23. September 2021

Biergarten: Gehbehinderte ausgesperrt

Im Nachhinein lässt sich, wie fast immer in solchen Fällen, nicht mehr klären, wer für die Baustel­leneinrichtung am Scherfweg zwecks Sanierung der Trinkwasserleitungen der Kleingartenanlage Nr. 17 verantwortlich ist. Fakt ist: Es wurde nicht nachgedacht. Denn die Rampe für Rollstuhlfah­rer, Rollatornutzer und Gehbehinderte vom höher gelegenen Weg zum Biergarten Finnerl’s Oase und zu den Schrebergärten wurde am Ende einfach mit einem Metallgitterzaun gesperrt, die Menschen ausgesperrt!

Verzweifelte Anwohner aus der Parkstadt Bogenhausen, in erster Linie Senioren, die die restli­chen schönen Herbstnachmittage noch im Grünen genießen wollen, die nur äußerst schwer einen Umweg von rund 300 Meter bis zur nächsten „Abfahrt“ am Scherfweg (und zurück!) zum Eingang der Anlage zwischen der Hochhaussiedlung und dem Denninger Anger bewältigen können, hatten sich deshalb an ihren „Nachbarn“, an Bezirksausschuss-Vorsitzenden Florian Ring (CSU) gewandt, um Hilfe gebeten.

Rollstuhlfahrer, Rollatornutzer, Senioren – ihnen allen wurde der Zugang zur Kleingartenanlage und Finnerl’s Oase am Scherfweg durch einen Bauzaun versperrt. Ein älterer Mitbürger, der versucht hatte, über den steilen Trampelpfad (Mitte) in die Anlage zu gelangen, war zwei Mal gestürzt – glücklicherweise ohne Folgen. Foto: hgb

Ring informierte umgehend die Zuständigen beim Baureferat / Gartenbau, wurde von der Behörde zu einem Ortstermin geladen, bei dem auch ein Vertreter des Planungsbüros und betroffene Senio­ren anwesend waren. Einzig ein Verantwortlicher oder ein Mitarbeiter der ausführenden Firma war nicht zugegen. Übrigens, so ein Mann, „ein üblicher Zustand,“ tagelang sei kein einziger Arbeiter gesehen worden, seit Wochen gehe an der Baustelle nichts voran.

Die Lösung des Problems ist im Grunde genommen einfach: Den Bauwagen, Material und Mobiltoilette um etwa 1,5 Meter seitlich versetzen, mit den Metallgittern „abschirmen“ und so ent­lang des Hangbewuchses am Scherfweg einen Durchgang schaffen. Diese Möglichkeit wurde von Gudrun Kloos vom Gartenbau befürwortet. Per Verfügung kraft seines Amts als Chef des Kommu­nalparlaments hätte Ring die Maßnahme veranlassen können.

Da aber (besser, um im Nachhinein eventuellen Ärger zu vermeiden) alles offiziell abgesegnet sein sollte – Stichworte Kosten, Lageplan, Umsetzung, ausreichend Baustellenfläche – stellte Ring ak­tuell in der Stadtteilvertretung einen Eilantrag, der letztendlich mit Zusätzen einstimmig befürwortet wurde. Zuvor hatte Grünen-Co-Fraktionssprecher Samuel Moser gefordert, „zuerst einen Kosten­voranschlag einzuholen“. Ring verwies auf die Zeitfrage, Robert Brannekämper, CSU-Landtagsab­geordneter, kanzelte den jungen Studenten ab: „Dieser Vorschlag ist ahnungslos.“

Die Rampe mit Zugang zur Kleingartenanlage am Scherfweg ist am Ende durch ein Metallgitter (roter Kreis) versperrt. Der blaue Bauwagen wird seitlich versetzt, damit zwischen ihm und den Büschen ein Durchgang frei ist. Warum nicht gleich so? Foto: hgb

In der Begründung des Eilantrags heißt es zur Sperre samt Umweg: „Das ist für gehbehinderte bzw. ältere Bewohner ein großes Ärgernis, da in der Nähe keine weiteren Gaststätten liegen.“

Was wird nun gemacht? Die bestehende Baustelleneinrichtungsfläche wird um die Grüninsel zwi­schen dem jetzigen Lagerareal und dem Fuß- und Radweg in Richtung Denninger Anger erweitert. Dazu müssen drei Sträucher und ein Feldahorn (Stammumfang unter 80 Zentimeter) gerodet und die Wildstauden abgemäht werden mit vorheriger Prüfung auf Vogelnester / Bruststätten. Somit ist Platz für den besagten Weg hinter dem Bauwagen. Auf Wunsch von ÖDP-Lokalpolitiker Hanspeter Fenzl wurde in den Beschluss verankert, dass der Feldahorn wenn irgend möglich erhalten werden soll.

Bleibt abzuwarten, wann der Zugang zu Finnerl’s Oase und die Kleingartenanlage über die Rampe wieder nutzbar ist.