Es war vor Jahren bereits absehbar, obwohl Anlieger protestiert, obwohl Lokalpolitiker gewarnt hat­ten: Die Lohengrinstraße – die Durchfahrt ist verboten, es gilt „Anlieger frei“ – ist zur Hauptver­kehrsverbindung, zu einer Abkürzung von der Effner- zur Cosimastraße (und natürlich ebenfalls in die Gegenrichtung) vor allem zum Prinz-Eugen-Park (dort leben mehr als 4500 Menschen) ge­worden. Auch die Wesendonkstraße ist stärker belastet. Zudem wurde die Zufahrt in die Wahn­friedallee von der Effnerstraße gesperrt.

Gegen die Belastungen im Wohnviertel, gegen „die Verkehrssituation im Bereich der Lohengrin- und Wesendonkstraße sowie den angrenzenden Seitenstraßen“ hatten sich Anwohner formiert, hat­ten den Bezirksausschuss im Mai vor zwei Jahren „dringend um Abhilfe“ gebeten. Doch wie?

Seinerzeit wurde angeführt: „Zusätzlich zur generellen Missachtung der Anliegerregelung wird die jetzt das Verbot auch noch durch Bewohner und den Zulieferverkehr des Prinz-Eugen-Quartiers in beide Richtungen täglich missachtet. Dieses Verhalten ist mittlerweile zum Gewohnheitsrecht – man bekommt zu hören >Ich fahre hier schon immer durch<. Wir beobachten zudem, dass die Ver­kehrsteilnehmer durch die Lohengrinstraße unter Missachtung von Tempo 30 und der Rechts-vor-Links-Regelung regelrecht durchrasen. Erschreckend ist, dass die Aggressivität der Autofahrer weiter steigt. Macht man darauf aufmerksam, wird man beleidigt, manchmal wird sogar Gewalt an­gedroht.“

Deutliche Vorwürfe an die Stadt: „Leider haben wir die Verkehrssituation, die wir Anwohner be­fürchtet haben. Die Stadt hat für teures Geld ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben. Darin wurde damals als beste Lösung eine Sackgassenregelung für die Lohengrin- zur Effnerstraße hin aufgezeigt. Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen ein Gutachten erstel­len lassen und dieses dann nicht befolgen.“

 
Ecke Effner- / Lohengrinstraße: Die Durchfahrt ist nur für Anlieger frei, doch kaum einen Verkehrsteilnehmer stört das Verbot.    Foto: hgb

Jetzt gibt’s einen erneuten Vorstoß von Anliegern aus der Wesendonkstraße 83: „Der Prinz-Eu­gen-Park befindet sich jetzt in der Endphase der Bebauung, die Wohnungen sind bezogen. Das Verkehrsaufkommen in der Wesendonk- und Lohengrinstraße ist seitdem stark angewachsen: Die Lohengrin- ist der Zufahrtsweg von der Effnerstraße zum Prinz-Eugen-Park, die Wesendonkstraße ist der Zufahrtsweg vom Prinz-Eugen-Park zur Effnerstraße,. Der >Anliegerbereich< interessiert die Autofahrer nicht. Verständlich, würden Kontrollen stattfinden, kann man eine Ordnungswidrigkeit mit einer Ausrede gut umgehen. Die Verkehrsteilnehmer fahren oft zu schnell und achten nicht auf Fuß­gänger oder Radfahrer. Der Parkraum im Anliegerbereich ist ausgelastet.“

Und weiter: „Auch die Verlagerung der parkenden Kraftfahrzeuge in die Wohngebiete rund um den Prinz-Eugen-Park sind ein Zeichen, dass das Mobilitäts- / Verkehrskonzept des Quartiers nicht greift. Welche Möglichkeiten es gibt, um die Verkehrssituation in unserem Anliegergebiet zu beruhigen / verbessern?

Den Anwohnerbrief beantwortete Samuel Moser, Vorsitzender des Untergremiums Verkehr im Kommunalparlament (Auszüge):

Die Problematik des Durchgangsverkehrs ist – nach Rücksprache mit der Polizei – mit den Mitteln der Straßenverkehrsordnung (StVO) nur unzureichend lösbar. Das Schild „Anwohner frei“ ist die am häufigsten missachtete Verkehrsregelung. Schon die Einrichtung vor mehreren Jahren hat die rechtlichen Voraussetzungen für eine Anordnung nur teilweise erfüllt. Die Polizeistreifen haben die Anweisung, den Grund für die Durchfahrt der genannten Straßen bei Kontrollen abzufragen. Jedoch ist beispielsweise bereits die Angabe der Tankstelle als Ziel eine „zulässige Ausrede“. Aufgrund der zahlreichen Schwierigkeiten einer strikten Umsetzung der Regel kann die Polizei jedoch meist keine Bußgelder verhängen, sondern informiert stattdessen gezielt über die Regelung. Mit anderen Wor­ten: Die Angaben der Anlieger werden bestätigt.

Und weiter heißt es in der Antwort: „Andererseits wurde innerhalb des Prinz-Eugen-Parks ein Stra­ßenzug (Eugen-Jochum-Straße) noch nicht fertiggestellt. Dort werden weitere Stellplätze entstehen, die insbesondere der Regelung des Besuchsverkehrs dienen sollen. Für die Bewohner gibt es ei­gentlich ausreichend Stellplätze, viele Tiefgaragen sind noch nicht vollständig ausgelastet.“

Nun denn! Tatsächlich gibt es Dutzende freie Stellplätze in den Tiefgaragen. Viele Bewohner scheuen die Kosten – 80 bis 120 Euro Miete monatlich. Folglich wird selbst vor Ausfahrten geparkt. Und zudem haben etliche Haushalte mehr als ein Fahrzeug. Die gebotenen Alternativen zum Au­to via Mobilitätszentrale mit Lastenrädern und Carsharing greifen nicht.

Moser abschließend: „Letztendlich sehen weder die Polizei noch ich gerade eine Möglichkeit (Anm. d. Red.: >eine< steht im Originaltext; gemeint ist wohl >keine<), den Durchgangsverkehr in der Lohengrin- und angrenzenden Straßen nachhaltig zu verringern. Die Polizei wird weiterhin re­gelmäßig kontrollieren und auf die Regelung aufmerksam machen. Ich werde das Thema nochmals mit der Quartiersgenossenschaft besprechen. Vielleicht können die nochmals die Bewohner des Prinz-Eugen-Parks bitten, die Regelung stärker zu befolgen. Sollten Sie einen konkreten Vorschlag zur Verbesserung haben, melden Sie sich.“ Kommentar dazu. Überflüsig!

Die Anlieger widersprechen prompt. Und: „Eine einfache, schnell umsetzbare Lösung wäre eine Öffnung der Wahnfriedallee. Das würde zum Beispiel das Verkehrsaufkommen in der Lohengrin- / Wesendonkstraße entlasten. Auch würde ein verkehrsberuhigender Umbau der Straßenführung ein schnelles Durchfahren deutlich erschweren. Verständnis für diese Fehlplanungen und absehbaren Folgen haben wir nicht!“

Das Statement des Bezirksausschusses laut Protokoll: Die vor mehreren Jahren beschlosse­nen Maßnahmen haben den Durchgangsverkehr in dem Viertel nachhaltig reduziert. Die Aufhebung der Regelung wird abgelehnt. Die Einschätzung, dass die Wesendonkstraße unangemessen stark befahren würde, wird nicht geteilt.

Ob die Ergebnisse der von der Stadt zugesagten Verkehrszählung nach Fertigstellung der Woh­nungen im Prinz-Eugen-Park etwas ändern? Kaum an zunehmen.