit Sitz in einer alten Villa in der Friedrich-Herschel-Straße: Personen sollen laut Anliegern im Morgengrauen am Samstag, 3. Mai, nach Gesängen auf der Terrasse des Verbindungshauses wiederholt „Heil Hitler“ gebrüllt haben. Nachbarn wollten das und weitere Vorfälle nicht hinnehmen, sie haben Anzeige erstattet, die Ermittlungen der Polizei laufen. Und sie wandten sich in einem scharf formulierten Brief an den Bezirksausschuss. Dazu Vorsitzender Florian Ring (Auszüge):
„Dem Bezirksausschuss wurde kürzlich ein Schreiben mehrerer Anwohnerinnen und Anwohner übermittelt, in dem von mehreren erschreckenden Vorfällen bei der benachbarten Studentenverbindung >Corps Franconia< berichtet wird, unter anderem laut gerufene Parolen aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Wir sind zutiefst erschüttert, dass es in unserem Stadtbezirk zu derartigen Vorkommnissen gekommen ist. Die angrenzende Möhlstraße war vor der Zeit des Nationalsozialismus ein Zentrum jüdischen Lebens in München. Jede Form der Verherrlichung des Nationalsozialismus, seiner Ideologie oder der Verharmlosung des Holocausts lehnen wir entschieden ab. Der Bezirksausschuss steht in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sich Jüdinnen und Juden in Bogenhausen sicher und geschützt fühlen können. Rechtsextremismus und Rassismus haben bei uns keinen Platz.
Wir verurteilen die skandierten Parolen aufs Schärfste und fordern den Verein >Münchner Franken e.V.< auf, Verantwortung zu zeigen und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um eine Wiederholung solcher Vorfälle auszuschließen. Verharmlosende oder ausweichende Erklärungen sind in unseren Augen unglaubwürdig und werden der Schwere der Vorwürfe nicht gerecht.
Unser großer Respekt gilt den Anwohnerinnen und Anwohnern, die den Mut aufgebracht haben, sich deutlich gegen diese rechtsextremen Aktivitäten zu positionieren. Sie haben unsere volle Solidarität. Gemeinsam mit der Fachstelle für Demokratie werden wir alles daransetzen, derartigen Vorfällen ein Ende zu bereiten. Gleichzeitig appellieren wir an alle, die gegen die Machenschaften des >Corps Franconia< protestieren, auf Sachbeschädigungen zu verzichten und Rücksicht auf die Nachbarschaft zu nehmen. Der Schutz aller Anwohner hat für uns Priorität.
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Verdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen aufgenommen. Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung ist aktiv geworden. Der Bezirksausschuss bietet allen beteiligten Behörden seine volle Zusammenarbeit an und dankt allen, die sich für den Schutz unseres Stadtteils und für unsere vielfältige und bunte Gesellschaft engagieren.“
