Unglaublich! Seit Jahrzehnten fordern Lokalpolitiker und Bürger den barrierefreien Zugangsausbau der vergammelten S-Bahnhöfe Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen. Auf jedes Verlangen, auf jeden Antrag an die Deutsche Bahn (DB) folgt die stereotype Antwort „Kein Geld. Erst nach dem viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke zum Flughafen möglich.“ Aber: Für Baumaßnahmen, um die Fahrzeit vom und zum Airport zu verkürzen, sind offensichtlich (Millionen-)Mittel vorhanden.

„Netzergänzende Maßnahme 23 – Fahrzeitverkürzung Johanneskirchen – Flughafen München G.016171471.73 – Projektinformation – DB InfraGO AG | IHM 41 | München | 03.07.2025“ – so kryptisch war eine DB-Präsentation im Bezirksausschuss überschrieben.

Der DB-Plan: In drei Abschnitten sollen die Züge künftig schneller fahren: Einmal zwischen dem Hauptbahnhof und Johanneskirchen auf zwei Mal 700 Meter statt 80 km / h Tempo 120, dann zwischen Unterföhring auf Ismaning auf 2400 Meter Länge satt 120 Tempo 140 und drittens zwischen Ismaning und Flughafen – Länge etwa 13,5 Kilometer – von 120 auf schier unglaubliche 160 km / h.

So harmlos wie auf dem Deckblatt zu lesen, geht es dann weiter: Baumaßnahmen – Erneuerung Oberbau (Schiene, Schwelle, Schotter), Abschnittsweiser Einbau PSS (Anm. d. Red.: Planumschutzschicht) – Kabeltiefbauarbeiten – Anpassung und Erneuerung der Entwässerungsanlagen – Anpassung Signaltechnik (Baufreiheitsmaßnahmen, Anpassung Durchrutschwege, Fahrstraßenanpassung) – Regulierung Oberleitungsanlage.

Und dann kommt’s dicke unter dem Stichwort „Lärmschutzwände“: Kaschiert unter Kilometerangaben heißt das für Johanneskirchner Anwohner auf der Ostseite auf 265 Meter Länge eine bis zu 3,5 Meter hohe „Wand.“ Und weiter auf einem 190 Meter langen Stück ein bis zu 2,5 Meter hoher „Schutz“.

Auf der Westseite soll auf einem 700-Meter-Abschnitt eine bis zu vier (!) Meter hoher Lärmschutz gebaut werden. Alle Schutzmaßnahmen sind laut einem DB-Vertreter etwa 20 cm dick, sollen farbig – „eventuell grün, nicht transparent“ – gestaltet werden.

Zum Zeitfenster zur Umsetzung wurde angegeben: Erster Abschnitt zwischen Johanneskirchen und Ismaning ab dem zweiten Quartal 2027 bis Ende 2028. Generell soll bei den Baumaßnahmen an der Strecke der S1 und S8 nie gleichzeitig gearbeitet werden; während der Bauzeit sei die Strecke immer eingleisig befahrbar.

Die Lokalpolitiker hielten mit ihrer Kritik nicht hinterm Berg. Robert Brannekämper, Landtagsabgeordneter und CSU-Fraktionssprecher: „Der Bahnhof Johanneskirchen ist eine Katastrophe. Leute mit Koffern fahren mit dem Taxi zum Bahnhof Unterföhring, um in die Züge einsteigen zu können. Es muss an allen drei Bahnhöfen – Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen – endlich ein barrierefreier und auch seniorengerechter Zugang geschaffen werden. Denn der Bau eines Tunnels ist noch sehr weit weg.“

Zur Kritik „Kein Geld für die Bahnhöfe, aber für die Baumaßnahmen“ der DB-Mann: „Das ist eine Bestandserneuerung. Die muss jetzt erfolgen. Wir können nicht Jahre warten. Das Projekt und die Planungen zum viergleisigen Ausbau – ob in einem Tunnel der oberirdisch – werden getrennt geplant.“

Nebenbei: „Das ist eine Unverschämtheit“, so SPD-Vertreterin Christiane Hacker. Anlass für ihren Groll: Die komplette DB-Vorlage umfasst sage und schreibe 1800 (!) Seiten. Ob’s, wie von Brannekämper verlangt, eine maximal 100 Seiten lange >Kurzfassung< geben wird? Mal abwarten …

Die S-Bahn soll künftig schneller vom und zum Flughafen fahren. Dazu plant die Deutsche Bahn im Bereich Johanneskirchen abschnittsweise bis zum vier Meter hohe und 20 Zentimeter dicke Lärmschutzwände.    Symbolfoto: hgb