Es ist wie so oft eine Frage des Gelds, explizit der Verschwendung von Steuern und zugleich der Vernunft. Deshalb dürfte der – erstaunlicherweise – im Bezirksausschuss (BA) verabschiedete Antrag von Grünen und ÖDP keine Chance haben, von der Stadt umgesetzt zu werden: Die bestehende Umlaufsperre an der Cosimastraße/Salzsenderweg über die Tramgleise um eine zweite derartige Anlage zu erweitern.
Zunächst hatten Paula Sippl (Grüne) und Nicola Holtmann (ÖDP) im Juli gefordert, das Kreisverwaltungsreferat (KVR) solle veranlassen, die Sperre so umzugestalten, dass „zwei entgegenkommende Rad- oder Rollstuhlfahrer die Sperre und die Trambahngleise gleichzeitig passieren können.“ Zudem solle geprüft werden, „ob ein Zweirichtungsfahrweg zur bestehenden Ampel“ möglich ist.
Was auch immer auch ein „Zweirichtungsfahrweg“ sein mag. Gemäß Straßenverkehrsordnung gibt es nur einen „Zweirichtungsradweg“. Also einen Radweg auf einer Straßenseite, der von Radfahrern in beiden Richtungen benutzt werden darf. Dies erkennt man daran, dass für die jeweilige Fahrtrichtung ein Verkehrszeichen mit einem weißen Fahrrad auf blauem Grund sichtbar ist.
Laut Begründung des Ansinnens ist der „Salzsenderweg eine frequentierte Fahrradstrecke, die im Verkehrsentwicklungsplan als Hauptroute definiert ist.“ Eine Begehung mit Vertretern des KVR und der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) Mitte Juni habe bestätigt, dass die derzeitige Querung für alle Verkehrsteilnehmer Gefahren in sich birgt, weil sich „begegnende Radfahrer nicht ausweichen können.“
Weiter heißt es in den Ausführungen: „Die Situation durch eine weitere Ampel zu entschärfen, wie derzeit vom KVR angedacht, würde zu einer übermäßigen Häufung von Signalisierungen führen und sowohl bei den querenden Radfahrern als auch bei Autofahrern für Verärgerung sorgen.“
Zu besagtem Ortstermin war von den Antragstellerinnen auch ein Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) geladen, nicht jedoch Vertreter des Kommunalparlaments. Martin Tscheu (SPD), Vorsitzender des Untergremiums Verkehr, wurde „kurzfristig“ informiert. Dazu ein Auszug aus dem Protokoll des Unterausschusses: „Größere Fahrräder (auch mit Anhänger) können auch die nahegelegene Ampel zur Straßenquerung nutzen.“
Und im Gegensatz zur angeführten Begründung besteht laut Protokoll ein diametraler Gegensatz: „KVR und MVG unterstützen den Wunsch nach einer weiteren Ampel nicht.“ Zudem stimmten sowohl die CSU- als auch die SPD-Fraktion im Unterausschuss dem Antrag in vorgelegter Form nicht zu.“
Die beiden Damen sahen offensichtlich die Chancenlosigkeit ein, ihre Forderung im Kommunalparlament durchzubringen. Daher „konkretisierten“ sie den Antrag mündlich dahingehend „dass zwei separate Umlaufsperren nebeneinander gemacht, also eine weitere (zusätzliche) Umlaufsperre installiert werden soll.“
Zum „Realisierungsvorschlag für die zweite, zusätzliche Sperre“ reichte Holtmann eine Skizze ein. Im Rahmen einer Blockabstimmung mehrerer Tagesordnungspunkte winkten die Lokalpolitiker bei der vergangenen BA-Tagung daraufhin die Ergänzung durch, der Antrag wird ans KVR weitergeleitet.
In der Sache darf daran erinnert werden: Bereits nach der Bürgerversammlung im vergangenen Oktober hatte das KVR einen Radfahrervorschlag abgelehnt: Die Querung so zu ändern, dass Radler und Fußgänger statt im Zickzack-Kurs die Schienenstränge geradlinig überqueren können. Denn eine Umlaufsperre zwinge die Radler, langsamer die Z-förmig angelegten Überwege zu befahren. Zudem könne der Radler „die Aufmerksamkeit sowie die Blickrichtung auf den Straßenbahnverkehr richten.“ Das KVR hatte damals zwar eingeräumt, dass „eine in Geradeausrichtung zu querende Furt für viele Radler bequemer wäre“, indes sei die notwendige Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet.