05. August 2016

Es summt, als wären mehrere elektrische Rasierer gleichzeitig eingeschaltet. Rasiert im übertrage­nen Sinn, nämlich um ihre Ruhe rund um die Uhr, werden im Schimmelweg in Daglfing die Anwoh­ner gegenüber der inzwischen bezogenen Unterkunft für Flüchtlinge durch die in Betrieb genomme­ne mobile Trafostation. Die Umsetzung des Antrags der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss von Mitte Juni an die Stadt, die gedankenlos installierte Station zu verlegen, scheint eine Hängepartie zu werden.

Rückblick auf die Initiative: „Die mobile Trafostation wird auf die südliche Seite des Grundstücks verlegt. Falls dies aus technischen Gründen nicht möglich ist, wird die Miettrafostation durch eine bauliche Anlage schalldicht eingehaust.“

Zur Begründung wurde angeführt: „Der Betrieb der Trafostation führt zu einem tieffrequenten Brummton, der mit erheblichen Belästigungen für die betroffenen Nachbarn einhergeht. Nachdem die Anlage mindestens bis zum Jahr 2026 so fortgeführt wird, wird sich auch die Energieeinspei­sung nicht verändern.“ Es müsse vor Bezug der Unterkunft eine anwohnerfreundliche Lösung gefunden werden, zumal die Trafostation in den im Rahmen der Nachbarschaftsbeteiligung zugelei­teten Plänen nicht enthalten war. Deshalb sei dringender Handlungsbedarf geboten.

Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Kommunalparlaments und CSU-Land­tagsabgeordneter, hatte vor Wochen konstatiert: „Der Betrieb der Trafostation ist unangenehm laut. Eine Verlegung kann man nur jetzt, vor der Eröffnung der Unterkunft, machen.“ Ein Anwohner, von Beruf Elektrotechniker und somit Kenner der Materie, hatte erklärt: Eine Versetzung ist einfach ein Gebot der Rücksichtnahme.“

Ob der eigenwilligen Platzierung der Stromversorgungseinrichtung war Bezirksausschuss-Vorsit­zende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) seinerzeit entsetzt: „Ich kapier’s nicht, ich versteh’ die Stadt nicht. Schon in der Gemeinschaftsunterkunft an der Max-Proebstl-Straße hat man die Heizungsan­lage direkt vor die Nase die Nachbarn gesetzt.“

Stellungnahme zur Forderung von den Stadtwerken München (SWM):

Direkt gegenüber den Wohnhäusern am Schimmelweg in Daglfing hat die Stadt eine etwa sechs Meter lange mbile Trafostation auf zwei Stahlbetonsockeln für die nunmehr bezogene Unterkunft für Flüchtlinge installiert. Wegen eines ständigen Brummtons verlangen Bürger und Bezirksausschuss eine Verlegung.    Foto: hgb
Direkt gegenüber den Wohnhäusern am Schimmelweg in Daglfing hat die Stadt eine etwa sechs Meter lange mbile Trafostation auf zwei Stahlbetonsockeln für die nunmehr bezogene Unterkunft für Flüchtlinge installiert. Wegen eines ständigen Brummtons verlangen Bürger und Bezirksausschuss eine Verlegung. Foto: hgb

„Der Antrag wurde uns vom Referat für Arbeit und Wirtschaft weitergeleitet. Die mobile Trafostation für die Unterkunft im Schimmelweg 2a ist eine Miettrafostation, die das Kommunalreferat bei den SWM bis 2016 ange­mietet hat.

Der Aufstellungsort wurde aus technischen Gründen und unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (günstigstes Angebot) zwischen dem Baureferat, dem vom Baureferat eingesetzten Ingenieurbüro sowie von der SWM Services abgestimmt.

Die Verantwor­tung liegt beim Anschlussnutzer, was nach unseren Unterlagen das Baureferat ist.“

Zur Technik der Anlage wird angeführt: „Die mobile Trafostation erfüllt die Normvorgaben nach IEC.“ IEC bedeutet International Electrotechnical Commission. Auch die Geräuschemission entspreche den entsprechenden Vorgaben.

Zur Versetzung der Trafostation und den Kosten: „Die muss vom Anschlussnutzer, also dem Baureferat, beantragt und bezahlt werden.“ Ein technisch realisierbarer Standort wäre laut einer Skizze im Umfeld des Eingangsbereichs der Unterkunft. „Die Schätzkosten – nur SWM – nehmen wir mit 120 000 bis 160 000 Euro an. Das Zeitfenster bis zur Wiederinbetriebnahme schätzen wir auf circa acht Wochen.“

Angaben zu unserer Anfrage ans Baureferat durch Pressesprecher Christian Müller: „Der Antrag des Bezirksausschusses zur Verlegung des Trafos nach Süden sowie dessen Beantwortung durch die SWM liegen dem Baureferat nicht vor. Damit befasst war das Referat für Arbeit und Wirtschaft. Das Baureferat steht in engem Kontakt mit Anwohnern und prüft auf deren Bitten hin die Situation laufend.“

Zudem heißt es: „Nach Auskunft der SWM reduziert sich erfahrungsgemäß der Geräuschpegel nach der Startphase im laufenden Betrieb weiter. Auf Antrag des Baureferats wird der Geräusch­pegel durch die SWM erneut geprüft. Sollten sich wider Erwarten Überschreitungen der Geräusch­werte nach TA Lärm ergeben, wird das Baureferat geeignete Maßnahmen treffen.“

Man darf und vor allem die Anwohner dürfen gespannt sein, wie’s mit der mobilen Trafostation weiter geht.