2. Juni 2020

Ältere Bogenhauser erinnern sich vermutlich noch: Einst gab es auf dem Areal des Denninger An­gers zwischen Parkstadt und Arabellapark eine Schanze, eine Skisprungschanze. Kürzlich haben dort einige Jugendliche einen Mini-Sprunghügel gebastelt, um ihren Radlspaß zu haben. Mitarbeiter des Baureferats / Gartenbau haben die „Anlage“ aber inzwischen rückgebaut. Fehlt nur noch eine Über­wachungskamera! Muss denn alles reglementiert werden?

Dazu Herr Baumg­­artner vom Referat: „Der Anger ist eine städtische Grünanlage. Die Schan­ze ist kein offizieller Spielplatz. Bei Unfällen haftet die Stadt. Wir können einen Biketrial nicht dul­den. Wir hatten andernorts nach einem Unfall schon Probleme. Zudem wird die Grünanlage be­schä­digt.“ Haftet die Stadt eigentlich auch, wenn jemand auf den Wegen rundum stolpert, stürzt und sich verletzt?

Auf einem eingeschweißten DIN-A4-Hinweis, befestigt an einem eigens eingerammten Pfosten (!), ist vor Ort zu lesen: „Die Nutzung der Grünanlage als Biketrial ist nicht erlaubt, da die Grasnarbe und damit die Grünanlage beschädigt wird. Eine aktive Umgestaltung durch Erdbewegungen kommt einer mutwilligen Beschädigung gleich. Bitte verlagern Sie ihre Aktivitäten in eine entsprechende Dirtbike-Anlage.“

Verlagern? Zwar gibt es am Salzsenderweg einen Dirtbike-Verein. Doch einen „offiziellen“ Hügel, wo Jugendliche mit einem Hopser auf dem Fahrrad ein paar Meter weit springen können, sucht man im Stadtbezirk vergeblich. Muss auch eigentlich nicht sein, denn wellige Hänge findet wer sucht. Baumg­­artner auf Nachfrage: „In München kenne ich drei städtische Biketrial – in Pasing, in Giesing und in Harlaching an der Grenze zur Gemeinde Grünwald, den ehemaligen Bombentrich­ter.“

Apropos >Beschädigung der Grünanlage< – Rathaus-Umschau vom 8. April 2016: „Das Baureferat saniert ab Montag, 11. April, Rad- und Gehwege am Denninger Anger, zwischen der Richard-Strauss- und der Weltenburger Straße. Dort werden auf Schotterwegen die Trag- und Deckschicht ausgebessert sowie Haupt­routen asphaltiert. Wegen der Arbeiten, die voraussichtlich Ende Juni abgeschlossen werden, müssen einzelne Wege vorübergehend gesperrt werden.“

Die „Asphaltierung der Hauptrouten“ samt Verbreiterung von 2,50 auf 3,10 Meter hatte seiner­zeit bei Bürgern und Lokalpolitikern einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Wurde doch eine Idylle verschandelt, eine erholsame Parkatmosphäre zunichte gemacht. Keine Bautafel war zu sehen, der Bezirksausschuss war nicht unterrichtet worden.

Kommentar von Robert Brannekämper, damals Chef des Untergre­miums Planung im Kommunal­parlament, amtierender CSU-Landtagsabgeordne­ter: „Seit Jahrzehnten hat sich niemand über den Wegezustand im Denninger Anger beschwert, niemand hat sich eine Verän­derung gewünscht.“ Angelika Pilz-Strasser (Grüne), vormals Chefin der Stadtteilvertretung, hatte mit bitterer Miene assistiert: „Es gab noch nie Klagen!“

Einen Mini-Sprunghügel hatten jugendliche Radler im Denninger Anger angelegt. Das Baureferat / Gartenbau hat die „Anlage rückgebaut“ und weist nun auf „mutwillige Beschädigung“ hin. Foto: hgb

Wie hatte sich doch seinerzeit Mario Seifert vom Gartenbau Unterhalt Nord/Ost gerechtfertigt: „Was haben wir denn falsch gemacht? Wir haben Ähnliches auch andernorts gemacht. Wir haben Qualität geschaffen. Wir sparen Unterhaltskosten. Sonst müssten alle vier bis fünf Jahre die Wege wegen Schäden instand gesetzt werden.“

Effekt der Maßnahme: Boden versiegelt, eine Radrennstrecke ist’s geworden. Kosten: 236 000 Euro – Steuergelder.