7. Mai 2017

Knapp 50, einschließlich Organisatoren, Künstlern, Lokalpolitikern und drei Polizeibeamten, von mehr als 85 000, also weniger als 0,1 Prozent – so viele Bogenhauser engagierten sich bei einer Protestaktion „Baut unser KulturBürgerHaus jetzt. Wir akzeptieren die vom Stadtrat beschlossene zehnprozentige Budgetkürzung nicht!“ auf der Wiese vor dem Cosimabad mit anschließendem Zug zum Prinz-Eugen-Park, wo die Einrichtung gebaut wird. Gleichwohl waren die Anwesenden mit Herz bei „ihrer“ Sache. Die Trommler der Djembe!-Schule sorgten für Rhythmus, die Künstler­gruppe „BoArt13“ mit einer Sparkurs-Performance für Kurzweil.

Veranstaltet wurde die Demonstration vom Bezirksausschuss unter Führung der Vorsitzenden Angelika Pilz-Strasser und Roland Krack, Vorsitzender des NordOstKultur-Vereins. Die besagte Einsparmaßnahme bedeute „eine Verschlechterung der Bedingungen für unsere interkulturelle, generationsübergreifende Begegnungsstätte. Zudem verzögert sich die Eröffnung auf voraussicht­lich 2022. Wir fordern eine Rücknahme der Kürzung!“

Die Hintergründe: Seit Jahrzehnten wird ein Bürgerhaus in Bogenhausen gefordert. Der 2009 von der Stadt nach der Auflösung der Kaserne zugesagte Bau am künftigen Maria-Nindl-Platz im neuen Stadtquartier Prinz-Eugen-Park, wo 1800 Wohnungen für bis zu 4500 Menschen entstehen, hatte sich mehrfach verzögert. Vor Jahresfrist hatten die Vertreter im Rathaus ein Sparprogramm verabschiedet. Statt der angesetzten knapp 11,4 Millionen Euro darf die Einrichtung demnach nur 10,2 Millionen Euro Kosten.

Die „Einsparung“ von 1,2 Millionen Euro bezeichnete Pilz-Strasser als „Schildbürgerstreich“. Denn: „Bei drei Prozent Baukostensteigerung pro Jahr und zusätzlichen 50 000 Euro Umplanungskosten rechnet sich das nicht. Wir werden dann ein Bürgerhaus mit deutlich schlechterer Qualität haben.“

Die Trommler der Djembe!-Schule umrahmten die Protestaktion gegen die Sparmaßnahmen der Stadt beim Bau des KulturBürgerHauses.   Foto: hgb
Die Trommler der Djembe!-Schule umrahmten die Protestaktion gegen die Sparmaßnahmen der Stadt beim Bau des KulturBürgerHauses. Foto: hgb

Die Räumlichkeiten im KulturBürgerHaus – drei städtische Referate hatten sich nach einigem Hin und Her einvernehmlich abgestimmt – werden sich einmal mehrere Einrichtungen wie das Alten- und Sevicezentrum (ASZ), der Nachbarschafts- und Familientreff sowie der Kulturverein teilen.

Technische Grundlagen für die gemeinsame Nutzung sind laut vorliegenden Planunterlagen ver­schiebbare Zwischenwände, eine hydraulisch versenkbare Bühne, Schallschutz und Medientechnik sowie eine später vereinbarte Galerie, so dass rund 250 Personen Platz haben.

Die Galerie war wegen eines eklatanten Fehlers des Planungsreferats notwendig geworden. Ursprünglich war nämlich die Aula der gegenüberliegenden Ruth-Drexel-Grundschule als großer Veranstaltungssaal vorgesehen. Doch die derzeit sich im Bau befindliche Aula wurde statt mit sechs Meter Höhe nur mit maximal 3,6 Meter Höhe geplant – viel zu niedrig für die Bühnentechnik und die Frischluftversorgung des Saals. Bis dato ist nicht bekannt, ob die versenkbare Bühne und anderes nun eingerichtet werden oder nicht.

Die Abläufe in den vergangenen Jahren verärgerten die Mitglieder des Bezirksausschusses immer wieder. Überwiegend wurden die Einwände einfach übergangen. Die letzte Streichung hatte Pliz-Strasser kurz und bündig stinksauer mit einem Schlagwort: „Kaputtsparen!“ kommentiert. Zudem habe kein Referat beim Kommunalparlament nachgefragt, ob und wie an einer Stelle noch etwas eingespart werden könne. „Und das bei 164 Quadratmetern für mehr als 80 000 Einwohner. Versteht man denn nicht, dass wir keinen Palast wie in Unterföhring wollen?“

Roland Krack, in Baukleidung und mit Spaten erschienen, bissig ironisch „Ich zeige Ihnen, wie die Stadt den Rotstift angesetzt hat“ und hängte ein Plakat an dem hinter ihm stehenden Container auf. Dann setzte er den Spaten an, hielt aber abrupt inne. „Ich bin ja zu früh dran. Der Spatenstich ist ja erst am 5. Mai 2020.“

– Titelbild: hgb –