BayWa-Hochhaus eingezäunt

29.12.2014

Das wegen seines Grundrisses so bezeichnete Sternhaus an der Arabellastraße 4, die 18-stöckige Zentrale der BayWa, soll generalsaniert und um drei Etagen plus Technikgeschoss aufgestockt werden. Der Büro-Tower, jetzt noch 60 Meter hoch, würde künftig exakt 76,1 Meter messen. Die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) indes lehnten bei ihrer Tagung im Dezember die Maßnahme erneut einstimmig ab.

Hintergrund der wiederholten Missbilligung im Kommunalparlament war das präsentierte Tagungs­protokoll der Stadtgestaltungskommission vom 29. Juli. Das Gremium hatte nämlich den überarbei­teten Entwurf für die Modernisierung des Hochhauses einhellig gut geheißen. Und das trotz des seit Mitte 2013 anhaltenden, massiven Protests von Bürgern und Lokalpolitikern.

Dazu muss man wissen: Der Bebauungsplan setzt eine Traufhöhe von 60 Meter fest. Für die Auf­stockung musste entweder der Bebauungsplan geändert werden oder der Bauherr eine Ausnahme­genehmigung, eine Befreiung, bekommen. Letzteres hat die Lokalbaukommission (LBK) im städ­tischen Planungsreferat erteilt.

Die Vorgehensweise und die Konsequenz daraus empörte den BA-Vize-Chef und Landtagsab­geordneten Robert Brannekämper (CSU): „Das von der Stadtverwaltung gewählte Verfahren im Rahmen einer Befreiung die Aufstockung zu genehmigen hebelt jede rechtlich eigentlich gebotene Bürgerbeteiligung aus. Bevor man ein solches Ansinnen genehmigt, müssen durch das zuständige Referat wichtige Fragen der weiteren städtebaulichen Entwicklung des gesamten Arabellaparks untersucht werden. Wie soll sich der Arabellapark weiterentwickeln? Welche Gebäudehöhen werden in Zukunft angestrebt? Was haben Aufstockungen im Arabellapark für Konsequenzen für wichtige Sichtachsen und Verschattungen der Nachbarbebauungen? Untersuchungen oder Studien darüber sind dem BA leider bisher nicht bekannt gemacht worden. Sollten diese Untersuchungen tatsächlich nicht erfolgt sein, wäre dies ein unverantwortliches Vorgehen durch die zuständige Stadtplanung. Wenn Immobilienbesitzer in der Umgebung künftig ebenfalls aufstocken wollen, kann die Stadt ihnen das wohl kaum verwehren.“ Es kursieren nämlich seit Längerem Befürchtungen, dass andere Gebäude in der Umgebung ebenfalls aufgestockt werden könnten.

Fakt ist, dass sich in der näheren Umgebung Wohngebäude befinden, die künftig wohl stärker verschattet werden. Bei einer öffentlichen Informationsrunde des Agrarriesen im vergangenen Juli monierten Anwohner von Häusern nördlich der Englschalkinger Straße diesen Umstand. „Wir wollen demnächst kein Schattendasein führen“, echauffierte sich ein betroffener Bürger.

Eine vom Stadtplanungsbüro Peter Eisenlauer erstellte Verschattungsstudie kommt zu dem Schluss: „Es gibt in den Sommermonaten im Wesentlichen keine zusätzliche Verschattung, im Januar bis März und im September/Oktober eine leichte zusätzliche Verschattung von ungefähr 50 Einfamilienhäusern.“

Die in München einzigartige Skyline rund um den Arabellapark prägt den 13. Stadtbezirk. Der HVB-Tower mit 27 Etagen und 114 Meter ist das höchste Gebäude. Das Arabella-Hochhaus hat 23 Stockwerke, ist 75 Meter hoch, und das Westin Grand Hotel misst 65 Meter. Deutschlands höchstes Kunstwerk, die Mae West am Effnerplatz, ragt 52 Meter gen Himmel. Sämtliche Höhenbeziehungen der Bauten wie auch der Skulptur Mae West sind, so der Tenor im Stadtteilgremium, aufeinander abgestimmt. Ein aufgestocktes BayWa-Hauptquartier würde dies beeinträchtigen, hatten die Ortspolitiker wiederholt moniert.

Zwecks Prüfung der Verträglichkeit mit dem Citybild wurde das Büro Eisenlauer mit einer Unter­suchung beauftragt. Nach der Analyse von sechs Sichtfeldern – Olympiaberg/Aussichtsebene, Alter Peter/Aussichtsplattform, Richard-Strauss-Straße, Cosima-/Englschalkinger Straße, Isarring/John-F.-Kennedy-Brücke und Bülowstraße/Herkomerplatz – kommt der Architekt zu der Schlussfol­gerung, dass eine bauliche Erhöhung kein Problem darstelle. „Die bereits vorhandene zeichenhafte Wirkung des Objekts wird nur in einem geringen Maß verstärkt“ und eine Aufstockung „entfalte im relativ robusten städtebaulichen Umfeld des Effnerplatzes keine maßgeblichen Störungspotenziale im Stadtbild“, lautet das Fazit.

Alle Bogenhauser Einwände wurden also abgeschmettert. 1200 Mitarbeiter haben inzwischen ihre Büros im Sternhaus geräumt. Das Areal rund um das in die Jahre gekommene, von 1967 bis 1969 erstellte Hochhaus, wurde bereits eingezäunt. Erste Baucontainer sind aufgestellt, der Eingangs­trakt ist teils entfernt. Das zwei Jahre dauernde Facelifting mit neuer Fassadenstruktur, Kostenauf­wand rund 90 Millionen Euro, hat begonnen. Auch das Vorfeld wird grundlegend verändert: Die Parkplätze werden Grünflächen, die Tiefgarage vergrößert.