8. Septenber 2017

Wo immer man auch in Bogenhausen ist, ob in einem Biergarten oder beispielsweise bei einem Spaziergang durch den Normannenpark, es fällt einem sofort auf: Die meisten Blätter von Kasta­nien verfärben sich schon nach und nach braun, welken, die Bäume werfen sie ab, rings um die Stämme sammelt sich eine Schicht Laub. Ursache sind die Raupen der (Kastanien)-Miniermotte, die sich in erster Linie weiß blühende Rosskastanien als Wirt suchen. Ein Problem, das Bayern weit besteht.

Die meisten Bäume erholen sich vom Befall relativ rasch wieder. Es existieren jedoch noch keine handfesten Langzeiterkenntnisse über mehr als zwei Jahrzehnte. Auf längere Sicht ist aber laut Fachleuten eine Schwächung der Bäume zu befürchten, da sie durch das Absterben der Blätter an der Assimilation gehindert werden. So haben stark befallene Bäume im Herbst deutlich kleinere Früchte als nicht oder weniger stark befallene. Kommen weitere Parasiten hinzu, besteht gar die Gefahr des Baumsterbens.

Die etwa fünf Millimeter große Rosskastanien-Miniermotte wurde in Europa erstmals 1984 in Mazedonien entdeckt. Seither breitet sie sich jährlich auf einer Strecke von 50 bis 100 Kilometer aus. Anfang der neunziger Jahre tauchte sie erstmals in der Region München auf.

Der „Kleinschmetterling“ ist ein schlechter Flieger, ist vorwiegend bei oder nach schönem Wetter kurz unterwegs, wird hauptsächlich mit dem Wind verfrachtet. Die Weibchen legen etwa 30 Eier auf den Blättern der Kastanien ab. Die ausschlüpfende Larve lebt unter der Blattoberhaut, frisst das Gewebe und unterbricht dadurch die Wasserzufuhr. Das umliegende Blattgewebe stirbt ab und wird braun, bildet umgangssprachlich „Rostflecken“.

Die Miniermotte hat sich eingenistet, die Blätter der Kastanien – wie hier im Normannenpark – bekommen „Rostflecken“, verwelken und fallen ab. Das Laub muss ganzjährig gesammelt und fach¬gerecht vernichtet werden, damit die Puppen nicht überwintern können.        Foto: hgb
Die Miniermotte hat sich eingenistet, die Blätter der Kastanien – wie hier im Normannenpark – bekommen „Rostflecken“, verwelken und fallen ab. Das Laub muss ganzjährig gesammelt und fach¬gerecht vernichtet werden, damit die Puppen nicht überwintern können. Foto: hgb

Um die Mottenlast für die Kastanie zu verringern, muss ganzjährig das Laub gesammelt und fach­gerecht vernichtet werden, damit die Puppen nicht überwintern können.

Denn schon nach zwei bis drei Tagen kriechen die Larven aus den heruntergefallenen Blättern und bohren sich in den Boden, wo sie überwintern.

Daher kommt auch die Bezeichnung Miniermotte – minieren bedeutet unterirdi­sche Gänge anlegen.

Eine effektive Vernichtung der Puppen, so Experten, wird nur in kommerziellen Kompostieranlagen erzielt, da nur hier die notwendige Hitze von rund 60 Grad erreicht wird. Eine Kompostierung reicht nicht aus.

Auch mit der chemischen Keule wird die Motte bekämpft. So ist in der Schweiz der Wirkstoff Revive  zugelassen, der unter Druck in den Baum injiziert wird, sich dann vorwiegend in den Blättern einla­gert und die Entwicklung der Miniermottenraupen laut Hersteller für mehrere Jahre unterdrückt.