11. September 2020

Haus um Haus wird derzeit der einstige Siemens-Bürotrakt mit sechs Gebäuden aus den Sechziger Jahren an der Richard-Strauss-Straße 76 nach seit Anfang Februar laufenden Vorbereitungsar­bei­ten abgerissen. Bald ist Platz für zwei Wolkenkratzer, 100 und 60 Meter hoch mit 26 und 15 Stock­­wer­­ken, verbunden durch einen 50 Me­­ter hohen und etwa 100 Meter langen Riegel. Und für 800 Tiefgaragenplätze. Ab November 2021 soll betoniert werden, im Oktober 2024 soll der Tower-Kom­plex fertig sein.

Das dreiteilige Ensemble auf dem rund 20 000 Quadratmeter großen Areal wird die neue Zentra­le der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) – mehr als 1300 Personen arbeiten in den Be­stands­­ge­bäu­den an der Arabella- und Denninger Straße mit 34 000 Quadratmeter Bürofläche, die Kammer hat 2,3 Millio­nen Ver­sicherte, Kapitalanlagevolumen knapp 90 Milliarden Euro. Besitzerin des Bogenhauser Filet­grund­stücks – der Kaufpreis ist „geheim“ – ist die „RS 76 OHG“; die Gesell­schafter sind neun berufs­stän­dische Versorgungswerke, die durch die BVK vertreten werden. Laut Julia Thannhäuser, Referentin BVK-Unternehmenskommunikation, wird eine Geschossfläche (GF) von circa 72 000 Quadratmeter umgesetzt werden.

Bald dem Erdboden gleich gemacht: die ehemaligen sechs Siemens-Gebäude an der Richard-Strauss-Straße. Foto: hgb

Im Entwurf des Aufstellungsbeschlusses zum Bebauungsplan steht unter dem Punkt >Motorisierter Individualverkehr (MIV) und Ruhender Verkehr<: „Die geplante Bebauung verursacht ein Ver­kehrsaufkommen von etwa 2050 Kfz-Fahrten am Tag. Entsprechend einer ersten Einschätzung durch Gutachter habe das Verkehrsaufkommen keinen wesentlichen Einfluss auf das Verkehrs­geschehen längs der Richard-Strauss-Straße bzw. an benachbarten Knotenpunkten.“ Nun denn. Man wird sehen!

BVK-Vorstandschef Daniel Just Ende Januar: „Wir sind hier seit Jahrzehnten, seit 1980, zu Hause. Wir wollen hier am Arabellapark auch bleiben, fühlen uns mit dem Viertel stark verbunden. Wir denken bei unseren Investments und beim Neubau der Zentrale langfristig und nachhaltig. Wir haben versucht, die Versieglung der Flächen so gering wie nur möglich zu halten, nur 20 Prozent des Areals werden bebaut.“

Der einstige Siemens-Bürokomplex aus den Sechziger Jahren. Im Hintergrund links der HypoBank-Wolkenkratzer. Foto: hgb

Und weiter: „Wir wollen, dass das Quartier weiter entwickelt, aufgewertet und erleb­bar wird, vor allem durch eine Gastronomie, eine Kindertagesstätte, der Skybar im Turm, der Öff­nung hin zum Denninger Anger – ohne die heutige Abschottung durch Zäune. Grundsätzliches Ziel ist der Dialog, die Transparenz und eine gute Nachbarschaft. Der Grundstückskauf war eine einmal­ige Chance. Wir bauen keinen Palast, wir wollen kein großes Logo am Gebäude, wir verzich­ten auf Schnick-Schnack.“

Die neue BVK-Zentrale mit dem 100 Meter hohen Bürosilo und dem Verbindungsbau (das zweite Hochhaus ist dadurch verdeckt). Visualisierung: David Chipperfield Architects