Sage und schreibe 20 500 gebührenpflichtige Verwarnungen mussten die Beamten der Polizeiin­spektion (PI) 22 im vergangenen Jahr im 13. Stadtbezirk ausstellen – also täglich, von Montag bis Sonntag, fast fünf Dutzend Strafzettel. Oder anders ausgedrückt: Jeder vierte Bogenhauser kassier­te ein Knöllchen. Das berichtete Stefan Möhl, stellvertretender PI-Leiter, bei der Bürgerversamm­lung den mehr als 350 Besuchern im Rahmen seines Berichts rund um das Thema Verkehr.

Erfreut konstatierte Möhl: „Die Gesamtzahl der polizeilich registrierten Unfälle sinkt weiter. In den vergangenen zwölf Monaten seit der letzten Bürgerversammlung, also zwischen Oktober 2014 und September 2015, ging sie um drei Prozent auf 2709 zurück – ein gemessen an der Fläche des Stadtteils niedriges Niveau.“ Bei diesen Unfällen gab es 303 Verletzte, 48 weniger als im Vorjah­reszeitraum. Tödliche Verletzungen waren glücklicherweise nicht zu verzeichnen; in den vergange­nen sechs Jahren ist in Bogenhausen nur ein Mensch im Verkehr getötet worden.

Stefan Möhl, stellvertretender Leiter der Inspektion 22 Bogenhausen (re.) und Polizeikommissar Andreas Kneißl, Verkehrsexperte für den Stadtbezirk, standen bei der Bürgerversammlung den Besuchern Rede und Antwort.
Stefan Möhl, stellvertretender Leiter der Inspektion 22 Bogenhausen (re.) und Polizeikommissar Andreas Kneißl, Verkehrsexperte für den Stadtbezirk, standen bei der Bürgerversammlung den Besuchern Rede und Antwort.

„Nicht zufrieden“ war der PI-Vize-Chef mit dem Fakt, dass von den 303 Verletzten 99 als Radfahrer unterwegs waren. Ca. jeder dritte verletzte Verkehrsteilnehmer war also ein Radfahrer.

Ursache für die Unfälle sind „falsches Verhalten, manchmal sogar bewusst, und bei etwa einem Drittel aggressives Verhalten.“

Um das Miteinander rund um den Radverkehr auch den Willen zur Einhaltung der Re­geln zu verbessern, hat die PI 22 Fahrradstreifen eingesetzt, „die den Radfahrern auf Augenhöhe begegnen und deshalb auch in hohem Maß akzeptiert werden.“ so Möhl.

Auf Grundlage von Untersuchungen, so Möhl, geben 76 Prozent der Kinder und Jugendlichen als Grund für die bewusste Missachtung der ihnen bekannten Verkehrsregeln an, dass sich auch ihre Eltern nicht daran halten. Der Polizist mahnte: „Tragen Sie Ihren Fahrradhelm. Halten Sie sich an das Rotlicht an Kreuzungen. Befahren Sie Radwege immer in die richtige Richtung, fahren Sie nicht auf dem Gehweg, fahren Sie bei Dunkelheit immer mit Licht.“

Vor allem durch das große Engagement „unserer Schulweghelfer und Schülerlotsen“ gab es im vergangenen Jahr „lediglich“ vier Schulwegunfälle (2013: neun), wobei ein Kind leicht verletzt wurde.

Überwiegender Anlass für besagte 20 500 gebührenpflichtige Verwarnungen waren: Geschwindig­keitsüberschreitungen, Missachtungen der Gurtanlegepflicht, Telefonieren mit dem Handy am Steu­er, nicht gesicherte und unzureichende gesicherte Beförderung von Kindern sowie falsches Verhalten gegenüber Fußgängern und Radfahrern. Überdies wurden 103 (Vorjahr 130) Personen beim Fahren unter Alkoholeinfluss „erwischt“, 30 (16) hatten einen Unfall verursacht. 26 (17) Verkehrsteilnehmer hatten Drogen eingenommen.

„Eine Besonderheit, in Deutschland wohl einmalig“, ist für Möhl der seit August 2011 „teilsignierte Knoten“ an der Einmündung der Ifflandstraße in den Isarring. Die linke Spur auf dem Ring hat Dau­ergrün der Ampel in Richtung Schwabing, die Fahrzeuge auf der rechten Fahrbahn dürfen abwechselnd mit jenen aus der Ifflandstraße fahren. „Nach wie vor stellen wir dort erhöhte Unfallzahlen, aber keine signifikante Verbesserung des Verkehrsflusses fest“, konstatierte er.

Unerwähnt blieb dabei von Möhl, dass die Zahl der Autos nach der Eröffnung des Richard-Strauss-Tunnels auf dem Ring um etwa 40 Prozent zugenommen hat. Und ohne „Knoten“ würde das Grün­licht der Ampel für Isarring und für die Ifflandstraße abwechselnd geschaltet – zur Rush Hour morgens und abends würde der Rückstau dann wohl bis an den Prinzregentenplatz reichen.