Klare Ansage in drei einstimmig verabschiedeten Punkten der Mitglieder des Bezirksausschusses zu den geplanten Maßnahmen der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) im Leistungsprogramm 2023, das – wie jedes Jahr – mit dem Fahrplanwechsel im Dezember in Kraft treten soll. Hintergrund ist der Ende Juni vom Stadtrat beschlossene Entwurf einer neuen Gesamtstrategie für Mobilität und Verkehr. Leitbild der „Mobilitätsstrategie 2035“ ist die >Sicherung von Lebensqualität und Allgemeinwohl>.
Erstens begrüßte das Kommunalparlament „die Taktverdichtung der Buslinie 189 nach Unterföhring in der Hauptverkehrszeit“. Zweitens erneuerten die Lokalpolitiker „die langjährige Forderung eines zusätzlichen Halts des X30 an der Mosel- anstelle der Denninger Straße, denn die Anbindung der Schwarzwaldsiedlung an einen hochfrequentierten Bus hat eine höhere Priorität als die Umsteigebeziehung an der Denninger Straße. Und drittens wird zu den Maßnahmen bezüglich der Helen-Keller-Realschule auf einen bereits gestellten Antrag verwiesen.
Grundsätzlich lehnt der Bezirksausschuss „die angedachten Maßnahmen zur Kostensenkung vehement ab. Die Umsteigebeziehungen an den Haltestellen Odeonsplatz, Stachus und Hauptbahnhof sind essenziell für die Attraktivität der U4 als wichtigste ÖPNV-Anbindung von Bogenhausen. Der X30er-Bus stellt die zweite wichtige stadtteilübergreifende Anbindung dar. Diese Maßnahmen widersprechen somit allen Zielen der Stadt für eine klimaneutrale Mobilität und einen attraktiven Nahverkehr und können daher nicht mitgetragen werden.“
Dazu gibt‘s auch einen Antrag der CSU-Fraktion im Stadtrat. Die Verwaltung wird aufgefordert, bei der MVG hinzuwirken, „die geplanten Kürzungen rückgängig zu machen. Sollten dafür finanzielle Mittel notwendig sein, die die MVG allein nicht leisten kann, stellt die Stadt diese zur Verfügung. Denn: Wenn mehr Menschen für den ÖPNV und damit für eine nachhaltige Verkehrswende begeistert werden sollen, muss das bisherige Angebot des ÖPNV in München noch ausgeweitet und nicht etwa verkleinert werden. Die angekündigten Streichungen jedoch massive negative Auswirkungen auf das MVG-Angebot und gehen in eine vollkommen falsche Richtung.“
In der Mobilitätsstrategie 2035 heißt es (Auszüge): Straßen dienen nicht nur dem Verkehr. Sie sind auch wichtige Lebensräume, die das Bild und die Lebensqualität unserer Stadt bedeutsam prägen. Deswegen wird neben der Erreichbarkeit die Erhöhung der Aufenthaltsqualität als Hauptziel festgelegt. Neu ist auch die Definition, was Leistungsfähigkeit im Verkehr bedeutet. Es geht nicht mehr nur darum, möglichst viele Autos durch das Straßennetz zu bekommen. Vielmehr wird in den Fokus gerückt, möglichst viel Mobilität zu ermöglichen, und zwar für Alle, unabhängig von ihrer Verfügbarkeit eines Autos. Deswegen wird die Leistungsfähigkeit von Straßen zukünftig nicht mehr nur im Sinne des Autoverkehrs beurteilt, sondern über für alle Verkehrsmittel hinweg.
Als Leitindikator legt die Strategie für die zukünftige Planung die Flächeneffizienz fest. Denn je weniger Fläche pro Fahrt für eine Person oder ein Gut benötigt wird, desto mehr Personen und Güter können auf der gleichen Fläche transportiert werden. Mit Abstand am flächeneffizientesten sind ein gut ausgelasteter Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), der Radverkehr und der Fußverkehr (Umweltverbund). Eindeutig am meisten Fläche verbraucht das private Auto.
Als konkretes Ziel sieht die Strategie deshalb vor, dass bis zum Jahr 2025 mindestens 80 Prozent des Verkehrs im Stadtgebiet durch abgasfreie Kraftfahrzeuge, den öffentlichen Personennahverkehr sowie Fuß- und Radverkehr zurückgelegt werden. Auch soll der Verkehr bis 2035 klimaneutral sein.
Viele Worte! Da „verbraucht das private Auto eindeutig am meisten Fläche“ versus „durch abgasfreie Kraftfahrzeuge soll bis 2025 mindestens 80 Prozent des Verkehrs im Stadtgebiet zurückgelegt werden.“ Nun denn!Gleichwohl: Für 70 Prozent der Befragten bei einer aktuellen Studie des Versicherers HUK Coburg ist das Auto einschließlich E-Fahrzeuge das Verkehrsmittel, das ihre Bedürfnisse am besten erfüllt. Dann folgen Gehen und Radfahren. Zug, S-Bahn, Straßenbahn und Bus folgen auf den Plätzen.