Wie kann der Geräuschpegel der Linien 16 und 18 der Tram St. Emmeram merklich, vor allem nachts zwischen 22 und 6 Uhr entlang der Cosimastraße, reduziert werden? Darüber diskutieren und streiten die Mitglieder des Bezirksausschusses seit Jahren fast regelmäßig. Jetzt bittet das Kommunalparlament per einstimmig verabschiedeten Antrag die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) darzulegen, mit welchen Maßnahmen eine Lärmminderung erzielbar ist.
Bei der vergangenen Tagung des Stadtteilgremiums überschlugen sich einmal mehr die Wortwogen. Bis Andreas Nagel (DacG) erklärte „unser aller Ziel ist es doch, dass es leiser wird“ und einen Kompromissvorschlag machte, der in einer Sitzungspause fraktionsübergreifend formuliert wurde.
Demnach soll die MVG unterbreiten, mit welchen Maßnahmen eine Geräuschreduktion der Trambahn in der Cosimastraße erreicht werden kann. Dazu soll der Einsatz von Unterschottermatten und eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 50 km/h (22 bis 6 Uhr) geprüft werden. Es wird um eine zeitliche und finanzielle Darstellung der möglichen Maßnahmen ebenso gebeten wie um die Fahrzeitverluste und die tatsächliche Lärmreduktion. Der bei der Bürgerversammlung im vergangenen Oktober von den Bewohnern verabschiedete Antrag auf Tempo 50 zwischen 7 und 22 Uhr wurde in Folge zurückgestellt, bis die MVG die jetzige Initiative beantwortet hat.
Dank eines Vorstoßes der CSU-Fraktion lag das Thema nach Klärung von Detailfragen im Unterausschuss Verkehr bei der Tagung des Bezirksausschusses im August erneut auf dem Tisch. Denn das Referat für Arbeit und Wirtschaft – Chef ist der zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) – hatte unlängst die Forderung aus der Bürgerversammlung mit Bezug auf eine Erklärung der MVG abgelehnt, wobei deren Argumente teils abstrus waren.
Angeführt wurden seitens der MVG neben „circa zehn Prozent längeren Fahrzeiten“ eine Zweckentfremdung von Fördermitteln beim Bau der Linie mit eventueller Rückzahlung, „Einbußen bei den Fahrgeldeinnahmen, die sich vorab nicht abschätzen lassen“ sowie Verärgerung der Kunden wegen der Fahrzeitverlängerung bei jährlich rund 200 000 Fahrgästen.
Dazu die Initiatoren Xaver Finkenzeller, Kilian Mentner und Tassilo Strobl in der Antragsbegründung:
„Die MVG-Angaben, dass durch die Reduzierung die Frequentierung in der Bevölkerung und auch die Umsätze sinken würden, entbehren nicht nur jeder Grundlage, sie sind auch noch falsch. Zwischen 22 und 6 Uhr sind die Trambahnen nicht ausgelastet. Es ist nicht plausibel, wieso deshalb mit Einbußen zu rechnen ist“, heißt es in der Begründung.
Im Untergremium Verkehr hatten dann die CSU-Vertreter zusätzlich zur Temporeduzierung der Tram „die Einbringung schalldämpfender Unterschottermatten in den Kreuzungsbereichen und an den Haltestellen“ gefordert.
Zudem würden sich, so ist’s im Protokoll fixiert, „die Mitglieder des Unterausschusses freuen, wenn der Avenio-Wagen – neuestes Modell, geringere Lautstärke – eingesetzt werden könnte.“
Ob der Unterschottmatten – bei Einrichtung der Linie gab es dazu zwei sich widersprechende Gutachten, die Kosten betragen pro Quadratmeter rund 3000 Euro, Gesamtaufwand etwa drei Millionen Euro – prallten die Aussagen im Kommunalparlament hart aufeinander.
Aus Sicht der Liberalen wäre die Maßnahme Steuergeldverschwendung, eine Nachrüstung würde wesentlich mehr kosten als beim Bau vor einigen Jahren. SPD-Fraktionssprecherin Karin Vetterle warnte vor den aufwändigen Arbeiten, sie plädierte aus Gründen der Wirtschaftlichkeit „für die Einbringung von Unterschottermatte, aber erst wenn Sanierungsbedarf besteht.“
Dazu Finkenzeller kopfschüttelnd: „Wie kann man die Lärmproblematik als Steuergeldverschwendung ansehen …? Und CSU-Lokalpolitiker Peter Reinhardt ergänzte: „Die MVG durch den Verzicht auf Matten, obwohl sich das erste Gutachten dafür ausgesprochen hatte, viel Geld gespart. Es wurde eine Flüster-Tram versprochen, was nicht der Fall ist. Jetzt geht’s um das Wohl vieler Bürger.“
Holger Machatschek, Elder Statesman der Grünen, meierte Vetterle heftig ab: „Zehn Jahre weiter warten, bis eine Sanierung fällig ist, dass trage ich nicht mit. Bei allem fehlen mir grundsätzlich Lärmmessungen. Und bei Pfusch am Bau muss nachgebessert werden.“
Nun darf man gespannt sein, wie und auch wann die MVG-Verantwortlichen die Fragen im Antrag des Bogenhauser Bezirksausschusses beantworten.