Was ist das Beste für die Kinder und die Jugendlichen, wie kann das erreicht werden?“ Diese Gret­chenfrage von Elisabeth Pangerl, Vorsitzende des Untergremiums Bildung und Sport im Kommunal­parlament, bezüglich der gymnasialen Versorgung und der künftigen Nutzung der Bestands­gebäude des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG Elektrastraße) nach dem WHG-Um­zug in den Neubau am Salzsenderweg, ist beantwortet. Die Vernunft im Bezirksausschuss hat ge­siegt!

Der verschobene Antrag der CSU-Fraktion vom September 2022 „Nach WHG kommt LPG“ (Anm. d. Red.: LPG = Luitpold-Gymnasium) wurde mit 18 gegen 14 Stimmen – allesamt von Grün und Rot – beschlossen. Über deren Dringlichkeitsantrag, zuerst eine Generalsanierung des WHG Elektrastraße vorzunehmen und dann, ab Herbst 2028, das Luitpold-Gymnasium – knapp die Hälfte der LPG-Schüler kommen aus Bogenhausen – in den Arabellapark auszulagern, wurde folglich erst gar nicht abgestimmt.

Die Ausgangssituation: Die maroden, baufälligen LPG-Blöcke aus den Fünfziger Jahren an der Seeausstraße im Lehel müssen abgerissen und neue Gebäude erstellt werden. Das ist laut Salome Benz, Bereichsleiterin Zentrales Immobilienmanagement beim Referat für Bildung und Sport (RBS), beschlossene Sache und unumgänglich. Bei den Planungen wurden neun mögliche Ausweichquar­tiere untersucht, darunter der von den Bogenhauser Stadtteilvertretern vehement abgelehnte, weit entfernte Standort Domagkstraße im Norden Schwabings.

Das mehr als 40 Jahre alte Bestandsgebäude des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) an der Elektrastraße mit angegliedertem Neubau und der sanierten Sporthalle.    Foto: hgb

Das Ergebnis: Zwei Varianten einer temporären WHG-Elektrastraße-Nutzung zur LPG-Auslage­rung unter dem Aspekt, die gymnasiale Versorgung von Kindern und Jugendlichen aus Bogenhau­sen wohnortnah und langfristig zu sichern.

Die Variante I: Auslagerung des LPG vor Generalinstandsetzung WHG Elektrastraße. Diese Lösung bietet nach RBS-Auffassung die optimale gymnasiale Versorgung im 13. Stadtbezirk (plus 29 Klassen); der Bauunterhalt in der Elektrastraße ist bereits durchgeführt; der LPG-Bauunterhalt ist geringer; die LPG-Finanzierung ist gesichert; der Ablauf des Neubaus birgt geringere Risiken. Die­ses Modell entspricht dem beschlossenen CSU-Antrag „Nach WHG kommt LPG“.

Die Variante II: Generalinstandsetzung WHG Elektrastraße vor Auslagerung des LPG. Diese Lösung bedeutet gemäß RBS eine schlechtere, gymnasiale Versorgung im 13. Stadtbezirk; der LPG-Bauunterhalt ist mit einem hohen Aufwand verbunden; die Finanzierung der Maßnahme Elek­trastraße ist nicht gesichert; es bestehen höhere Risiken für den Bauablauf bei Umgang mit dem Bestand. Die Variante entspricht der bisherigen Abstimmung mit dem Bezirksausschuss.

Die Zeitschiene zum Beschluss / Variante I: Das WHG Elektrastraße wird nach dem Bezug der Gebäude am Salzsenderweg (Herbst 2024) rund ein Jahr lang „hergerichtet“. Ab Herbst 2025 zieht das LPG ein, ehe im Herbst 2029 der Rückumzug in den Neubau im Lehel erfolgt. Dann, also ab Herbst 2029, erfolgt die Generalsanierung des WHG Elektrastraße, bis kalkuliert etwa Herbst 2032. Klappt alles, hätte Bogenhausen ab dem Schuljahr 2032 / 2033 das seit Ewigkeiten geforderte zweite Gymnasium. Die Unterbringung von Vorläuferklassen ist ab 2030 im neuen LPG möglich.

Sitzungsunterbrechung im Bezirksausschuss zwecks Beratung zur temporären Auslagerung des Luitpold-Gymnasiums ins WHG an der Elektrastraße nach dem WHG-Umzug in den Neubau am Salzsenderweg.   Foto: hgb

Die Schülerzahlen: Die gefundene Lösung ist nach RBS-Angaben fast eine Punktlandung, vor al­lem in Bezug auf den wesentlich veränderten Bedarf durch künftig mehr Schüler aus Neubaubauge­bieten, wie vor allem aus dem Prinz-Eugen-Park. Zum Vermerk „wesentlich veränderter Bedarf“: Das LPG hat im Schuljahr 2022 / 2023 rund 980 Schüler, im WHG Elektrastraße werden knapp 1300 unterrichtet. Nach dem WHG-Umzug (Herbst 2024) stehen an der Elektrastraße also dann circa 300 Plätze mehr zur Verfügung.

Derzeit kommen 45 Prozent der Schüler (71) der LPG-Eingangsklassen aus Bogenhausen. Im WHG sind es 97 Prozent (168). In einer RBS-Prognose zum Herbst 2025 erwartet man einen er­heblichen Anstieg der Eingangsschüler – beim WHG 211 beim LPG 89. In der Summe also besagte 300 Plätze.

Die Zukunft: Die Zahl der gymnasialen Eingangsschüler aus Bogenhausen im Jahr 2035 schätzt das RBS auf etwa 300, im Jahr 2040 auf bis zu 400. Mit anderen Worten: für alle Kinder und Ju­gendliche ist der gymnasiale Unterricht – nicht zuletzt durch den dann generalsanierten Bau im Arabellapark – gesichert. Und zwar wohnortnah!

Die Debatte: Grüne und rote Lokalpolitiker, vor allem Lokalpolitikerinnen, bezweifelten die meisten städtischen Angaben („glaube Ihnen kein Wort mehr“), monierten teils zynisch nicht belastbare Prognosen, beharrten auf der Zusage der Stadt für ein zweites Gymnasium („unsere Schüler müs­sen seit 20 Jahren warten, das können jetzt andere auch mal“). Dass viele Kinder und Jugendliche aus Bogenhausen, die das LPG besuchen, bei einem Abbruch und Neubau des Gymnasiums weite Wege zu einer anderweitigen Unterbringung zurücklegen hätten müssen – das interessierte nicht.

Gleichwohl: Das Thema Gymnasium ist in Bogenhausen, so Landtagsabgeordneter und CSU-Frak­tionssprecher Robert Brannekämper, ein „Dauerärgernis“. Und: „Die Zeiten der Variante I müssen eingehalten werden, wir brauchen dringend ein zweites Gymnasium.“ Dazu Bezirksausschuss-Vor­sitzender Florian Ring: „Wir lassen uns nicht abspeisen. Wir wollen schriftlich, dass die WHG-Gene­ralsanierung ab 2029 erfolgt.“