Wie viele Einwohner hat Bogenhausen? Laut Grünen-Stadträtin Anna Hanusch, Moderatorin der Bürgerversammlung, sind es „Stand Februar 2022 genau 92 711“ (zum Vergleich Februar 2012: 79 632; Prognose 2030: 93 963 Bürger). Laut Schaubild zu „75 Jahre Bezirksausschüsse“ leben „heute rund 94 300 Menschen im Stadtbezirk.“ Bei der Suche im Internet steht an erster Stelle die 94 220 zum 30.6.2022. Und unter Statistisches Bundesamt wird 105 632 angegeben.

Wie dem auch sei – nix gwiss woas ma ned. Zum Einwohnertreffen in der Turnhalle des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums, bestuhlt für rund 450 Personen, waren knapp 250 Menschen gekom­men. Drei Dutzend Anträge und Anfragen – erstmals direkt nach dem Verlesen abgestimmt – wur­den gestellt. Eine Auswahl aus drei Bereichen.

Stadtbild und Stadtentwicklung

• Daniela Vogt, Vorsitzende des Bündnisses NordOst, zur Städtischen Entwicklungsmaßnahme (SEM) jenseits der Bahntrasse von und zum Flughafen: „Wie jedes Jahr, und so lange bis es endlich klar ist, werde ich den Antrag stellen >erst Tunnelbau und dann Wohnungsbau< – wie vom Stadtrat beschlossen und bekräftigt. In dem Gebiet sollen maximal 10 000 Menschen leben, um Grünflächen und Frischluftschneisen zu erhalten.“ Dazu der Vertreter des Planungsreferats: „Es steht die Verein­barung mit der Bahn, dass die Tunnellösung untersucht wird. Voraussichtlich Anfang 2023 werden die beiden Varianten oberirdisch und unterirdisch vorliegen. Zur Einwohnerzahl hat der Stadtrat entschieden, dass dort 30 000 Menschen leben sollen.“ Zustimmung.

• Mit nur wenigen Gegenstimmen wurde der Antrag von Wolfgang Vierling angenommen: Die Stadt wird gebeten im SEM-Gebiet keine Gewerbebetriebe, sondern nur Betriebe zur Versorgung der Be­wohner zuzulassen.

• Bezüglich des Wohnquartiers Mariengärten an der Marienburger Straße fordert ein Anwohner eine Planung nur in Verbindung mit der Verlegung der Bahntrasse in einen Tunnel. Nur so könne die verkehrliche Erschließung über die Englschalkinger Straße erfolgen. Beim jetzigen Worst-Case-Szenario, also ohne Bahntunnel, müssen Lärmschutzwände gebaut werden. Dazu eine Vertreterin des Planungsreferats: „Wir gehen momentan vom Worst-Case-Szenario aus, die Lärmschutzwände würden so erstellt, dass sie wieder abgebaut werden könnten.“ Mehrheitliche Zustimmung.

• Fast alle Anwesenden stimmten den beiden Anträgen eines Anwohners aus Denning zu: Auf der Westseite der Ostpreußenstraße sechs Bäume pflanzen, um zwischen der Königsberger- und Star­garder Straße (Umgebung der Eisdiele) schattige für Verweilplätze zu schaffen. Und für den Kern von Denning soll ein „Entwicklungskonzept“ erarbeitet werden.

• Die >lustige Tramtrasse< von der Johanneskirchner Straße bis zum Bahnhof nicht bauen, denn das ist realitätsfremd – so ein Mann. Zudem monierte er: Wie können Bedenken und Anregungen von Bürgern in einen Stadtratsbeschluss eingehen, wenn die Befragung knapp zwei Wochen vor der Entscheidung stattfindet? Und: Wo sollen wir unsere Autos parken? Die Tiefgaragen sind be­legt, in den Visualisierungen der Stadt sieht man kein Auto, keinen Lastwagen. Zustimmung.

Bürgerversammlung in der Turnhalle des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums, bestuhlt für rund 450 Personen: knapp 250 Menschen waren dabei.    Foto: hgb

Anträge und Anfragen zum Verkehr

• „Fast täglich gibt es Beinaheunfälle, viele Autofahrer kennen die Rechts-vor-links-Regel wohl nicht, halten sich auch nicht an Tempo 30.“ So sieht ein seit 50 Jahren in Englschalking lebender Mann die Situation an der Kreuzung Robert-Hegar- / Knappertsbuschstraße. Er fordert deshalb eine Regelung mit Vorfahrtsschildern und zudem aus Sicherheitsgründen ein Halteverbot. Angenommen bei drei Gegenstimmen.

• Für dieses Verlangen gab es lediglich eine Gegenstimme: Auf der Buslinie 154 Westerlandanger soll am Wochenende ein Großraumbus eingesetzt werden, wie dies an Werktagen der Fall ist. Denn samstags und sonntags seien die eingesetzten Kleinbusse stets brechend voll.

• Ein junger Mann, Vater zweier Kinder, „träumt von einer Stadt, wo Kinder sich sicher und eigen­ständig bewegen können“. Einstimmig befürwortet wurde seine Forderung für eine bessere Ver­kehrsführung im Kurvenbereich Hompesch- / Möhlstraße, wo es viele Einrichtungen für Mädchen und Buben gibt. „Dort besteht ein extrem gefährlicher Durchgangsverkehr“. Mehrheitlich akzeptiert wurde seine zweite Forderung auf der Ismaninger – zwischen Sternwart- und Prinzregentenstraße, ein 500 Meter langer Abschnitt mit fünf Straßenbahnhaltestellen, Tempo 30 anzuordnen. Und: die Stadt soll Maßnahmen ergreifen, um das Parken auf dem Gehweg in der Hompeschstraße zu ver­hindern. Einstimmig angenommen.

• Ergänzend zu diesen drei Anträgen wünscht sich eine Frau im Bereich Hompesch- / Möhlstraße einen Zebrastreifen, damit der Schulweg für die Kinder sicherer wird. Angenommen!

• Eine junge Frau, die im Haus für Kinder in der Arabellastraße arbeitet (Umweltministerium) mo­nierte, dass am Ende des Brückenabgangs über die Englschalkinger Straße zum Spielplatz am Normannenplatz oft alles zugeparkt ist. „Wir wünschen uns dort einen Zebrastreifen.“ Und an der Tramhaltestelle Arabellastraße sollten Geländer angebracht werden, damit Kinder beim Warten auf die Straßenbahn nicht auf die Schienen springen können.

• Abgelehnt wurde der Antrag eines Mannes aus der Parkstadt, ein Anlieger-frei-Schild von der Wel­tenburger- kommend in die Klosestraße anzubringen. Befürwortet wurden hingegen seine Wünsche bei den Ausfahrten Gleim- und Klose- in die Weltenburger Straße Spiegel zum besseren Erfassen der Verkehrssituation zur möglichen.

• Alle Jahre wieder sind die Zustände an den S-Bahnhöfen Daglfing, Englschalking und Johannes­kirchen Thema beim Einwohnertreffen. Es wurde gefordert, den „politischen Druck aufrecht zu erhalten, damit die Zu- und Abgänge Barriere frei gemacht werden.“

Anträge und Anfragen aus dem Bereich Leben

• Bitte an den Bezirksausschuss: Eine Broschüre erstellen, wo es Freizeitaktivitäten von Sport bis Kartenrunden in Gaststätten gibt. Angenommen bei drei Gegenstimmen.

• Abgelehnt: Swimmingpools wie Kraftfahrzeuge besteuern, weil „Swimmingpools in Gärtren nicht mehr zeitgemäß sind“.

• Einstimmig verabschiedeter Antrag, ein Hilferuf, einer Krankenpflegerin: die Geburtshilfe in der München Klinik Neuperlach unbedingt erhalten, also die Versorgung zu sichern, „weil die Geburts­hilfe und die gynäkologische Betreuung im Münchner Osten zusammen zu brechen droht“.

• „Bei uns im Prinz-Eugen-Park ist es wunderbar, es gibt viel Grün-, Freizeitflächen und Spielplätze. Das ist sehr attraktiv, auch für auswärtige Besucher´. Aber es gibt keine Toiletten. Bitte wie in der Aschheimer Straße in Unterföhring eine öffentliche Toilette installieren“. Einstimmig angenommen.

• „Wie in anderen Stadtteilen eine Fahrrad-Reparaturstation in Bogenhausen einrichten. Dafür schlage ich den Platz vor dem Cosimawellenbad vor“. Mehrheitlich zugestimmt.

• Mit überwältigender Mehrheit verabschiedet: „Die Sommerstraße an der >Walpurgisinsel< in der Parkstadt ist sinnlos. Das ist Geld zum Fenster hinausgeworfen. Alle Anwohner sind dagegen. Bitte nächstes Jahr nicht mehr machen!“ • Vier Anträge zu der „nervtötenden Lärmbelästigung und den Verschmutzungen“ ausgehend vom und am Schulsportplatz der Ruth-Drexel-Schule im Prinz-Eugen-Park. Maßnahmen sollen von der Stadt geprüft werden, denn an die Zeiten, die auf den Schildern stehen, hält sich keiner.