19. Mai 2017

Die überfällige Entscheidung des Bezirksausschusses ist nach einem zweiten Ortstermin endlich gefallen: Die Mittelinsel mit zwei „dünnen“ Bäumen und Lampenmasten in der seit Oktober 2015 bestehenden Einfahrtstraße Rosenkavalierplatz wird entfernt und die Fahrbahn verschmälert. Fünf weitere so genannte untermassige Bäume (Stammumfang auf einem Meter Höhe unter 80 Zenti­meter), die direkt am Straßenrand auf der Seite des Rewe-Markts stehen und die sich stark zur Fahrbahn neigen, werden gefällt.

Diese „kleinen“ Bäume waren im Wachstum „erheblich eingeschränkt“ durch die großen Bäume entlang des Gehwegs. Nach Entfernung der fünf Stämme werden 16 zusätzliche Senkrecht­stellplätze – jeweils acht vor und hinter dem künftig kürzeren Zebrastreifen – angelegt. Zwei der neuen Parkplätze sollen auf Vorschlag von Verkehrsexperte Martin Tscheu (SPD) mit Ladesäulen für Elektrofahrzeuge ausgestattet werden.

Der Beschluss im Kommunalparlament nach teils quälenden, teils ulkigen und teils skurrilen Mei­nungsäußerungen war geprägt von einer Wende der Grünen. Bereits im April vergangenen Jahres bei der Erörterung der Pläne vor Ort hatte es keine Einwände gegen den Einsatz der Säge gegeben. Die Lokalpolitiker war sich diesbezüglich einig, sprachen sich dabei dafür aus, „die Bäume auf der gegenüberliegenden Seite (Anm.: bei Tchibo) zu erhalten, denn sonst wäre es ja ein ziemlicher Kahlschlag“, so die Grüne Gunda Krauss stellvertretend für alle Teilnehmer.

Die Grünen wie auch die beiden ÖDP-Vertreter – zusammen acht Stimmen – plädierten nun für den Abbau des Mittelteilers, lehnten aber sämtliche Baumfällungen (und in Folge zusätzliche Park­plätze) entschieden ab. Die klare Mehrheit des Bezirksausschusses war aber anderer Meinung. Wie aber nun die Insel entfernt werden kann, ohne die beiden Bäume zu kappen, wurde von den Ablehnern nicht erklärt. Im vorberatenden Untergremium Verkehr hatte Grünen-Faktionschef Andreas Baier etwas von „versetzen“ gemurmelt.

Fünf Bäume mit einem Stammumfang unter 80 Zentimeter, die direkt am Straßenrand vom Rosenkavalierplatz auf der Seite des Rewe-Markts stehen und die sich stark zur Fahrbahn neigen, werden gefällt. Dafür werden 16 weitere Senkrechtstellplätze eingerichtet.    Foto: hgb
Fünf Bäume mit einem Stammumfang unter 80 Zentimeter, die direkt am Straßenrand vom Rosenkavalierplatz auf der Seite des Rewe-Markts stehen und die sich stark zur Fahrbahn neigen, werden gefällt. Dafür werden 16 weitere Senkrechtstellplätze eingerichtet. Foto: hgb

Im Plenum erklärte er dann vehement: „Zusätzliche Parkplätze im Zentrum – das ist Schwachsinn, das lockt noch mehr Verkehr an.“ Tscheu konterte dies mit dem Verweis auf den hohen Parkdruck und im Viertel kreisende Autofahrer auf der Suche nach einem Stellplatz.

Auch CSU-Fraktionsspre­cher Xaver Finkenzeller führte den „Parksuchverkehr, und zwar nicht nur donnerstags an Marktta­gen“ als Argument an. Er erklärte: „Wir sind dazu da, Lösungen zu finden!“

Versteinerte Mienen gab’s in Reihen der Grünen und der ÖDP, als Finkenzeller die zu fällenden Bäume als „Krisperl“ bezeichnete und Tscheu sie als „Krüppel“ abkanzelte.

Da keifte Baier: „Die großen Parteien arbeiten immer noch an einer autogerechten Lösung, kümmern sich nicht um die Umwelt, eine visionäre Verkehrsplanung sieht anders aus.“ Peter Reinhardt (CSU) stöhnte: „Jetzt kommt das Thema Ideologie wieder auf.“

Statement der Bezirksausschuss-Vorsitzenden Angelika Pilz-Strasser (Grüne): „Der Rosenkavalier­platz ist ein sehr lebendiger Platz. Was mir dort fehlt, sind Bäume. Bei dem Ortstermin wurde übrigens diskutiert, nicht beschlossen.“ Zum Verkehr meinte sie: „Es gibt keinen Parksuchverkehr, wenn alle in die Tiefgaragen fahren.“ Doch die sind kostenpflichtig. Und wer fährt schon in eine Tiefgarage, wenn er kurz was einkaufen oder sich etwas zum Essen besorgen will.

Ihr Parteikollege Holger Machatschek polterte: „Die paar Parkplätze machen das Kraut nicht fett. Sie lösen so das Problem nicht. Der Rosenkavalierplatz ist hässlich, da ist kein Grün drin. Deshalb muss man das Randgrün erhalten.“ Falls dies nicht geht, regte er Pflanzungen auf dem Platz an, „das muss möglich sein, auch wenn es Privatgrund ist, das muss man halt verhandeln.“

Und Paula Sippl, ebenfalls von den Grünen, war außer sich: „Baumfällungen für Parkplätze – das ist doch pervers.“

Doch alle diese Ausführungen bewegten die anderen Lokalpolitiker nicht zu einer Änderung ihrer Ansichten. Kurzum: Einmal mehr viel Palaver verbunden mit viel Polemik: Ein Besucher war daher ein wenig entsetzt: „Ja is denn scho Wahlkampf?“

– Titelbild: hgb –