5. August 2018

In der freien Wirtschaft würden wohl Köpfe rollen, bei der Stadt hat es offensichtlich keine Konse­quenzen: In den frisch sanierten Räumen der Grundschule Knapperts­buschstraße werden Umbaumaßnahmen vorgenommen. Der Grund: Mit Beginn des neuen Schul­jahrs im September werden dort zwei Kindertagesstätten mit sechs Gruppen untergebracht.

„Ende gut, alles gut“ – so kommentierte CSU-Lokalpolitikerin Petra Cockrell im Bezirksausschuss diese und weitere damit verbundene „kleinere“ Maßnahmen. „Der Bedarf ist gedeckt, sämtliche Betreuungsarten sind sichergestellt, alle Eltern aus dem künftigen Stadtteil Prinz-Eugen-Park haben für ihren Nachwuchs einen Platz erhalten“, so ihr Fazit. Ein jahrelanges Hickhack um Betreuungs­plätze ist damit gelöst, die Eltern können endlich aufatmen und planen. Doch der Preis – belegbare Zahlen gibt es (noch) keine – dürfte unter anderem angesichts der Umbaumaßnahmen gesalzen sein.

Den Umbau hat Beatrix Zurek, Chefin des Referats für Bildung und Sport (RBS), jetzt bestätigt. Wegen der kleinen Mädchen und Buben – für die „Vorläufer-Gruppen gibt’s zwei Träger in Räumen im Erd- und im ersten Obergeschoss – werden „scharfkantige Heizkörper, davon profitiert nach Wiedereinzug ebenso die Grundschule, ausgetauscht“, in den Toiletten werden temporär Podeste eingebaut und die Übergänge zur Mittelschule werden mit so genannten Rauchabschnittstüren abgetrennt.

Dazu kommen noch „kleinere Maßnahmen“ wie Klingelanlage, Briefkasten und Fingerklemmschutz an Türen. Mit den Rauchabschnittstüren sei sichergestellt, dass „sich die Kinder-, Schüler- und Elternströme nicht vermischen. Dabei wurden ein neuer Zugang für die Mittelschule geschaffen und die Fluchtwege neu erarbeitet,“ so steht’s in der RBS-Antwort auf eine Anfrage im Stadtrat. Und: Ei­ne Freifläche wurde direkt vor dem Gebäudeteil angelegt, in dem sich die Kindergruppen befinden.

Der Eingangsbereich der vor 50 Jahren gebauten Schule an der Knappertsbuschstraße in Englschalking, die mit einem Aufwand von rund 3,6 Millionen Euro von Grund auf hergerichtet worden ist. In die Grundschule werden ab Herbst sechs Kindergartengruppen einquartiert, wozu erneut Umbaumaßnahmen vorgenommen werden. Foto: hgb

Auslöser für all das sind Fehleinschätzungen der Verwaltung bei der Kinderzahl im Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße. Dort ziehen viel mehr Familien mit Kindern ein als einst „berechnet“. Zudem sind dort alle sechs Kindertagesstätten in Gebäuden der städtischen Wohnbaugesell­schaften integriert, die sich aber noch im Bau befinden, währenddessen bereits viele Familien in ihre fertig gestellten Wohnungen eingezogen sind. Ein Problem, das Bewohner und Lokalpolitiker mehrfach zur Weißglut gebracht hatte.

Die Folgen: Besagter Umbau und die Errichtung von zwei Containeranlagen mit jeweils 150 Plätzen auf dem Parkplatz im Bürgerpark Oberföhring . Plus eine kleine Pavillonanlage An der Salzbrücke / Ecke Cosimastraße auf einem städtischen Grundstück „für eine Krippe“, so Cockrell.

Während der inzwischen erledigten Sanierungsmaßnahmen in der Grundschule Knappertsbusch­straße wurden einige Schulklassen in die längst fertig gestellte Ruth-Drexel-Grundschule im Prinz-Eugen-Park ausgelagert – es war ja Platz, weil ja noch keine Kinder zugezogen waren. Der Unter­richt dort soll gemäß RBS für die Knappertsbusch-Schüler „ab dem Schuljahr 2018/19 und teilweise auch 2019/20“ fortgeführt werden. „Es ist aus schulorganisatorischen und pädagogischen Gründen sinnvoll, im kommenden Schuljahr alle Grundschüler im neuen Gebäude an der Ruth-Drexel-Straße zu unterrichten“, erklärte Stadtschulrätin Zurek.

Von den sechs Kita-Gruppen sollen im Herbst 2019 drei in die neuen Einrichtungen im Prinz-Eugen-Park umziehen; drei sollen in der Grundschule Knappertsbuschstraße verbleiben. Werden letztere dann 2020 „mit dem vertrauten Betreuungspersonal“ wechseln, erfolgen in der Grundschule Knappertsbuschstraße die Rückbauten, ehe die ausgelagerten Schulklassen wieder zurück kommen können.

Und die Kosten für all diese >Verschiebungen<? „Die genauen Kosten sind uns noch nicht be­kannt“, schreibt das RBS. Klar ist: Steuergelder wurden verbannt. Bekannt sind hingegen die Auf­wendungen für die Sanierung der Grundschule Knappertsbuschstraße: Mehr als 3,6 Millionen Euro, bezuschusst von der Regierung von Oberbayern mit fast 1,3 Millionen Euro.