9. Februar 2019

Was haben die Brudermühlbrücke in Sendling und die John-F.-Kennedy-Brücke in Bogenhausen gemein? Beide sind Teil des Mittleren Rings, beide sind mehr oder minder eingehüllt von Autoabgasen. Und bei beiden fließt Regen- und Schmelzwasser in die Isar, verschmutzen verbunden mit Feinstaub den Fluss. Im Abwasser enthalten: der Abrieb von Reifen.

Die Fahrbahnen beider Übergänge werden von der Stadt nämlich wöchentlich nur einmal gereinigt. Im Gegensatz zu anderen Isarbrücken, deren Fahrbahnen pro Woche bis zu fünf­mal gesäubert werden. An der Luitpoldbrücke und der Thalkirchner Brücke beim Tierpark hingegen gibt es Vorrich­tungen, die das Schmutzwasser filtern.

Gemäß einer Untersuchung des Fraunhofer-Instituts im Rahmen des Projekts „TireWaerMapping“ verursacht Reifenabrieb in Deutschland fast ein Drittel aller Mikroplastik-Emissionen. Mikroplastik sind feste und unlösliche Kunststoffteilchen, die fünf Millimeter messen oder kleiner sind.

Die Kennedy-Brücke in Bogenhausen: Etwa 120 000 Autos befahren täglich den Übergang in beide Richtungen, wobei jährlich Tonnen an Reifenabrieb anfallen, die vom Regen in die Isar geschwemmt werden. Foto: hgb

Laut „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) wirkt Kunststoff auf Grund seiner Oberflächeneigenschaften wie ein Magnet auf Umweltgifte. Diese befinden sich im Wasser und reichern sich auf der Kunststoffoberfläche an. Ist Mikroplastik erst einmal in Flüssen, kann es nicht wieder entnommen werden.

Insgesamt fallen hierzulande etwa 330 000 Tonnen Mikroplastik-Emissionen an – pro Kopf und Jahr rund vier Kilogramm. Davon besagtes knappes Drittel durch Reifenrückstände. Ergibt rund 1,2 Kilogramm jährlich pro Bürger. Umgerechnet auf die Landeshauptstadt sind das bei gerundet 1,4 Millionen Einwohner mehr als 1700 Tonnen.

In München, der Stadt der 100 Brücken, gibt es fast 20 große Isar-Überführungen. Die John-F.-Kennedy-Brücke ist mit – nach heutigen Stand – rund 120 000 Autos pro Tag eine der am stärksten durch Fahrzeuge frequentierten Übergänge. Wie viel Reifenabrieb hier anfällt? Das lässt sich nur schätzen. Die Maßangabe ist in jedem Fall: Tonnen!