12.11.2014

Das seit fast 15 Jahren herrschende Verkehrschaos in der Parkstadt Bogenhausen ist – zumindest ein Stück weit – gelöst. Kaum zu glauben, aber (endlich) Tatsache: Die schmale Revaler Straße (Nähe Weltenburger Straße) ist jetzt stadteinwärts eine Einbahnstraße.

Der lange andauernde, wegen Verkehrslärm und chaotischen Zuständen beim Begegnungsverkehr für viele Anwohner unerträgliche Zustand, ist folglich abgemildert, wenn gar nicht beendet. Grundlage für die Regelung ist ein von CSU, SPD, Grünen und FDP im Bezirksausschuss (BA) Anfang Juli gefasster Beschluss. Laut Brief vom 8. September an BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser hat das städtische Planungsreferat dieser „empfohlenen Einbahnregelung“ zugestimmt. Die nachträgliche und zusätzliche Anregung des Kreisverwaltungsreferats (KVR), die Straße für Radler entgegen der Einbahnrichtung freizugeben, hatte das Kommunalparlament bei seiner Sitzung am 14. Oktober einhellig abgesegnet. Das Abbiegeverbot auf der Weltenburger Straße wurde inzwischen entfernt, die Revaler Straße wurde neu beschildert, der Verkehr rollt.

Dass die städtischen Mühlen mitunter langsam mahlen, ist hinlänglich bekannt. Wegen der Realisierung der beschlossenen Einbahnstraße hatte BA-Vize-Chef und CSU-Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper in den vergangenen drei Monaten mehrfach die Zuständigen im Planungsreferat kontaktiert. „Ich bin verwundert, dass bis heute nichts umgesetzt worden ist. Ist das eigentlich so schwierig?“, hatte er sich Mitte Oktober im Gremium geärgert und in den nächsten Sekunden die Lacher auf sich gezogen. Brannekämper hatte aus einem Karton neben sich eine hölzerne Riesenschnecke herausgehievt und erklärt: „Ich verleihe hiermit für die CSU-Fraktion im BA dem Planungsreferat, Hauptabteilung III – Verkehr, die Verwaltungsschnecke 2014.“

Quälende Diskussionen, mitunter gar lautstarke Streitereien unter wie auch zwischen Bürgern und Lokalpolitikern, hatten seit Jahren die Suche nach einem sinnvollen und die meisten Anwohner zufrieden stellenden Ausweg geprägt. Ausgelöst und fortgeführt worden war das Dilemma durch den Richard-Strauss-Tunnel mit der Planung ab 1997 nach dem Bürgerentscheid „Drei Tunnel braucht der Mittlere Ring“, dem Baustart Mitte 2003 und der Verkehrsfreigabe der 1500 Meter langen Unterführung ab 20. Juli 2009.

Das grundlegende Ansinnen aller Parkstädter hatte ein Anwohner bei einem Workshop im Juli 2011 formuliert: „Wir wollen von und zu unseren Wohnungen kommen, wir wollen wenig, besser keinen Fremdverkehr“. Eine technische einfache, kurzfristig umsetzbare und überdies kostengünstige Lösung, seinerzeit beantragt von Barbara Lauter, hatte offensichtlich niemand erfasst: „Eine Reduzierung des Verkehrs in der Revaler Straße um nahezu 50 Prozent könnte durch eine Einbahnstraßenregelung stadteinwärts erreicht werden. Der Verkehr aus der Parkstadt würde sich so auf alle anderen Verbindungsstraßen verteilen“.

Gegen diesen Vorschlag – von KVR-Verkehrsexperte Peter Geck als „kleine Lösung“ bezeichnet – hatten aber einige Revaler-Anlieger opponiert und gefordert „auch andere Straßen zu öffnen“ – gemeint waren die parallel zur Revaler verlaufenden Oder-, Havel-, Gleim- und Klosestraße, alle abzweigend von der Weltenburger Straße. Just diese „kleine Lösung“ hatten sich die Kommunalpolitiker im Spätsommer dann zu eigen gemacht. Und ob der laut Anlieger Michael Seeberger „anhaltend katastrophalen Zustände durch Begegnungsverkehr und Ausweichmanöver wegen parkender Autos“ hatten die meisten Anwohner eingelenkt, waren bereit, die Kompromisslösung mitzutragen.

Seebergers erste Erfahrungen nach der neuen Regelung: „Sehr positiv, es ist wesentlich ruhiger geworden. Aber: Es fahren immer noch einige Autofahrer stadtauswärts, entgegen der Einbahnstraße. Das ist natürlich sehr gefährlich.“