12. Juli 2021
Brücke über Cosimastr.: „Das ist utopisch“
Der Antrag der Grünen-Fraktion im Bezirksausschuss hat einerseits den Anstrich bürgernah, ist ein wenig verwegen. Andererseits ist er schlichtweg unrealistisch, abwegig, ja – man kann es so formulieren – populistisch: „Brücke zur sicheren Überquerung der Cosimastraße am Salzsenderweg.“
Eine Initiative, die mit Sicherheit ein Wunsch bleiben wird. Denn: Sollte eine Brücke baulich-technisch unter den Aspekten Straßenbreite, Wegezuführungen und Höhe vor allem wegen der Stromoberleitungen für die Straßenbahnen überhaupt möglich sein, so kostet solch ein Bauwerk Millionen. Auf Jahre, vermutlich Jahrzehnte hinaus sind derartige Projekte kaum möglich angesichts der Ebbe in den städtischen Kassen. Dazu der Kommentar eines Lokalpolitikers: „Das ist doch eine utopische Idee!“
Apropos Geld zur Verdeutlichung: Ein aktueller Antrag der CSU-Fraktion im Stadtrat „Mehr Bäume in München“ wurde von Christine Kugler, Chefin des neuen Referats für Klima- und Umweltschutz, so beschieden: „Das Referat greift die Initiative gerne auf, benötigt für die technische Umsetzung jedoch Finanzmittel von circa 250 000 Euro, die auf Grund der angespannten Haushaltssituation aktuell nicht zur Verfügung stehen.“ Ein Fakt, der wohl lange Zeit bestehen bleiben wird.
Was bewegt die Grünen im Kommunalparlament zu solch einem Antrag mit null Chancen auf Realisierung? Übrigens kein Einzelfall, der zur Beratung in den Bogenhauser Gremien und zur Bearbeitung in den Verwaltungen Zeit und so Geld und nebenbei Nerven kostet. Siehe den Antrag in der im Bau befindlichen Verwaltungszentrale der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) an der Richard-Strauss-Straße ein Pflegeheim für Senioren zu integrieren.
Will man, da in der Opposition – keine andere größere Partei wollte ja nach der Kommunalwahl im Mai vergangenen Jahres mit Grün koalieren – auf sich aufmerksam machen? Vor den Besuchern der Tagungen? Vor der Presse? Oder gibt es persönliche Motive eines Stadtteilvertreters oder, ja, einer Stadtteilvertreterin? Und zwar für Schaufensteranträge, die mit einem Aufmerksamkeitseffekt verbunden sind und keinen (Informations-)Wert für die Bürger, lies Wähler haben. Dagegen kann sich übrigens jeder gewählte Lokalpolitiker >wehren< – möglich per Forderung Ende der Rednerliste, per Forderung Ende der Diskussion, per Abstimmung, per Ablehnung.
Zur Sache: Das Mobilitätsreferat wird aufgefordert, den Übergang der Cosimastraße am Salzsenderweg so zu gestalten, dass „auch bei weiter zunehmendem Radverkehr eine für alle Beteiligten, auch zu Stoßzeiten, sichere, schnelle und gefahrlose Querung möglich ist.“ Und: „Kurzfristig wird gefordert, die Umlaufsperre zu ergänzen, sodass eine Querung im Richtungsverkehr möglich ist, ohne dass das Durchfahren der Sperre durch Gegenverkehr behindert wird. Zudem sind die Sperren so auszurichten, dass bei der Durchfahrung jeweils der Blick auf herannahende Personenwagen und Trambahnen gelenkt wird.
Vorweg: Einer zusätzlichen Umlaufsperre wurde einhellig zugestimmt, „die Querungsbrücke“, so steht’s im Protokoll, „ist als Prüfantrag zu werten.“
Die Begründung (Auszug)
„Der Salzsenderweg ist bereits heute eine viel befahrene Radverbindung von Daglfing, Johanneskirchen und dem Prinz-Eugen-Park über die Cosimastraße in den Englischen Garten. An der Ecke Cosimastraße / An der Salzbrücke wurde vor kurzem ein neues Kinderhaus fertig gestellt, was einen regen Bring- und Holdienst ausgelöst hat.
Außerdem wird derzeit das neue Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium am Salzsenderweg errichtet, das 2024 den Betrieb aufnehmen soll. Da explizit vorgesehen ist, dass die über 1400 Schüler den Schulweg auch gut mit dem Fahrrad bewältigen sollen und entsprechend viele Radstellplätze vorgesehen sind, ist mit einer erheblichen Zunahme des Radverkehrs auch an der Cosimastraße zu rechnen. Eine Brücke ähnlich wie am Arabellapark über die Englschalkinger Straße sieht der Bezirksausschuss als alternativlos an.
Mit Blick auf die derzeitige Haushaltslage der Stadt wird das jedoch nicht in kurzer Zeit umsetzbar sein, weshalb übergangsweise eine zweite Umlaufsperre errichtet werden soll, um zumindest die Behinderung durch Gegenverkehr zu umgehen. Möglich wird dies durch eine Einbahnregelung. Die Anordnung der Umlaufsperren stellt zudem sicher, dass beim Querungsvorgang die Fahrbahn ohne Schulterblick erfasst werden kann.
Grundsätzlich löst das jedoch nicht langfristig das Problem von Umlaufsperren, dass diese eher ein Hindernis für Rad- und Rollstuhlfahrende darstellen. Mit Perspektive auf die künftigen Schüler des WHG ist diese Umlaufsperre für einen starken Verkehr in beide Richtungen nicht geeignet, sie stellt vielmehr ein Risiko dar, wenn sich mehrere Fußgänger und Radfahrer gegenseitig behindern und gar auf der Fahrbahn / den Tramgleisen warten müssen, bis die Sperre wieder passierbar ist.“
Kaum vorstellbar, das sich die Stadt auf solch einen Komplex einlässt. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode des Bezirksausschusses wurden ÖDP-Anträge zur Erweiterung und / oder Ergänzung der Umlaufsperren vom zuständigen Referat stets abgelehnt, da an der nur wenige Meter entfernten Kreuzung Cosima- / Wesendonkstraße eine Ampelanlage installiert ist.