7. Oktober 2017

Das KulturBürgerHaus (KBH) im künftigen Wohnquartier Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße war einst als ein Münchner Pilotprojekt gestartet, war – nach diversen städtischen, nebenbei teuren Pannen – fertig geplant. Dann setzte der Stadtrat per Beschluss den Rotstift an, die Projektkosten wurden von 11,34 um 1,2 auf 10,2 Millionen Euro gekürzt. Die Mitglieder des Bezirksausschusses sind quer durch alle Fraktion schlichtweg entsetzt.

Ein Lokalpolitiker kommentierte die Vorgehensweise: „Das Projekt ist gänzlich gekippt.“ Ein anderer meinte: „Das ist doch Pfusch am Bau. Das erfordert ja eine Umplanung, das ist die pure Verplan­ung, das kostet doch wieder viel Geld.“ Und Angelika Pilz-Strasser, Vorsitzende des Kommunal­parlaments, wetterte stocksauer: „Es ist unglaublich, das durch die angebliche Einsparung von etwas mehr als einer Millionen Euro zehn Millionen Euro in den Sand gesetzt werden.“ Sie forderte daher eine Rückkehr zur ursprünglichen Planung. Doch daraus dürfte nach dem Votum im Rathaus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts mehr werden.

Das Stadtteilgremium hatte vor der Entscheidung im Tagungssaal am Marienplatz die vorgelegte, abgespeckte KBH-Version für das Gebäude an der Ecke Eugen-Jochum-/Ruth-Drexel-Straße (erneut) abgelehnt. Denn das Konzept entspreche werde den Vorstellungen der Bürger noch denen der Lokalpolitiker.

Was die Um- oder auch Neuplanung samt Kostensteigerungen verschlingt – keine Angaben seitens der Stadt. Fachleute kalkulieren mit einem knappen sechsstelligen Betrag. Umsetzungsdauer etwa sechs Monate. Wann mit dem Bau begonnen wird – Schweigen. Wann das KBH eröffnet werden kann – keine Angabe. Pilz-Strasser verbittert: „Ich schätze frühestens 2021, oder auch erst 2022.“ Verzögerung in etwa zwei Jahre.

Der Unterschied zwischen Unter- und dem benachbarten Oberföhring bzw. Bogenhausen. In der ZDF-Gemeinde, eine der reichsten Kommunen Deutschlands, gibt’s ein mehr als 30 Millionen Euro teures Bürgerhaus samt Bibliothek, ein Mini-Gasteig. Davon kann man im 13. Stadtbezirk nur träumen. Am geplanten KulturBürgerHaus hat die Stadt jetzt den Rotstift angesetzt.     Foto: hgb
Der Unterschied zwischen Unter- und dem benachbarten Oberföhring bzw. Bogenhausen. In der ZDF-Gemeinde, eine der reichsten Kommunen Deutschlands, gibt’s ein mehr als 30 Millionen Euro teures Bürgerhaus samt Bibliothek, ein Mini-Gasteig. Davon kann man im 13. Stadtbezirk nur träumen. Am geplanten KulturBürgerHaus hat die Stadt jetzt den Rotstift angesetzt. Foto: hgb

Unverständlich: In besagten 11,34 Millionen Euro Kosten war ein Risikozuschlag enthalten, der aber – wie bei mehreren anderen städtischen Baumaßnahmen – auch im Prinz-Eugen-Park wahrscheinlich nicht hätte beansprucht werden müssen. Den Zuschlag herausgerechnet hätten die Aufwendungen sicherlich unter der Zehn-Millionen-Euro-Marke gelegen – zehn bis 15 Prozent unter der erwähnten Kostenobergrenze. Und das für ein Haus, das diverse Nutzungen mit einem zweiten Alten- und Servicezentrum (ASZ) für Bogenhausen samt Familien- und Nachbarschaftstreff kombi­niert.

Das Vorhaben Bürgerhaus ist eng mit Pannen bei der Planung verbunden. Beispielsweise die so genannte Aula der benachbarten Ruth-Drexel-Grundschule – eine Versammlungsstätte für mehr als 300 Personen, die gemäß Stadtratsbeschluss von 2012 als Aula mit mobiler Bühne ausgestattet werden sollte.

Doch die Höhe dieses Saals war trotz Erhöhung auf 3,6 Meter für Bühnenaufbauten und -techniken sowie weiter gehende Nutzungen, so das Urteil von Experten, zu niedrig angesetzt worden. Sechs Meter hätten es sein müssen. Zur „Korrektur“ wurde im KBH – in den durch verschiebbare Wänden geöffneten Raum ist Platz für rund 200 Menschen – eine Galerie, Platz für circa 100 Besucher, eingeplant. Wohlgemerkt, alles geplant.

Passend zu all dem: Zur seinerzeitigen, Beschluss fassenden Tagung im Rathaus waren zu deren großer Verärgerung die Lokalpolitiker nicht eingeladen worden. Auch folgende heftige Proteste vom Bezirksausschuss waren verpufft. Das größte Einsparpotenzial, ein Millionenbetrag, war somit schlicht und einfach verschenkt worden.

Was bleibt? Man kann den künftigen Treffpunkt nicht mal mehr als Bürgerhaus light bezeichnen. Das belegen die abgesegneten Einsparungen mit ihren Folgen:

  • 679 000 Euro entfallen auf Flächenreduzierungen. Fast alle Räume werden um circa zehn Prozent verkleinert. Der Saal wurde von 209 von 183 Quadratmeter reduziert – eine Verkleinerung von 12,5 Prozent. Die Galerie des Saals entfällt komplett. Dadurch wird die Saalhöhe um 55 Zentimeter niedriger. Der Saal hat nun 200 Plätze – bestuhlt. „Die maximale Besucherzahl von 300 Personen (stehend) gemäß der Betriebsbeschreibung bleibt erhalten“, so die Stadt
  • 75 000 Euro bringt der Verzicht auf „die motorisch absenkbaren Deckensegel im Saal.“ Und auch der Umfang der Bühnentechnik wird reduziert. Die Ausstattung sollen „alle Nutzer eng miteinander abstimmen und gemeinsame Beschaffungen tätigen, um auch bei der Möblierung Synergien zu nutzen.“ Dazu wird ergänzend erläutert: „Sollten die Mittel für die Ersteinrichtung dennoch nicht ausreichen, müssten Prioritäten gesetzt und nicht sofort benötigte Beschaffungen zurückgestellt werden. Diese würden dann in den Folgejahren finanziert werden.“
  • Bei der Veranstaltungstechnik wird auf eine eingebaute Induktionslange für Menschen mit Hörbehinderung verzichtet; der Entfall könne durch Einsatz mobiler Geräte kompensiert werden. Bei den Aufwendungen für die Beleuchtungs- und die Tonanlage wurden 282 000 Euro gestrichen. Nachrüstungen sollen über Betriebskostenzuschüsse ermöglicht werden.
  • 164 000 Euro kommen durch die Streichung der Mittel für „Kunst am Bau“ zusammen. Dazu muss man wissen: Bis zu zwei Prozent der Bausumme sind dafür vorgesehen. Die Ausführung dazu: „Die sehr unterschiedlichen Nutzergruppierungen sollen in dem Gebäude auch die Möglichkeit bekommen, sich in ihrer ganzen Vielfalt zu präsentieren und diesen Ort bespielen.“ Also: Kunstwerke basteln …

Die Konsequenz des jahrelangen Tohuwabohus war ein Antrag der CSU-Fraktion im Bezirksaus­schuss, auf dem Areal vor dem Cosimawellenbad ein Bürgerhaus („aber richtig“) nach Truderinger Vorbild zu bauen. Die detailliert begründete Initiative wurde bei der Tagung Mitte September aber zurückgezogen. Eine Erklärung dazu steht noch aus.