Verschmutzte, hellgrau lackierte Lärmschutzwände aus Blech, verdreckte Eingrenzungen aus Stahlbeton – und dazu noch Schmierereien in allen möglichen Farbtönen: Das Umfeld beidseitig der Busstopps Herzogpark am Isarring wirkt bedrückend, ist wahrlich keine Visitenkarte für Bogenhausen. Das hat auch Mara Bertling, Mitgründerin und Geschäftsführerin von „Dein München“ – Leitbilder „Wir machen Kinder und Jugendliche stark für ein selbstbestimmtes Leben“ und „Wir setzen da ein, wo Schule, Elternhaus und städtische Institutionen ihre Grenzen erreichen“ – erkannt und den Mitgliedern des Bezirksausschusses eine „Verschönerung“ vorgeschlagen.

Der Ansatz: Für die Haltestelle am Herzogpark möchte die Gesellschaft unter dem Jahresmotto „Mut auf Zukunft“ ein Graffitikunstwerk auf rund 80 bis 100 Meter Länge der Lärmschutzwand entlang des Isarrings umsetzen. Geplant ist eine „Wertedemo“ mit Umrissen der beteiligen Kinder und Jugendlichen (nach Schablonen), die Schilder tragen mit Werten, die sie sich für eine solidarische Stadtgemeinschaft wünschen. Bertling erklärte: Das Projekt würde unter Anleitung eines Kollektivs aus Kunstschaffenden stattfinden. Umgesetzt könnte es eventuell bereits im Juni 2024.

Die Mitglieder des Untergremiums Kultur, Soziales und Vereine im Kommunalparlament begrüßten das Vorhaben und „sehen in der Arbeit der Vereinigung einen Mehrwert“. Und, so der Beschluss: „Dein München darf auch gern beide Schallschutzwände, Nord- und Südseite, >bespielen<. Dies würde auch der Anhörung des Baureferats entsprechen.“

Alles soll möglichst zusammen mit dem Pilotprojekt „Street Art und Graffiti“ des Kulturreferats erfolgen – und zwar „zeitnah, so dass bereits zur Fußball-Europameisterschaft (Anm. d. Red.: ab 14. Juni) alles verschönert ist.“

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Bereits vor vier Jahren hatte die CSU-Fraktion für die Lärmschutzwand per Antrag „Grün statt Graffiti“, ein dauerhaftes Gestaltungskonzept, von der Stadt gefordert. „Eine der Örtlichkeit angepasste grüne Wand in Form einer umfassenden Bepflanzung“ sollte umgesetzt werden. Das scheiterte aber an den am Gehwegrand verlegten Leitungen.

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„Dein München“ setzt sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche aus München ein. Ziel ist es, für Chancengleichheit, soziale Teilhabe und Integration zu sorgen. Mit Kunstprojekten wie „Wir mischen mit“ soll durch die Gestaltung großflächiger Fassaden die Sichtbarkeit der Kinder und Jugendlichen im öffentlichen Raum gefördert werden. Ein Beispiel hierfür ist ein Graffitikunstwerk in der Thalkirchner Straße, das vor zwei Jahren geschaffen wurde.

Der Antrieb des Teams gemäß eigenen Angaben: In keiner deutschen Stadt ist Armut so wenig sichtbar wie in München – ein Fünftel der Bevölkerung lebt mittlerweile in Armut, davon rund 30 000 junge Menschen. Die soziale Notlage vieler Menschen, insbesondere von Kindern und Jugendlichen, verhindert eine echte Teilhabe am städtischen Leben und Erleben. Perspektiven und Lebensplanungen sind dadurch extrem eingeschränkt, ein Scheitern leider oft vorgezeichnet. Für viele junge Menschen aus Risikolagen ist eine positive Entwicklung zu engagierten und gleichberechtigen Mitgliedern unserer Stadtgemeinschaft dadurch verwehrt.“

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Für das angeführte Pilotprojekt „Street Art und Graffiti“ des Kulturreferats bewirbt sich der Stadtbezirk. Für den „Pool“ wurden zugleich Flächen vorgeschlagen:

• Mauer entlang des Bürgerparks Oberföhring, Seite Effnerstraße

• Isarring von Schwabing kommend auf Höhe der Abfahrt zum Effnerplatz

• Berg am Laim, Auto- und Fußgängerunterführung

• Autobahnunterführung Grasbrunner- / Burgauer Straße

• Autobahnunterführung Süskind- / Kronstädter Straße

• Autobahnunterführung Grasbrunner Straße (Ende und Kreisel)

• Unterführung Johanneskirchner Straße

• Unterführung Stegmühlstraße

• Unterführung Mauerkircherstraße / Isarring

Einfach hässlich: Mit Graffitis „garnierte“ Lärmschutzwände beidseits der Haltestelle Herzogpark am Isarring. Die Aktion „Dein München“ will das ändern. Fotos: hgb