27. August 2019

In 19 der 25 Münchner Stadtbezirke gibt’s ihn inzwischen, in Bogenhausen seit mittlerweile sechs Jahren: Einen KulturGeschichtsPfad, kurz KGP, herausgegeben vom Kulturreferat. Drei Touren – zwei Spaziergänge und eine Radrundfahrt wegen der größeren Entfernungen – mit insgesamt 38 Stationen sind in einem Stadtteilführer zusammengefasst, handlich im Postkartenformat auf 100 Seiten mit vielen, teils historischen Fotos und zwei aufklappbaren Straßenkarten.

Die Broschüre ist im Info-Point Museen & Schlösser in Bayern im Alten Hof – geöffnet montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr – kostenlos erhältlich. Oder online abrufbar unter www.muenchen.de/kgp

Die KulturGeschichtsPfade führen zu bedeutenden Bauwerken, geschichtsträchtigen Plätzen und Wohnungen oder Wirkungsstätten bemerkenswerter Persönlichkeiten des jeweiligen Bezirks: Sie bilden zusammen fast ein flächendeckenden Netzwerk der Geschichte Münchens. An den einzel­nen meist durch Schilder markierten Stationen in Bogenhausen erfährt man allerlei Wissenswertes, macht mitunter Entdeckungen.

Das Cover der Broschüre zum KulturGeschichtsPfad Bogenhausen. Grafik: Heidi Sorg / Christof Leistl / Stadt München, Kulturreferat

So wird das Ansinnen von Autorin Karin Pohl – beim Verfassen des KGP unterstützt von Karin und Thomas Bernst, Wolfgang Czysz, Willibald Karl, Roland Krack, Dietlind Pedarnig und Gisela Scola-Nagelschneider – erfüllt. Pohl ist auch für das Konzept des Mini-Bands verantwortlich. Die redaktionelle Federführung lag bei Benno Zimmermann vom Kulturreferat.

„In die Geschichte eines Stadtteils einzutauchen ist immer wieder sehr reizvoll. Jeder Bezirk hat etwas Besonderes und auch Überraschendes zu bieten. Und darum geht es bei den Pfaden: das Typische und Besondere vorzustellen, auch abseits des allseits bekannten.

Faszinierend ist im >13er< die Weitläufigkeit des Stadtbezirks und damit die Vielfalt, die sich ein wenig versteckt hinter dem repräsentativen Bogenhausen“, so Pohl seinerzeit bei der Präsentation. Dazu muss man wissen: Bogenhausen wurde als Gemeinde 1818 gegründet und 1882 nach Mün­chen eingemeindet, ist Namens gebend für den Stadtbezirk mit Zamdorf, Steinhausen, Denning, Englschalking, Daglfing, Johanneskirchen und Oberföhring.

Erfreulich: Bei der Lektüre des KPG kommt keine Langeweile auf, denn maximal auf einer Doppel­seite beschreibt und erläutert die freiberufliche Historikerin übersichtlich eine Station, illustriert mit aktuellen Fotos oder Aufnahmen, die Raritäten sind.

Die erste Tour – eher eine Wanderung denn ein Spaziergang, die aber unterteilbar ist – startet am Friedensengel und endet am Effnerplatz bei der Mae West, mit 52 Metern Deutschlands höchstes Kunstwerk.

Endstation der ersten Tour: die Skulptur Mae West am Effnerplatz, mit 52 Metern das höchste Kunstwerk Deutschlands. Foto: hgb

Vor dem abschließenden Weg durch die ab 1955 gebaute und selbst von asiatischen Touristen und Fachleuten bestaunte Parkstadt über den Denninger Anger zum Arabellapark / Mae West geht’s zunächst in drei Schleifen durch Altbogenhausen.

 

Vorbei am Hildebrandhaus / Mona­censia, an Villen rund um die Maria-Theresia-Straße, an der Kirche St. Georg und markanten Gebäuden bis hin zum 200 Jahre alten Max-Josef-Stift an der Mühlbaurstraße, Bayerns einzigem staatlichen Mädchengymnasium.

Unterwegs wird man erinnert an Motorenerfinder Rudolf Diesel (Villa Höchlstraße 2), an Alfred Delp, Jesuitenpater und Widerstandskämpfer im Dritten Reich (Denkmal beim Pfarrhaus Neuberghauser Straße 9), an den Reformator des Münchner Schulsys­tems Georg Kerschensteiner (Doppelvilla Möhlstraße 39/41) oder an Chemienobelpreisträger Richard Willstätter.

Der zweite Weg führt ab der Mauerkircherstraße / Max-Josephs-Brücke durch den Herzogpark vorbei an der Stelle, wo sich einst die Gaststätte Herzogpark befand, zur Thomas-Mann-Villa an der Poschinger Straße. Dieses Haus wurde 2005 neu errichtet, ist der in den Fünfziger Jahren abgeris­senen Villa nachempfunden. Weitere Stationen: das Reihenhaus von Erich Kästner in der Fleming­straße 52, die Wohnbauten des 2011 abgerissenen Wirtshauses im Grün Tal, St. Emmeram, Dorf­kern und Bürgerpark Oberföhring, Bernheimer Schlösschen und zum gerade entstehenden Wohnquartier Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße.

Das dritte Angebot ist als Fahrradtour angelegt, beginnt an der katholischen Kirche St. Johann Baptist in Johanneskirchen, führt durch den Ortskern zur Trabrennbahn Daglfing, durch den Zamila­park sowie durch die wegen der Straßennamen so genannte „Afrikasiedlung“ im Zamdorf , zur Kirche St. Nikolaus, zur Hartl- / Theen-Villa (Englschalkinger Straße 229) und endet bei der Grund­schule an der Ostpreußenstraße.

Stop auf der Fahrradtour: Die Trabrennbahn Daglfing wurde 1902 in Anwesenheit von Prinz Ludwig, dem späteren König, eröffnet. Heute stellt sich die Frage: Wie lange gibt es die weltbekannte Pferdesportstätte noch? Foto: hgb