HKW München Nord

02.01.2015

Erdgas- statt Steinkohlebefeuerung im Heizkraftwerk (HKW) München Nord – das verlangt der Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen auf Initiative der CSU-Fraktion. Per einstimmig gefasstem Beschluss wird der Stadtrat aufgefordert, „umgehend für die Umstellung zu sorgen.“

Das HKW Nord, das am Rand des Bogenhauser Stadtteils Oberföhring auf Flur der benachbarten Gemeinde Unterföhring liegt, besteht aus drei Blöcken, die von den Stadtwerken München (SWM) in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben werden. Dabei wird neben Elektrizität auch Fernwärme zur Versorgung von etwa 150 000 Haushalten produziert. In den Blöcken I und III wird seit 1992 bzw. 1983 Restmüll verbrannt – jährlich mehr als 650 000 Tonnen.

Der Block II wird pro Jahr mit rund 800 000 Tonnen Steinkohle – vorwiegend aus den USA angelie­fert – befeuert. Die Emissionswerte des HKW dabei sind erschreckend. Mehr als 2,2 Millionen Ton­nen Kohlendioxid (CO2) fallen an. Das sind mehr Gase als der gesamte Verkehr auf dem Mittleren Ring ausstößt. Laut Begründung im Antrag könnte mit der Umstellung von „Steinkohle auf Erdgas der CO2-Ausstoß durch eine einzige Maßnahme nahezu halbiert werden.“

Der Initiator, BA-Vize und Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper (CSU), war im Kommunalparlament empört: „Die Umstellung will die um Marketing- und Imagekampagnen sonst nicht verlegene Stadtwerke München GmbH allerdings erst in 25 Jahren vornehmen. Der Ausstieg aus der Kohleverbrennung kann aber nicht 25 Jahre warten, er muss sofort angegangen werden. Es ist doch absurd, dass die SWM in Spanien und Großbritannien klimafreundliche Kraftwerke baut, aber in ihrer Heimatstadt weiter auf den Klimakiller Kohle setzt.“ Unverständlich für den Politiker ist zudem, dass bei der Stadtverwaltung verkehrsreduzierende Maßnahmen für Personenwagen zur CO2-Einsparung „auf der Tagesordnung sind, während im HKW Nord tagtäglich munter Kohle weiter verheizt wird.“

Lokalpolitiker Andreas Nagel (DacG) attestierte Brannekämper: „Die SWM, die sind oft ein schwieriger Fall. 25 Jahre, das ist kein Zeitraum, über den man reden kann.“ ÖDP-Vertreterin Nicola Holtmann fragte grinsend in Richtung der Christsozialen: „Woher kommt der Sinneswandel der CSU?“ Deren Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller lächelte übers ganze Gesicht zurück und erklärte: „Wir sprechen für die CSU im Bezirksausschuss Bogenhausen! Die HKW-Situation ist ein no go!“ Da wollte der scheidende Grünen-Fraktions-Chef Holger Machatschek nicht zurückstehen, lobte verschmitzt: „Die CSU in Bogenhausen ist deutlich grüner geworden.“

Wohl kaum Abstimmung, sondern eher Zufall: Zwei Tage später lag im Gemeinderat Unterföhring ein fast inhaltsidentischer Antrag der dortigen Grünen zum HKW Nord auf den Ratstischen. Fraktionsvorsitzender Johannes Mecke verwies dabei auch auf das HKW Süd, wo die Stadtwerke die Erdgas-Umstellung bereits 2006 vorgenommen haben.