16. September 2016

Die verkehrliche Erschließung und eine ausreichende Zahl an Kfz-Stellplätzen – wie bei allen Wohnbau- und Gewerbevorhaben in Bogenhausen sind das die Knackpunkte für eine Zustimmung im Bezirksausschuss. So auch bei den „Eisbach Studios“ (Firmentafel) bzw. „Eisbach Filmstudios GmbH“ (Firmenangabe). Das Unternehmen musste in Aubing für Wohnbauten weichen, ist nun im Gewerbegebiet Am Hüllgraben, in Daglfing an der Grasbrunner Straße, ansässig. Und zwar gegen das Votum der Lokalpolitiker. Anlass für die Ablehnung war – die Parkplatzfrage.

Sind nämlich die „Hallen für Medienproduktionen“ – sechs Studios, ab 100 bis mehr als 1000 Quadratmeter groß – nicht durch Filmherstellungen und Fotoshootings belegt, wollen die Geschäftsführer darin „mehrmals, zwei bis drei Mal im Jahr Veranstaltungen mit einer maximalen Besucherzahl von 2700 Personen“ durchführen.

Auf dem Firmengelände sollen eigens dafür aber keine Stellplätze angelegt werden. Die Verantwortlichen Guntram Göring und Thomas Taube wollen die Events – wie in Aubing meist mit Promis aus den Bereichen Musik und Sport – mit Shuttle-Bussen bewerkstelligen. Die beiden Geschäftsführer versicherten: „Haben Sie keine Sorge, dass wir alles zuparken.“

Bereits im März hatte das Kommunalparlament einhellig beschlossen: „Der Bezirksausschuss hält das vorgelegte Verkehrskonzept für nicht mit der Realität in Übereinstimmung zu bringen und sieht eine Eventnutzung in dieser Größenordnung mit über 2700 Personen in dieser Lage als nicht zu bewältigen.“

„Die Grundlagen sind völlig falsch bewertet, das ist kein angemessenes Gutachten“, hatte seinerzeit CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller das von der Lokalbaukommission (LBK) verlangte „Konzept für den Besucherverkehr“, erstellt vom Münchner Ingenieurbüro Vössing, kommentiert. Finkenzeller war entsetzt: „Es soll ein Hollywood 5.0 entstehen mit mehrmals im Jahr stattfindenden privaten Events. Das ist ein Gefälligkeitsgutachten. Die Untersuchung ist eine Frechheit.“

Der Eingangsbereich der Eisbach Studios im Gewerbegebiet Am Hüllgraben, in Daglfing an der Grasbrunner Straße.    Visualisierung: Eisbach Filmstudios
Der Eingangsbereich der Eisbach Studios im Gewerbegebiet Am Hüllgraben, in Daglfing an der Grasbrunner Straße. Visualisierung: Eisbach Filmstudios

Im „Verkehrskonzept“ sind auf einer Abbildung „alle umliegenden relevanten U- und S-Bahnhöfe, Bushaltestellen, Parkflächen sowie Hotels dargestellt, die bei Großveranstaltungen in den Studios von Besuchern als Ausgangspunkt genutzt werden und somit für ein Shuttlebus- bzw. Parkraum­konzept in Betracht kommen können.“

Auf der Karte sind zwischen dem Max-Weber-Platz und der Messe Riem 19 Punkte markiert. Die Fronten zwischen Unternehmen und Bezirksausschuss waren verhärtet. Im Untergremium Planung erläuterte nunmehr das Betreiber-Duo das Eisbach-Betriebskonzept und die aus ihrer Sicht „absolut realistische“ Shuttle-Bus-Mission.

Langatmig, fast schon zäh versuchten Göring und Taube zu überzeugen, stellten dar, dass es „keine öffentlichen Partys sondern nur hochwertige Veranstal­tungen“ geben werde.

Angesichts vieler anderer Veranstaltungen im Raum Daglfing/Riem befürchten die Lokalpolitiker zusätzliche Autolawinen, „Verkehrszusammenbrüche wie bei Konzerten“. Robert Brannekämper (CSU), Vize-Chef des Bezirksausschusses und Vorsitzender Planung, stellte grundsätzlich klar: „Wie bei allen Vorhaben sind Stellplätze nachzuweisen.“ CSU-Fraktionschef Xaver Finkenzeller ergänzte: „Sie müssen exakt 2700 Parkplätze nachweisen.“

Folgend schoss Taube ein Eigentor: „Nach meinen Erfahrungen werden etwa 70 Prozent der Besucher geshuttelt.“ Wolfgang Helbig (SPD) hatte am schnellsten – wenn auch falsch – gerechnet: „Dann kommen also doch noch mehr als 500 Besucher mit dem Auto.“ Tatsächlich sind es rechne­risch mehr als 800 Autos. Helbig zu Taube: „Lassen Sie Ihre Zahlenspielchen. So geht’s nicht!“

Von Berndt M. Hirsch (FDP) kam dann ein Vorschlag: Die Eisbach Filmstudios „sollen ein juristisch beglaubigtes Statement auf den Tisch legen, das für uns fassbar ist“, sie sollen mit den Besitzern der Parkhäuser, in denen die Autos abgestellt werden, entsprechende Mietverträge abschließen und diese Papiere dem Stadtteilgremium vorlegen.

„Wir brauchen einen Nachweis, dass das immer funktioniert, auch belastbar ist. Zum Beispiel auch dann, wenn gleichzeitig eine Messe, wie etwa die Bauma, stattfindet“, meinte Brannekämper. Hirsch ging gar einen Schritt weiter: „Während der Mega-Messen dürfen keine Veranstaltungen in den Studios stattfinden. Das muss schriftlich vereinbart werden.“

Was machbar ist, wird sich zeigen. Das Thema Verkehr der Eisbach Studios liegt (vorerst) also auf Eis.