Merkwürdig, merkwürdig: Gerade rechtzeitig zu den superheißen Tagen installierten Mechaniker am Rosenkavalierplatz beim Eingang zum Supermarkt auf städtischem Grund den zweiten Trinkwasserbrunnen in Bogenhausen. Kurz danach zierte ein Aufkleber „Derzeit außer Betrieb“ den Auslass. Und jetzt? Nichts, seit Tagen nichts! Kein Tropfen des kühlen Naß fließt. Warum – müßig bei der Stadt nachzufragen. Die Antwort ist eh klar – technische Schwierigkeiten.
Es heißt also weiterhin warten. Um Trinkwasserbrunnen gab es im Stadtbezirk ein lokalpolitisches Gezerre ohnesgleichen. Die Vorgeschichte:
Mitte Juli 2023 hatte CSU-Lokalpolitikerin Peggy Schön im Kommunalparlament beantragt, Standorte für Trinkwasserbrunnen im 13. Stadtbezirk festzulegen. Grundlage für ihre initiative war der Beschluss des Stadtrats vom 4. Juli 2023, weitere 100 Trinkwasserbrunnen in München auf öffentlichen Flächen in Absprache mit den Bezirksausschüssen durch das Baureferat zu installieren. Und zwar jährlich bis zu 15 Anlagen.
Auszug aus dem Protokoll des vorberatenden Untergremiums im Bezirksausschuss vom August 2024: „Es liegt eine Information des Referats für Klima- und Umweltschutz vor, dass der Stadtrat die Haushaltsmittel für das Projekt nicht bereitstellen konnte, so dass die Realisierung der 100 Standorte erstmals auf Eis gelegt wird. Das Referat hat zurückgemeldet, dass es für weitere Standortvorschläge an der falschen Zeit ist.“ Das war für die Grünen in der Bogenhauser Bürgervertretung über Monate hinweg immer wieder das Argument, Debatten über Standorte zu blockieren.
Schön ließ nicht locker. Mitte November 2024 dann der „Durchbruch“: In einem für Bogenhausen bis dato einzigartigen Abstimmungsverfahren hatten sich die Lokalpolitiker auf Empfehlung des Grün-geführten Untergremiums Umwelt und Klimaschutz auf vier Standorte geeinigt: Europaplatz / Friedensengel (21 Stimmen), Standort Pühnpark / Fitnessparcours (21), Park am Isabella-Braun-Weg (18) und Arabellapark / Busbahnhof (15).
Warum einzigartiges Abstimmungsverfahren? Jede Fraktion hatte im Unterausschuss ihre vier Top-Standorte benannt. Diese erhielten dann jeweils Stimmen entsprechend der Fraktionsgröße, die Stimmen wurden für jeden Ort summiert. Die vier Standorte mit den meisten Stimmen wurden dann en bloc abgestimmt. Folgend wurde es kurios: Die übrigen fünf Standortvorschläge wurden auch weitergeleitet, „allerdings mit zweitrangiger Priorität“. Komplizierter ging’s offensichtlich nicht!
Ende 2o024: Einige Mitglieder des Bezirksausschusses schauten sich verdattert an, andere schüttelten ungläubig den Kopf. Der Anlass: Ein Nachtrag auf der Tagesordnung der vergangenen Sitzung. Da stand schwarz auf weiß: „Errichtung Trinkwasserbrunnen am Standort Rosenkavalierplatz; Anhörung des Baureferats; Frist 07.01.2025.“ Besser einer als keiner dachten sich wohl die Lokalpolitiker – und stimmten zu.
Warum am Rosenkavalierplatz? Dazu Nachfrage von unser-bogenhausen.de beim Baureferat. Eine Sprecherin erläutert: „Der Bedarf ist insbesondere an solchen Standorten besonders hoch, wo viele Menschen von einem Trinkbrunnen profitieren. Als Orientierung für einen begründeten Bedarf sind daher die Zentren, gemäß Zentrenkonzept der Stadt, zu priorisieren.“
